01.03.2013 | übersicht
Das Cotard-Syndrom bei schizophrenen Erkrankungen
Erschienen in: neuropsychiatrie | Ausgabe 1/2013
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Grundlagen
Das Cotard Syndrom (CS), die Überzeugung tot zu sein, wurde erstmals 1880 beschrieben und fand seither immer wieder das Interesse von Psychopathologen, aber auch von Philosophen. In der Fachliteratur findet es sich vorwiegend in Kausuistiken über ängstlich-depressive, demente oder paranoide Patienten. Die vorliegende Arbeit versucht, die Prävalenz sowie den psychopathologischen Kontext des CS bei schizophrenen Erkrankungen zu erfassen.
Methodik
Ausgewertet wurden die Daten des österreichischen Samples (N = 346) der International Study on Psychotic Symptoms in Schizophrenia.
Ergebnisse
Ein CS fand sich in drei Fällen (0,87 %). Bei allen drei Patienten entwickelte es sich aus einem nihilistisch-hypochondrischen Wahn und einem seit längerer Zeit bestehenden progredienten Energieverlust. Die logischen Brüche der Wahnerzählung wurden in zwei Fällen durch illusionäre Verkennungen, im dritten Fall durch eine wahnhafte Situierung in einem Zwischenreich zwischen Diesseits und Jenseits überbrückt.
Schlussfolgerungen
Das CS kann einerseits als eine besondere Form der Verarbeitung der Todesthematik im Wahn, andererseits als eine nihilistische Wahnidentität aufgefasst werden. Dieses seltene, jedoch überaus faszinierende und bizarre psychotische Phänomen wird wohl noch länger Gegenstand des Interesses sowohl der allgemeinen Psychopathologie als auch der Philosophie des Geistes sein.
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