01.02.2024 | AKTUELL
Ängstlichkeit könnte mit Demenz assoziiert sein
Erschienen in: PRO CARE | Ausgabe 1-2/2024
Benzodiazepine dämpfen die Hirnaktivität und können den Schlaf erleichtern und bestehende Ängste lösen — aber auch kurzfristig zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen führen.
Einige Guidelines raten davon ab, Benzodiazepine in der älteren Bevölkerung einzusetzen — dennoch nehmen knapp 30 Prozent aller über 65-Jährigen in Europa Benzodiazepine ein, wie Ilse vom Hofe, Abt. für Epidemiologie am Klinikum Erasmus MC in Rotterdam, Niederlande, feststellt: „Dreimal so viele wie in der gesamten erwachsenen Bevölkerung“. Dabei werden neben akuten kognitiven Nebenwirkungen, wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, auch nachhaltige kognitive Schäden vermutet. Die aktuelle Datenlage konnte dies bislang jedoch nicht eindeutig klären. Daher analysierten vom Hofe und Mitarbeitende in einer prospektiven Populationsstudie etwa 5.500 kognitiv unauffällige Personen über 60 Jahren aus der seit 1991 laufenden Rotterdam-Populationsstudie auf ihren Benzodiazepin-Konsum und ihr Demenzrisiko.
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Voraussetzung für die Teilnahme an der Analyse war das Alter (über 60 Jahre), ein demenzfreier kognitiver Zustand und eine Mini-Mental-Status- Test-Punktzahl von mindestens 26 Punkten. Als Baseline (Ausgangszeitraum) legte das Team die Jahre 2002 bis 2008 fest, wertete jedoch ebenfalls die Arzneimittelabgaben über Apothekendaten für die Jahre 1991 bis 2002 aus. Den primären Endpunkt bildete die Demenzdiagnose nach den Kriterien des DSM-IV und NINCDS-ARDA (National Institute of Neurological and Communicative Disorders and Stroke und Alzheimer’s Disease and Related Disorders Association).
Die Hälfte der Teilnehmenden nahm von 1991 bis 2002 Benzodiazepine ein, zum Baseline-Zeitraum waren es 13 Prozent. Unter den Benzodiazepinen dominierten mit 47 Prozent anxiolytisch wirksame Vertreter, danach folgten mit 34 Prozent Kombinationstherapien aus anxiolytischen und sedierenden Benzodiazepinen, 20 Prozent waren rein sedativ wirksam. Über einen mittleren Follow-up-Zeitraum von 11,2 Jahren wurde bei 13,3 Prozent eine Demenz diagnostiziert. Eine Assoziation zwischen Benzodiazepinen und erhöhtem Langzeitrisiko für Demenz konnten vom Hofe und Mitforschende nicht finden. Auch bei einer höheren kumulativen Dosis blieb das Risiko gegenüber Probanden, die kein Benzodiazepin einnahmen, gleich. Personen unter anxiolytischen Benzodiazepinen hatten jedoch ein signifikant höheres Risiko, eine Demenz zu entwickeln. Allerdings hatten Menschen mit zum Ausgangszeitpunkt präsenter Angststörung per se eine höhere Hazard-Ratio für eine Demenz.
pb