24.07.2024 | Originalien
Das auffällige Ovar in der Kinder- und Jugendgynäkologie – ein Leitfaden zu Differenzialdiagnosen und klinischem Management
Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis | Ausgabe 3/2024
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Mit einer Häufigkeit von 2,6/100.000 Fälle pro Jahr sind Ovarialtumore die häufigsten gynäkologischen Tumore im Kindes‑/Jugendalter. In jeweils 50 % handelt es sich um Ovarialzysten bzw. um neoplastische Prozesse. Sie können in jedem Alter auftreten und unterscheiden sich signifikant in ihrer Häufigkeit, klinischen Beschwerdesymptomatik und histologischen Zuordnung von Ovarialtumoren im Erwachsenenalter. Bei Feten und Neugeborenen können Ovarialzysten auftreten, die sich in 75 % der Fälle innerhalb des ersten Lebensjahrs zurückbilden. Im Kindesalter treten Ovarialzysten – aufgrund der hormonellen Ruheperiode – weitaus seltener auf, können aber Hinweis auf eine Pubertas praecox vera, ein McCune-Albright-Syndrom oder ein „placental aromatase deficiency syndrome“ sein. Im Jugendalter handelt es sich bei zystischen Ovarprozessen zumeist um persistierende Follikelzysten oder Corpus-luteum-Zysten. Weitere Differenzialdiagnosen umfassen Paraovarzysten, Endometriosezysten, polyzystische Ovarien, Extrauteringravidität sowie eine Hydro‑/Pyosalpinx. Neoplastische Ovarialtumore sind bei Kindern vor dem 5. Lebensjahr selten, steigen aber in der Häufigkeit mit zunehmendem Alter an. In ca. 60 % sind solide Tumore im Kindes‑/Jugendalter benigne. Am häufigsten finden sich Keimzelltumore (v. a. das reife Teratom), in 19 % epitheliale und in 15 % Stromatumore. Die diagnostische Abklärung muss – bei entsprechender Indikation – eine Abnahme von Hormonen und spezifischen Tumormarkern (v. a. Inhibin B, AMH, AFP, β‑HCG) inkludieren. Ein interdisziplinäres klinisches Management von auffälligen Ovarialbefunden im Kindes‑/Jugendalter ist obligat, um mittels frühzeitiger Diagnose Komplikationen (z. B. Ovartorsion, Zystenruptur) zu vermeiden und einen Organ‑/Fertilitätserhalt bei Interventionen zu erreichen.
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