Optimiertes Therapiemanagement hat AML-Prognose verbessert

Es müssen nicht immer neue Wirkstoffe sein: Auch die optimierte Behandlungssteuerung und eine bessere supportive Therapie haben die Prognose von Personen mit akuter myeloischer Leukämie verbessert, wie Daten der HARMONY-Studie1 nahelegen. stephm2506 / stock.adobe.com × „Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass sich das Outcome von Patientinnen und Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML), die mit konventioneller intensiver Induktionschemotherapie behandelt wurden, über zwei Jahrzehnte hinweg in allen AML-Risikogruppen signifikant verbessert hat“, resümiert ein Team um Marta Sobas vom Universitätsklinikum in Wroclaw, Polen. Das Team hat eine retrospektive Analyse von Real-World-Daten aus dem HARMONY-Programm (siehe unten) vorgenommen, in das Daten von über 100 europäischen Behandlungszentren aus den Jahren 1997–2016 eingegangen sind (n=5.359). Das mediane Gesamtüberleben (OS) stieg im untersuchten Zeitraum von 15,5 Monaten auf 37,8 Monate. Als Haupttreiber dieser positiven Entwicklung sehen die Forschenden um Sobas ein optimiertes Therapiemanagement und eine bessere supportive Versorgung, was sie daraus ableiten, dass frühe Todesfälle (ED, „early death“; Tode binnen 60 Tagen nach AML-Diagnose) im Untersuchungszeitraum seltener geworden sind. Die ED-Rate sank von 13% (Periode 1997–2001) statistisch signifikant auf 4,7% (Periode 2012–2016; p<0,0001).Die im Untersuchungszeitraum verbesserten Resultate einer intensiven Induktionschemotherapie hätten sich mit Blick auf OS und ED auch für Patientinnen und Patienten gezeigt, die 60 Jahre oder älter waren. Diese Erkenntnisse stützten Empfehlungen, auch ältere AML-Erkrankte intensiv zu behandeln, sofern keine Kontraindikationen bestünden, schreiben Sobas und ihr Team. In ähnlicher Weise unterstrichen Daten aus ihrer aktuellen Analyse auch die Bedeutung der allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (alloHSCT) für die Konsolidierungstherapie von Patientinnen und Patienten im Alter ≥60 Jahre: Das OS derjenigen, die sich einer alloHSCT unterzogen hatten, sei statistisch signifikant besser gewesen als von Betroffenen ohne alloHSCT. Das dürfte auch auf eine sicherere Durchführung der alloHSCT in jüngerer Zeit zurückzuführen sein, vermuten Sobas und ihre Kolleginnen und Kollegen. Während weitere OS-Verbesserungen wahrscheinlich durch zielgerichtete Onkologika und eine MRD(„minimal residual disease“)-abhängige Therapiesteuerung zu erwarten seien, könnten die jetzigen HARMONY-Ergebnisse als Benchmark dienen, ordnet das Studienteam seine Befunde global ein. Studie und Ergebnisse im Detail Sobas und ihr Team hatten den Untersuchungszeitraum für ihre Analysen in vier kalendarische Perioden unterteilt: 1997–2001; 2002–2006; 2007–2011; 2012–2016. Zu weiteren Ergebnissen der Zeitvergleiche zählten unter anderem: Die meisten der bekannten relevanten Faktoren, die mit dem OS in Verbindung stünden – darunter (zyto-)genetische Aberrationen und das Alter – seien stabil gewesen, schreibt das Studienteam mit Blick auf etwaige Unterschiede zwischen den vier Zeitperioden. Auch die im Studienzeitraum gestiegene Anthrazyklindosis dürfte Einfluss auf den beobachteten positiven OS-Trend gehabt haben: Zum einen sei das OS bei Personen, für die solche Angaben verfügbar waren, besser gewesen, wenn eine höhere verabreichte Dosis dokumentiert gewesen sei. Zum anderen sei der Anteil geringerer Anthrazyklindosen im früheren Teil des Untersuchungszeitraum größer als im späteren gewesen. Das verbesserte OS sei in allen Altersgruppen beobachtet worden, unabhängig davon, ob die Betroffenen sich einer konsolidierenden alloHSCT unterzogen hätten oder nicht. Allerdings hätten ältere Patientinnen und Patienten, die mit einer Transplantation behandelt worden seien, den größten OS-Benefit erfahren, konstatieren Sobas und ihre Kolleginnen und Kollegen. Aufgeschlüsselt nach dem gemäß ELN (European LeukemiaNet) klassifizierten Risiko habe sich gezeigt, dass das OS bei Intermediär- oder Hochrisikoerkrankten signifikant besser ausgefallen sei, wenn diese mit einer alloHSCT konsolidiert worden wären (vs. ohne alloHSCT). „Darüber hinaus bestätigen unsere Daten die aktuellen Empfehlungen für Patientinnen und Patienten mit gemäß ELN günstigem Risiko, die nur in Fällen einer unzureichenden MRD-Clearance oder eines Rückfalls eine alloHSCT erhalten sollten“, so Sobas und ihr Team. Was hieß „intensive Chemotherapie“? Als „intensives Induktionsregime“ galt eine Chemotherapie, die auf der täglichen Verabreichung von Cytarabin (AraC) in einer Dosierung von 100–200 mg/m² Körperoberfläche (KOF) für einen Zeitraum von 5–7 Tagen basierte. Je nach Behandlungsperiode und -zentrum variierten dann die jeweils zusätzlich eingesetzten Anthrazykline (Daunorubicin, Idarubicin, Mitoxantron) und weiteren Chemotherapeutika (z.B. Thioguanin, Etoposid, Nukleosidanaloga) und Wirkstoffe zur Differenzierung der AML-Zellen (z.B. Valproat, ATRA [all-trans-Retinsäure]). Gängige Variante der intensiven Induktionstherapie ist das 7+3-Schema (Verabreichung von AraC an 7 Tagen und von einem Anthrazyklin an 3 Tagen). Daten von Personen, die mit Nicht-AraC-Regimen oder zielgerichtet behandelt worden waren, wurden von der aktuellen Analyse ausgeklammert. Stichwort HARMONY-Programm Hinter dem von der Europäischen Union geförderten Programm HARMONY (The Healthcare Alliance for Resourceful Medicines Offensive against Neoplasms in HematologY) steckt das Ansinnen, die Therapie von Personen mit hämatologischen Erkrankungen durch die Bündelung von Daten zu verbessern. Leitend ist dabei die Idee, dass sich mit Hilfe einer solchen Big-Data-Initiative ausreichend hohe Fallzahlen zusammentragen lassen, etwa, um mit Blick auf bestimmte genetische Alterationen überhaupt therapierelevante Analysen durchführen zu können.2 Angelegt ist das Projekt als „public-private partnership“. Beteiligt sind neben einschlägigen akademischen Behandlungszentren auch Pharmafirmen. Das Koordinationsbüro von HARMONY ist am Institute of Biomedical Research of Salamanca (IBSAL) in Spanien angesiedelt. Referenzen: 1Sobas MA et al.: Outcomes with intensive treatment for acute myeloid leukemia: an analysis of two decades of data from the HARMONY Alliance. Haematologica 2024; https://doi.org/10.3324/haematol.2024.285805 2https://www.harmony-alliance.eu Quelle: springermedizin.de

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