Die PRIMUS(„prostate risk identification for micro-ultrasound“)-Klassifizierung wurde 2016 entwickelt, um suspekte Zonen in der peripheren Zone der Prostata mit Hilfe des Mikroultraschalls zu beurteilen. Die Prostata wird grob in eine periphere und in eine transitionale Zone, zu der auch große Teile der anterioren Prostata gehören, eingeteilt. Nunmehr stellt sich die Frage, ob diese auch für die gesamte Prostata angewendet werden kann, um klinisch signifikante Prostatatumoren zu detektieren.
Es wurden 399 Prostatabiopsien an 372 Patienten mit dem ExactVu™-Mikroultraschallsystem (Exact Imaging, Markham, Kanada) von Januar 2018 bis Mai 2019 am Ordensklinikum Linz durchgeführt. Der mediane PSA (Prostata-spezifisches Antigen) betrug 6,7 ng/ml (IQR 4,5–11,2 ng/ml), und 30 % hatten einen positiven Tastbefund an der Prostata. Suspekte Zonen wurden in Echtzeit nach PRIMUS klassifiziert, und eine TRUS-Biopsie wurde in gleicher Sitzung mittels Mikroultraschall durchgeführt. Der histologische Befund wurde mit dem Mikroultraschallbefund verglichen.
Die Biopsie ergab eine Krebsdiagnose bei 60 % der Patienten, wobei bei 42 % der Patienten ein Tumorbefund mit einer Gleason-Grad-Gruppe (GG) > 1 gefunden wurde. Die PRIMUS-Klassifizierung hatte eine AUC von 0,76 für die Vorhersage eines Tumors mit einer Gleason-Grad-Gruppe > 1 für die periphere Zone. Die Genauigkeit betrug zwischen 0,68 und 0,83, abhängig von der Prostataregion, mit der höchsten Genauigkeit im Prostataapex und der niedrigsten Genauigkeit an der Prostatabasis. Ziele in der anterioren Prostata wurden biopsiert, aber grundsätzlich nicht nach PRIMUS klassifiziert, da die Klassifizierung zurzeit nur für die periphere Zone validiert ist. Jedoch wurde bei 33 der 737 Proben aus der anterioren Prostata eine PRIMUS-Klassifizierung durchgeführt, und in diesen zeigte sich eine Genauigkeit mit einer AUC von 0,8.
Mikroultraschall und die PRIMUS-Klassifizierung sind nützliche Werkzeuge, um Prostatakrebs zu detektieren, und zeigen eine gute diagnostische Genauigkeit in der gesamten Prostata. Mit dieser lässt sich die hohe falsch-negative Rate von Prostatabiopsien reduzieren, wobei man hier nicht auf die multimodalen und untersucheraufwändigen Untersuchungen zurückgreifen muss, wie z. B. die Prostata-MRT.