Voraussetzungen
Gewicht | Body Mass Index (BMI) (kg/m2) |
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Untergewicht | ≤ 18,49 |
Normalgewicht | 18,5–24,9 |
Übergewicht | 25,0–29,9 |
Adipositas Grad I | 30,0–34,9 |
Adipositas Grad II | 35,0–39,9 |
Adipositas Grad III | ≥ 40 |
Wer? | Was? | Warum? |
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Allgemein- und Viszeralchirurgie | Anamnese und körperliche Untersuchung | Ausschluss von Kontraindikationen (bestimmte Voroperationen, extreme Verwachsungen) |
Ösophagoduodenogastroskopie mit Biopsien | Ggf. Helicobacter-pylori-Eradikation, Behandlung mit PPI bei Ulzera, Refluxösophagitis bzw. Gastritis | |
Kombinierte 24-h-Impedanz-pH-Metrie mit Ösophagusmanometrie | Feststellung einer Motilitätsstörung des Ösophagus, GERD | |
Sonographie des Abdomens | Fragestellung: Cholezystolithiasis? Hepatosplenomegalie? | |
⇒ Anschließend Befundbesprechung aller Vorbefunde und Festlegung der Operationsmethode | ||
Stoffwechselambulanz | Ernährungsstatus mit Körperfettmessung | Ausschluss von Stoffwechselerkrankungen (z. B. Hypothyreose, Morbus Cushing) |
Stoffwechsellabor inklusive Vitamin- und Hormonstatusa | Substitution von Vitaminen, Proteinen Spurenelementen | |
Diätberatung | Beurteilung Essverhalten | Beurteilung Essverhalten im Hinblick auf Operationsmethode |
Aufklärung über präoperatives Essverhalten, ggf. präoperative Gewichtsreduktion | Volumenreduktion des linken Leberlappens zur Erleichterung der Operation | |
Aufklärung über postoperatives Essverhalten | Postoperativer Kostaufbau, Vermeidung Dumping-Syndrom und „weight regain“ | |
Psychologie | Psychologischer Status und Ausschluss von therapiebedürftigen psychiatrischen Erkrankungen sowie der psychiatrischen Stabilität | Beurteilung der psychiatrischen Stabilität in Bezug auf Langzeiterfolg, Compliance |
Ausschluss von Kontraindikationen |
Wirkprinzipien
Operationstechniken
Allgemeines
Roux-Y-Magenbypass
Schlauchmagen („Sleeve“)
One anastomosis gastric bypass
Adjustierbares Magenband
Magenfaltung
Magenballon
Biliopankreatische Diversion – Operation nach Scopinaro
Biliopankreatische Diversion mit duodenalem Switch (BPD-DS)
Single anastomosis duodeno-ileal bypass mit Sleeve
Revisionseingriffe
Langzeitergebnisse
Nachsorge
Hormonelle Verhütung und Schwangerschaft | Magenbypass bzw. malabsorptive Verfahren: abgesetzte Wirkung der oralen Kontrazeption Schwangerschaft frühestens 2 Jahre postoperativ, Folsäurestatus beachten! |
Eisenmangel | Eisenmangel häufig schon vorbestehend (nährstoffarme Lebensmittel), Supplementation präoperativ und postoperativ |
Sekundärer Hyperparathyreoidismus | Übergewicht häufig mit Vitamin-D-Mangel assoziiert (nährstoffarme Lebensmittel), engmaschige Kontrolle postoperativ, ggf. Supplementation |
Plastisch-chirurgische Eingriffea (2 Schritte) – Unterer Bodylift (Oberschenkel + Gesäß) – Oberer Bodylift (Abdominoplastik, Mammaplastik, Oberarme) | – Gewichtsstabilität für mindestens 1 Jahr – BMI maximal 28 kg/m2 – EWL von mindestens 2/3 (= 66,6 %) – Fettschürzenbildung, Weichteilreizungen |
Komplikationen
Dumping-Syndrom
Anastomosenulkus
Anastomosenstrikturen
Anastomoseninsuffizienz
Innere Hernien oder intestinale Obstruktion
Reflux
Gewichtszunahme („weight regain“) und insuffizienter Gewichtsverlust
Endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikographie nach Magenbypass
Fazit für die Praxis
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Bariatrisch-metabolische Operationen sollten nur nach Ausschöpfung der konservativen Maßnahmen und umfassender präoperativer Abklärung durchgeführt werden.
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Trotz des Risikos von Komplikationen und Langzeitschäden überwiegen die Vorteile einer Operation aufgrund der exzellenten Ergebnisse in Bezug auf Gewichtsverlust und Behandlung von Adipositas-assoziierten Komorbiditäten massiv.
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Jedes Verfahren hat Vor- und Nachteile, die nach ausführlicher Überlegung gegeneinander abgewogen werden sollten. Wichtige Fragen sind dabei die Höhe des Body Mass Index (BMI), Komorbiditäten, Vorerkrankungen, Patientencompliance, Essverhalten, Refluxanamnese und die Erwartungshaltung des Patienten.
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Als chirurgischer Notfall gelten innere Hernie/Volvulus, perforiertes Anastomosenulkus, Anastomoseninsuffizienz und Blutungen.
Alimentärer Schenkel | Dünndarmschlinge, die den Nahrungsbrei vom Magen bis zur Jejunojejunostomie transportiert |
Anastomosenulkus | Ulkus (= Geschwür) an der Gastrojejunostomie |
Anastomositits | Entzündung der Gastrojejunostomie ohne Ulkus, gastroskopisch durch eine Rötung an der Anastomose sichtbar |
Banderosion (= Bandmigration) | Einwanderung des Magenbandes in das Magenlumen durch Erosionen an der Magenwand |
Bandverkippung/Bandverrutschen (engl. „band slippage“) | Verrutschen des Magenbandes: Herniation des distalen Magens durch das Magenband mit folgender Pouchdilatation und ggf. Obstruktion |
Biliärer Schenkel | Dünndarmschlinge, welche die Verdauungssäfte von Magenrest, Leber und Bauchspeicheldrüse bis zur Jejunojejunostomie führt |
Biliopankreatische Diversion (BPD) | Operationstechnik, bei welcher der Magen quer durchtrennt wird, Anlage einer Gastrojejunostomie, Anlage einer Ileojejunostomie, sehr kurzer „common channel“ mit hoher Gefahr der Malnutrition |
Biliopankreatische Diversion mit duodenalem Switch (BPD-DS) | Operationstechnik mit Sleeve-Resektion, Anlage einer Duodenojejunostomie sowie sehr kurzem „common channel“, hohe Gefahr der Malnutrition |
Body Mass Index (BMI) | Formel zur Berechnung des Adipositasgrades: Körpergewicht/(Körpergröße2) |
„Common channel“ (CC) (= gemeinsamer Schenkel) | Dünndarmschlinge, in der Verdauungssäfte und Nahrungsbrei aufeinandertreffen |
Dumping-Syndrom | „Sturzentleerung“ des Magens (engl. „to dump“ = stürzen): pathologisch beschleunigte Magenentleerung mit konsekutiver Volumenverschiebung im Dünndarm (Frühdumping) oder Hypoglykämie (Spätdumping) durch erhöhte Insulinausschüttung |
„Excessive weight loss“ (EWL) | Gewichtsverlust des Übergewichtes |
GERD | Gastroösophageale Refluxkrankheit |
Ghrelin | Hormon, das Hunger und Appetit anregt („Gegenspieler“ des Leptins) |
Innere Hernie | Einklemmung von Darm im Mesenterium, z. B. in Mesenterialschlitzen oder im Peterson-Space (s. unten) |
„Laparoscopic adjustable gastric banding“ (LAGB) (= Magenband) | Laparoskopisch angelegtes, adjustierbares Magenband Besonderheit: Volumen regelbar, dadurch Veränderung des Innendurchmessers |
Leptin | Hormon, welches das Sättigungsgefühl vermittelt (Gegenspieler des Ghrelins) |
Malabsorption | Reduzierte Aufnahme von Nährstoffen (Fette, Kohlenhydrate, Proteine, Vitamine, Spurenelemente) im Verdauungstrakt |
Malnutrition | Mangelernährung, besonders bei malabsorptiven Verfahren vorkommend |
Morbide Adipositas | Adipositas mit assoziierten Folgeerkrankungen |
„One anastomosis gastric bypass“ (OAGB) (= „mini gastric bypass“, „single anastomosis gastric bypass“, „omega loop gastric bypass“) | Magenbypass: Kreation eines Pouches, Anlage einer Gastrojejunostomie mit Omega-Loop Rekonstruktion, Besonderheit: keine alimentäre Schlinge und nur eine Anastomose Cave: biliärer Reflux |
Peterson-Space | Mesenterialschlitz zwischen Mesokolon des Querkolons und Mesenterium der zum Magenpouch hochgezogenen Dünndarmschlinge |
Pouch | Kleine „Magentasche“ am Mageneingang, wird beim Magenbypass und beim Magenband angelegt |
Protonenpumpeninhibitor (PPI) | Medikament zur Hemmung der Säureproduktion, Behandlung von Ulzera und Refluxerkrankung |
Remnant | Magenrest, der bei der Magenbypassoperation in situ verbleibt |
Restriktion | Verringerte Nahrungsaufnahme durch Verminderung des Magenvolumens |
Roux-Y-Rekonstruktion | Dünndarmrekonstruktion durch Anlage eines alimentären und biliären Schenkels, die mittels Jejunojejunostomie zu einem „common channel“ vereint werden |
„Single anastomosis duodenal-ileal bypass“ mit Sleeve (SADI-S) | Schlauchmagenresektion mit anschließender Duodenojejunostomie unter Erhalt des Pylorus |
Schlauchmagenresektion (engl. „sleeve gastrectomy“, kurz: „Sleeve“) | Operationstechnik, bei welcher der Magen schlauchförmig unter Resektion der großen Kurvatur verkleinert wird |
Stapler (engl.) = Klammernahtgerät | Chirurgisches Instrument, das den Darm bzw. Magen durch Klammernahtreihen beidseits verschließt und in 2 Teile durchtrennt |
„Swedish adjustable gastric banding“ (SAGB) | Aus Schweden stammendes adjustierbares Magenband, ein häufig vorkommendes Modell |
„Total weight loss“ (TWL) | Gesamtgewichtsverlust |
„Weight regain“ | Erneute massive Gewichtszunahme nach initialem Gewichtsverlust |