Einfache Hysterektomie ist bei frühem Zervixkarzinom sicher

Die radikale Hysterektomie ist eine hoch effektive Maßnahme bei Gebärmutterhalskrebs. Bei Niedrigrisikopatientinnen kann jedoch ein einfacher Eingriff ausreichen, ohne negative Effekte in Kauf zu nehmen. Im Gegenteil profitieren gut ausgewählte Patientinnen sogar von der schonenden Methode, wenn Lebensqualität oder Komplikationen betrachtet werden. Bei Niedrigrisiko-Patientinnen mit frühem Zervixkarzinom ist keine radikale Hysterektomie erforderlich. Als ebenso sicher und komplikationsärmer hat sich in der SHAPE-Studie die einfache Hysterektomie mit Dissektion der Beckenlymphknoten erwiesen [1]. Dank des effektiven Screenings auf Zervixkarzinome werden diese immer häufiger in frühen Stadien und bei noch jungen Frauen detektiert, informierte Prof. Dr. Marie Plante, Laval Universität, Quebec, Kanada. Zwar ist die radikale Hysterektomie mit Entfernung der Parametrien und der oberen Vagina in dieser Situation eine hoch effektive Maßnahme; sie erfordert jedoch chirurgische Expertise und Training. Plante wies zudem darauf hin, dass Langzeitkomplikationen wie Stuhl- und Harninkontinenz sowie Störungen der Sexualfunktion die Lebensqualität gerade dieser jungen Frauen stark einschränken. Mittlerweile gibt es retrospektive Daten, laut denen eine weniger radikale Operation beim frühen Zervixkarzinom als sicher betrachtet werden kann und mit einer geringeren Morbidität assoziiert ist (2]. Einfache Hysterektomie nicht unterlegen In der Phase-3-Studie SHAPE wurde die einfache Hysterektomie jetzt bei 700 Frauen mit Zervixkarzinomen der Stadien IA2 und IB1 mit der radikalen Hysterektomie als Standard verglichen. Voraussetzung für die Teilnahme war eine stromale Invasion von <10 mm und ein maximaler Tumordurchmesser von 2 cm, betonte Plante. Bei Patientinnen beider Arme erfolgte gleichzeitig mit der Hysterektomie die Dissektion der Beckenlymphknoten. Die Rezidivrate im Becken nach drei Jahren (primärer Endpunkt) war nach einem medianen Follow-up von 4,5 Jahren in beiden Armen vergleichbar: Im experimentellen Arm lag sie bei 2,52 %, bei radikaler Hysterektomie bei 2,17 %. Bei einem absoluten Unterschied von nur 0,35 % liegt das obere 95%ige Konfidenzintervall bei 2,32 % und damit unter dem geforderten Wert von 4%, sodass die Nicht-Unterlegenheit der einfachen Hysterektomie im Vergleich zum radikalen Vorgehen belegt ist. Auch extrapelvines rezidivfreies Überleben und Gesamtüberleben waren bei einfacher bzw. radikaler Hysterektomie ähnlich (98,1% vs. 99,7% bzw. 99,1% vs. 99,4%). Dieses Ergebnis galt für die verschiedenen Subgruppen unabhängig von Stadium, Histologie und Tumorgrad. Doch waren intraoperative Komplikationen an Blase bzw. Ureter bei radikaler Operation dreimal häufiger bzw. doppelt so häufig wie bei einfacher Hysterektomie. Auch litten radikal operierte Frauen akut und langfristig signifikant öfter unter Harninkontinenz und -verhalt (p=0,048 bzw. p<0,0001). Rigorose Selektion der Patientinnen entscheidend Die Erhebungen zu verschiedenen Domänen der Lebensqualität und der Sexualfunktion ergaben ebenfalls deutliche Vorteile zugunsten der einfachen Operation. „Damit kann die einfache Hysterektomie beim frühen Zervixkarzinom mit niedrigem Risiko als neuer Standard betrachtet werden, der der radikalen Hysterektomie gleichwertig ist“, betonte Plante. Voraussetzung für ein solches Vorgehen ist nach ihren Worten allerdings die sorgfältige und rigorose Selektion von Patientinnen vor dem Eingriff. basierend auf: ASCO Annual Meeting 2023, 2.-6.6.2023, Chicago (hybrid); Session: Plante M et al.; Abstract LBA5511 abrufbar unter https://meetings.asco.org/abstracts-presentations/219845

Springer Medizin Österreich

Einfache Hysterektomie ist bei frühem Zervixkarzinom sicher

Weiterführende Themen

Springer Medizin Österreich

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen