Einleitung
Klinik und Diagnostik
Histopathologische Beurteilung
Klasse | Diagnose | Definition |
---|---|---|
I | Minimale mesangiale LN | Normal bei Lichtmikroskopie (LM) mit mesangialen Ablagerungen bei Immunfluoreszenz (IF) oder Elektronenmikroskopie (EM) |
II | Mesangial proliferative LN | Rein mesangiale Hyperzellularität bei LM mit mesangialen Ablagerungen bei IF; kann seltene subepitheliale oder subendotheliale Ablagerungen bei IF oder EM aufweisen (nicht bei LM) |
III | Fokale LN | Aktive oder inaktive segmentale oder globale endokapilläre ± extrakapilläre GN bei LM in < 50 % der Glomeruli; gewöhnlich mit subendothelialen Ablagerungen |
IV | Diffuse LN | Aktive oder inaktive segmentale oder globale endokapilläre extrakapilläre GN bei LM in ≥ 50 % der Glomeruli |
V | Membranöse LN | Globale oder segmentale granuläre subepitheliale Ablagerungen entlang des GMB bei LM und IF oder EM; wenn Klasse III oder IV vorhanden ist, müssen bei > 50 % der Kapillaren von > 50 % der Glomeruli ± mesangialen Veränderungen auftreten |
VI | Erweiterte Sklerose LN | ≥ 90 % der glomerulären Sklerose ohne Restaktivität |
Kategorie | Empfehlungen |
---|---|
Klasse II | Mesangiale Hyperzellularität: ≥ 4 Mesangialzellen = vollständig von Matrix umgebene Kerne im mesangialen Bereich, ohne Hilärregion |
Klasse III und Klasse IV | Endokapilläre Proliferation ersetzt durch endokapilläre Hyperzellularität Sichel = bestehend aus ≥ 2 Zellschichten und extrakapillärer Hyperzellularität, mit einer variablen Mischung von Zellen. Fibrin und fibröse Matrix können vorhanden sein – Zelluläre Sichel: > 75 % Zellen und Fibrin, < 25 % fibröses Gewebe – Fibrozellulärer Halbmond: 25–75 % Zellen und Fibrin, Rest fibröse Matrix – Fibröser Halbmond: > 75 % fibröse Matrix, < 25 % Zellen und Fibrin Adhäsion = Bereich isolierter Kontinuität des extrazellulären Matrixmaterials zwischen Tuft und Kapsel, selbst wenn das zugrunde liegende Segment keine Übersklerose aufweist Fibrinoidnekrose = Fibrin assoziiert mit einer Störung der glomerulären Basalmembran und/oder Lyse der Mesangialmatrix; Karyorrhexis nicht erforderlich Klasse IV: Eliminierung segmentaler und globaler Unterteilungen Einführung des NIH-Scoring-Systems für Aktivität und Chronizität anstelle der AC- und A/C-Parameter |
Tubulo-interstitielle Läsionen | Geben Sie an, ob eine interstitielle Entzündung mit oder ohne interstitielle Fibrose auftritt |
Modifizierter NIH-Aktivitätsindex | Definition | Score |
Endokapilläre Hyperzellularität | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % Glomeruli | 0–3 |
Neutrophile/Karyorrhexis | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % Glomeruli | 0–3 |
Fibrinoidnekrose | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % Glomeruli | (0–3) × 2 |
Hyaline Ablagerungen | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % Glomeruli | 0–3 |
Zelluläre/fibro-zelluläre Halbmonde | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % Glomeruli | (0–3) × 2 |
Interstitielle Entzündung | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % im Cortex | 0–3 |
Gesamt | 0–24 | |
Modifizierter NIH-Chronizitätsindex | Definition | – |
Globale und/oder segmentale Sklerose | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % Glomeruli | 0–3 |
Fibröse Halbmonde | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % Glomeruli | 0–3 |
Röhrenatrophie | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % im Cortex | 0–3 |
Interstitielle Fibrose | 1+: < 25 %, 2+: 25–50 %, 3+: > 50 % im Cortex | 0–3 |
Gesamt | 0–12 |
Management
Definition des Therapie-Ansprechens
-
Vollständiges klinisches Ansprechen: UPCR < 0,5–0,7 g/g bis 12 Monate nach Therapiebeginn
-
Partielles klinisches Ansprechen: Verbesserte Proteinurie-Werte innerhalb von 3 Monaten und eine 50 %ige Reduktion der Proteinurie innerhalb von 6 Monaten nach Therapiebeginn
-
Kein Ansprechen: Keine CR oder PR erreicht
Behandlung von nicht-proliferativen Formen der LN
Malariamittel
Behandlung der reinen Klasse-V-LN
Proliferative LN: Induktionsbehandlung mit Immunsuppressiva
Standard | Mäßig | Verringert | |
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Methylprednisolon i.v. (pulsieren) | Null oder 0,25–0,5 g/Taga | 0,25–0,5 g/Taga | 0,25–0,5 g/Taga |
Prednisonäquivalent zum Einnehmen | |||
Woche 1–2 | 0,8–1,0 mg/kgb | 0,6–0,7 mg/kgc | 0,5–0,6 mg/kgd |
Woche 3–4 | 0,6–0,7 mg/kg | 0,5–0,6 mg/kg | 0,3–0,4 mg/kg |
Woche 5–6 | 30 mg | 20 mg | 15 mg |
Woche 7–8 | 25 mg | 15 mg | 10 mg |
Woche 9–10 | 20 mg | 12,5 mg | 7,5 mg |
Woche 11–12 | 15 mg | 10 mg | 5 mg |
Woche 13–14 | 12,5 mg | 7,5 mg | 2,5 mg |
Woche 15–16 | 10 mg | 7,5 mg | 2,5 mg |
Woche 17–20 | 7,5 mg | 5 mg | 2,5 mg |
Woche 21–24 | 5 mg | < 5 mg | 2,5 mg |
> 25 Wochen | < 5 mg | < 5 mg | 2,5 mg |
> 52 Wochen | Absetzen erwägen, wenn keine renale und extrarenale Aktivität vorhanden ist |
Behandlung von nicht ansprechender und refraktärer Erkrankung
Konservative Therapie und Behandlung von Komorbiditäten
Schwerpunkt | Beschreibung | Empfehlungen | |
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Unterstützende Therapieoptionen und allgemeine Empfehlungen | Allen LN-Patient*innen sollten zusätzlich zur IS-Therapie diese allgemeinen Behandlungsoptionen angeboten werden. Bei der Behandlung von Patient*innen mit LN Klasse II und subnephrotischer Proteinurie und normaler GFR der Klasse II (ohne das Vorliegen einer Lupus-Podozytopathie) und bei der LN Klasse V ohne große Proteinurie liegt der Schwerpunkt im Allgemeinen auf konservativen Interventionen | 1. | Alle Patient*innen sollten zu allgemeinen Maßnahmen zum Schutz der Nieren aufgeklärt werden |
2. | Aufgrund ihrer antiproteinurischen und antihypertensiven Wirkung wird bei allen nicht schwangeren LN-Patientinnen eine Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems empfohlen | ||
3. | Alle Patient*innen sollten Malariamittel (d. h. HCQ) erhalten | ||
Infektionen | Personen mit LN haben ein höheres Erkrankungs- und therapiebedingtes Infektionsrisiko. Nierenbeteiligung, systemische Therapien, Krankheitsaktivität und schwere Leukopenie gelten als unabhängige Risikofaktoren für infektiöse Komplikationen | 1. | Das Infektionsrisiko sollte vor Beginn der systemischen Therapie beurteilt und während der Behandlung aktiv überwacht werden |
2. | Alle Patient*innen sollten vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie auf latente Tuberkulose, HBV und HCV untersucht werden | ||
3. | Eine prophylaktische Anwendung von niedrig dosiertem TMP/SMX oder eine alternative Anwendung von Atovaquon oder monatlicher aerosolierter Pentamidin-Behandlung zur Vermeidung einer Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (oder Harnwegs- und anderen Atemwegsinfektionen) kann nach einer tiefgreifenden Risiko-Nutzen-Stratifizierung bei Patient*innen mit hohem Infektionsrisiko (d. h. bei Patient*innen, die hochdosierte Kortikosteroide erhalten) individuell in Betracht gezogen werden | ||
4. | Die Anwendung von GC sollte minimiert werden, um schwere infektiöse Komplikationen zu vermeiden | ||
5. | Eine Impfung sollte nach Berücksichtigung möglicher Kontraindikationen durchgeführt werden, vor allem die jährliche Grippeimpfung und Impfung gegen Pneumokokken gemäß nationalen Empfehlungen. Die Häufigkeit der COVID-19-Impfung muss bestimmt werden. Abgeschwächte Lebendimpfstoffe sollten generell vermieden werden (in Einzelfällen kann eine Herpes-zoster-Impfung erwogen werden) | ||
aPL-Positivität/APS | aPL-Positivität und APS bei LN sind schlechte prognostische Faktoren, die mit einem höheren Risiko für thrombotische Komplikationen (d. h. Nierenarterien‑/Venenthrombose, thrombotische Mikroangiopathie-Läsionen in Nierenbiopsien oder Allotransplantatthrombose nach Nierentransplantation) und einem schlechten renalen Ergebnis verbunden sind | 1. | Bei LN-Patient*innen mit aPL-positiver Einstellung nach einer Beurteilung des Blutungsrisikos könnte eine niedrig dosierte Acetylsalicylsäure in Betracht gezogen werden, wobei empfohlen wird, während der Schwangerschaft vor der 16. Schwangerschaftswoche zu beginnen |
2. | Eine zusätzliche Antikoagulanzien-Behandlung (d. h. niedermolekulares Heparin) kann bei LN-Patient*innen mit aPL-positiver Wirkung oder APS während der Schwangerschaft oder postoperativ oder bei Patient*innen mit aPL-Profil mit hohem Risiko in Betracht gezogen werden | ||
3. | Bei LN-Patient*innen mit APS, die ein Nierentransplantat erhalten haben, wird eine Antikoagulationsbehandlung (d. h. niedermolekulares Heparin) empfohlen | ||
Kardiovaskuläre Risiken | Personen mit LN haben ein höheres Risiko für Herz‑/Kreislauferkrankungen als die Allgemeinbevölkerung. Die Krankheit selbst, unterschiedliche Therapieformen und klassische Risikofaktoren tragen zu diesem Risiko bei | 1. | Ein Screening auf Hyperlipidämie wird empfohlen; die üblichen Leitlinien zur Prävention und Behandlung sollten befolgt werden |
2. | Ein Screening auf arterielle Hypertonie wird empfohlen; die üblichen Leitlinienlinien zur Prävention und Behandlung sollten befolgt werden | ||
3. | Ein Screening auf Prädiabetes und manifesten DM wird empfohlen; die üblichen Leitlinien zur Prävention und Behandlung sollten befolgt werden | ||
4. | Eine Raucherentwöhnung und regelmäßige körperliche Betätigung wird empfohlen | ||
5. | Die Anwendung von GC sollte bei Patient*innen mit kardiovaskulären Risikofaktoren auf ein Minimum beschränkt werden | ||
6. | Die Anwendung von SGLT2-Inhibitoren sollte in Betracht gezogen werden, wenn eine CKD vorliegt und keine Kontraindikationen vorliegen. Zulassungsüberschreitende Anwendung; die üblichen CKD-Richtlinien sollten befolgt werden | ||
Osteoporose | Personen mit LN haben ein höheres Osteoporose-Risiko, das sowohl durch krankheitsbedingte als auch durch nicht krankheitsbedingte Faktoren verursacht wird | 1. | Allen Patient*innen, die eine GC-Behandlung beginnen oder langfristig erhalten, wird eine Beurteilung des Frakturrisikos mit Messung der BMD und Verwendung des FRAX-Risikorechners empfohlen |
2. | Alle Patient*innen, die eine GC-Behandlung beginnen oder langfristig erhalten, sollten über Strategien zur Verbesserung der Ernährung (d. h. Vitamin-D- und Kalziumaufnahme), zur Verringerung des Sturzrisikos und zu anderen Änderungen der Lebensweise beraten werden. Bezüglich der Prävention sind die üblichen Leitlinien zu befolgen | ||
3. | Alle Patient*innen mit erhöhtem Frakturrisiko sollten eine geeignete pharmakologische Behandlung erhalten. Bezüglich der Behandlung sind die üblichen Leitlinien zu befolgen. Östrogenhaltige Substanzen sollten vermieden werden, insbesondere bei Patient*innen mit aPL-positiver Wirkung und Krankheitsaktivität | ||
4. | Zur Vermeidung von Knochenschwund sollte die Anwendung von GC auf ein Minimum reduziert werden |