01.06.2016 | originalarbeit
Diagnostik und medikamentöse Therapie bei schizophrenen Patienten im Alter
Eine retrospektive Analyse in einer akutversorgenden Alterspsychiatrischen Abteilung
Erschienen in: neuropsychiatrie | Ausgabe 2/2016
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Hintergrund
Ziel dieser Studie war die Erfassung der Konsistenz der Diagnostik und der psychopharmakologischen Behandlung an Schizophrenie und wahnhaften Störungen erkrankter Menschen im Alter.
Ein weiterer Aspekt war, signifikante klinische Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten zu erfassen zwischen den betreuten Patientengruppen, welche die Kriterien nach ICD 10 für Schizophrenie (F20), anhaltend wahnhafte Störung (F22) und schizoaffektive Störung (F25) erfüllen.
Methodik
Retrospektive Analyse unter Verwendung der schriftlichen und elektronischen Krankenakten einer akut versorgenden Abteilung für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie.
Ergebnisse
Im Untersuchungszeitraum wurden konsekutiv 210 Patienten über 65 Jahre in die Studie aufgenommen (F20 – 64 Patienten, F22 – 78 Patienten, F25 – 64 Patienten, 4 Patienten verstarben).
Wenn man davon absieht, dass viele Patienten ohne Diagnose zugewiesen wurden, ist die diagnostische Zuordnung der Einweiser, vor allem durch Ärzte für Allgemeinmediziner, zu Gruppe F20 und F25 sehr konsistent. In der Gruppe der F22-Diagnosen wurde fast die Hälfte der Zugewiesenen fälschlicherweise als F20-Diagnose eingewiesen.
Die Patienten, die sich in der Gruppe F22 befanden, bildeten eine heterogene Gruppe, ein Sammelbecken unterschiedlicher Untergruppen, die als gemeinsame Eigenschaft an einer wahnhaften Störung litten. Sie unterschieden sich zu den anderen zwei Gruppen durch folgende Merkmale: Sie waren älter oder auch hochaltrig, meist erstmals stationär in Behandlung und hatten in der Folge weniger Wiederaufnahmen. Sie litten häufiger sowohl unter psychiatrischen, als auch unter somatischen Komorbiditäten, des Weiteren fanden sich altgewordene Menschen mit einer Grenz- oder Minderbegabung.
Die Patienten in der Gruppe F20 und F25 unterschieden sich vorwiegend nur durch die psychiatrische Medikation, in der Gruppe der F25 wurden signifikant mehr Mood-Stabilizer verschrieben. Alle drei Gruppen nahmen sehr häufig Beruhigungsmittel tagsüber ein sowie Schlafmittel, überwiegend wurden atypische Antipsychotika verordnet.
Schlussfolgerung
Die Einweisungsdiagnosen von Patienten mit langjährigen Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises stimmten überwiegend mit den diagnostischen Kriterien überein, viel schwieriger gestaltete sich für die Einweiser die Zuordnung der Patienten mit erstmals aufgetretener wahnhafter Symptomatik.
Die Patienten, die der diagnostischen Gruppe Schizophrenie zugeordnet wurden, unterschieden sich erheblich von den Patienten der Gruppe mit wahnhaften Störungen.
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