Wir nutzen die Dickdarmkrebsvorsorge zu wenig
Für den Erfolg ist nicht allein der Einzelne verantwortlich
Politische Voraussetzung
Was nützt das Testangebot?
Der Hausarzt ist enorm wichtig!
Anbieter | Wissen bezüglich Fakten des kolorektalen Karzinomscreenings |
Audits und Seminare zur Förderung des Wissens über KRKS | |
Zuverlässigkeit der angebotenen Tests | |
Klare Angaben über die Effizienz der eingesetzten Screeningtests | |
Selbstidentifikation mit dem angebotenen Screeningprozess | |
Kommunikative Fähigkeiten | |
Kulturelle und sprachliche Kompetenz | |
Finanzielle oder andere Anreize | |
Praxisorganisation | Elektronische Krankengeschichte |
Automatisch generierte Erinnerungshilfen, wer für ein KRKS fällig ist | |
Listen, wer am KRKS noch nicht teilgenommen hat | |
Funktionierendes einfaches IT-System zur Erfassung des Screenings | |
Informatives KRKS-Material wie Broschüren, Videos und Web-Links zur Unterstützung der Entscheidungsfindung | |
Rückmeldungen über die in der Praxis durchgeführten Vorsorgeuntersuchungen im Vergleich mit anderen Praxen | |
Einplanung von genügend Zeit für die Screening-Information | |
Praxisorganisation und Netzwerke | |
Verbindung zu Spezialisten wie Endoskopiezentren | |
Kleingehaltener administrativer Aufwand | |
Unterstützung | Fürs kolorektale Karzinomscreening spezialisiertes Praxispersonal |
Unterstützende Navigation durch Laien oder spezialisierte Fachleute (z. B. Anmeldungen zu Untersuchungen, Durchführen der Tests, Transport) | |
KRKS-Programme |
Warum sind viele zu wenig motiviert?
Hemmende Faktoren | Dazugehörende mögliche Überzeugungen und Themen | Mögliche Gründe |
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Wissen | ||
Keine Screeningempfehlung vom Hausarzt | KRK und KRKS werden beim Arzt nicht thematisiert | Ungenügendes Wissen des Arztes KRKS hat keine Priorität Zu wenig Zeit für Screeningdiskussion |
Keine Information über die Bedeutung von KRK und die Notwendigkeit des KRKS | ||
Keine Information über mögliche Tests und deren Vor- und Nachteile | ||
KRKS sei wenig wichtig oder die Datenlage ungenügend | ||
Ungenügende Kenntnisse KRK und KRKS betreffend | Keine Kenntnisse über die Häufigkeit und die Gefährlichkeit von KRK | Ungenügende Information Wissenschaftliche Datenlage falsch eingeschätzt Kein Vertrauen in Schulmedizin Thematik interessiert nicht |
Keine Kenntnisse über den Einfluss der familiären Belastung und des Lebensstils auf das KRK-Risiko | ||
Keine Kenntnisse über die Entstehung von KRK und seine gutartigen Vorstufen | ||
Möglichkeiten zur Heilung bei Frühentdeckung und Verhinderung der Entstehung sind nicht bekannt | ||
Kein Wissen über alternative Vorsorgemöglichkeiten, deren Nutzen und Vor- und Nachteile | ||
Ist Angstmacherei oder Arbeitsbeschaffung der Ärzte | ||
Persönliche psychologische Gründe | ||
Wahrnehmung und Bewusstsein (Awareness) | Dies ist für mich kein Problem | Ungenügendes KRK-Bewusstsein Fatalismus Ungenügende Motivation |
Ich fühle mich gesund und lebe gesund | ||
Ich habe keine Beschwerden | ||
KRKS macht mich nur krank | ||
Ist ein Problem der Männer | ||
Informationsmenge überfordert mich | ||
Eine Darmspiegelung ist ein Eingriff in die Integrität meines Körpers | ||
Scham | Die Koloskopie dringt in meine Privatsphäre ein | Fehlendes Angebot geeigneter Untersucher Ungenügendes Selbstbewusstsein |
Es ist mir peinlich, weil der Untersucher mich kennt | ||
Es ist mir peinlich, mich von einem Fremden untersuchen zu lassen | ||
Die Untersuchung durch einen Mann ist mir peinlich | ||
Ich kann mit Stuhl nicht umgehen | ||
Das Thema Darm ist mir peinlich | ||
Fatalismus | Ich will es nicht wissen, und es kommt sowieso so wie es kommt | Ungenügendes Wissen über den Nutzen des KRKS |
Ich will ja nicht ewig leben | ||
Fehlendes Vertrauen | Ich vertraue den Ärzten, den Spitälern, der Schulmedizin und der Chemie nicht | Schlechtes Ärztebild in der Gesellschaft |
Ich komme da in eine Abklärungsmühle | ||
Ich traue den Testresultaten nicht | ||
Unannehmlichkeit | Ich bin nicht genug motiviert, um mir diese Zeit zu nehmen | Positive Chance der Vorsorge nicht bewusst |
Ich habe Probleme, mich dazu zu überwinden (innerer Schweinehund) | ||
Ich möchte nicht auf Termine warten | ||
Meine Arbeit lässt mir keine Zeit | ||
Ich habe es vergessen | ||
Frühere Erfahrungen | Bei den Ärzten schon schlechte Erfahrungen gemacht | Fehlendes Wissen über verbesserte Untersuchungsmöglichkeiten |
Eine frühere Endoskopie war schrecklich | ||
Bekannte erzählten von der schlimmen Endoskopie | ||
Die Darmvorbereitung ist grauenhaft | ||
Angst | Krebs macht Angst | Fehlende positive Motivation und Wissen, dass nicht jeder Krebs gleich ist und dass KRKS schützt Zu starke Betonung von Gefahren und Risiken Gefühl der Sicherheit dank KRKS ungenügend vermittelt |
Bei Krebs denke ich an den Tod | ||
Krebs heisst Chemotherapie | ||
Angst vor der Diagnose Krebs | ||
Angst vor einem Stoma | ||
Angst vor der Untersuchung | ||
Angst vor dem Kontrollverlust bei der Untersuchung | ||
Angst vor der Darmvorbereitung | ||
Angst, Krebs komme trotz Vorsorge | ||
Ich habe Angst, weil in meiner Familie gehäuft Darmkrebs vorkommt | ||
Kommunikation | Die Kommunikation war nicht vertrauenserweckend | Nicht in der Sprache der Leute gesprochen Vorwissen der Leute nicht beachtet Ungenügend Zeit eingeplant Schlechte Information und Führung nach dem Testergebnis |
Das Ärztelatein verstehe ich sowieso nicht | ||
Ich war überfordert bei den vielen Argumenten für und dagegen | ||
Ungenügende Information über den Testvorgang | ||
Ungenügende Information über Alternativen | ||
Nach dem Test fühlte ich mich mit dem Resultat alleingelassen | ||
Ungenügend informiert, was der Befund für mich bedeutet | ||
Sozioökonomische und kulturelle Faktoren | Keine Unterstützung in der Umgebung | Durch Information ungenügend erreicht Kosten Barriere Religion und Kultur |
Meine Religion verbietet es mir | ||
Mein Darm, mein After und Stuhl sind ein Tabu in meiner Kultur | ||
Kein Thema in meinen Kreisen | ||
Kostet zu viel bei meinem Einkommen | ||
Praktische Faktoren | Sprachliche Probleme | Fehlender Dolmetscher Keine Unterstützung am Arbeitsplatz Ungenügende Unterstützung bei der Durchführung von KRKS FIT liegt dem Erinnerungsschreiben nicht bei |
Transportmöglichkeit | ||
Wer hütet die Kinder | ||
15 Dinge zu tun und ich schaffe nur 6 | ||
Ich bekomme bei Abwesenheit Probleme bei der Arbeitsstelle | ||
Darmvorbereitung nicht oder ungenügend gemacht | ||
Keine Parkmöglichkeiten | ||
Aufgrund anderer Erkrankungen kann ich meinen Darm nicht reinigen | ||
Ich muss den FIT zuerst beim Arzt, der Apotheke oder gar einem Spital holen gehen | ||
Kosten | Ich habe einen grossen Selbstbehalt | Finanzielle Hemmnisse sind ungenügend abgebaut. Kein Wissen über die Kosteneffizienz von KRKS |
Alles kostet | ||
Ich will keine Gesundheitskosten verschwenden | ||
Ich kenne die Folgekosten nicht | ||
Dies kann sich nur ein reiches Land leisten | ||
Die Medizin wird immer teurer und diese Tests machen sie noch teurer |
Motivierende Faktoren | Mögliche dazu gehörende Überzeugungen | Was machen |
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Motivation durch Wissen | Ich kenne die Häufigkeit und Bedeutung von KRK | Dickdarmscreening ist eine Chance, um Krebs zu verhüten oder in einem heilbaren Stadium zu entdecken Wissen über KRK und KRKS auf verständliche Art übermitteln Bewusstsein über KRK fördern Bildmaterial und Videos zur Unterstützung der Information Konsistente Richtlinien schaffen Untersuchungsresultate und deren Bedeutung verständlich erklären |
Ich weiss, dass KRK verhütet werden kann | ||
Ich weiss, dass KRK bei früher Entdeckung heilbar ist | ||
Ich weiss, dass die KRK-Therapie bei früher Entdeckung weniger belastend ist | ||
Das Darmkrebsscreening gehört zu meinen Check-ups | ||
Die Darmspiegelung ist heute eine sichere Untersuchung | ||
Ich weiss, dass ich bei der Koloskopie ein Schlafmittel bekommen kann | ||
Ich weiss, dass Darmkrebs lange keine Beschwerden macht | ||
Der Stuhltest ist einfach und rasch gemacht | ||
Die neuen Stuhltests erfassen die meisten Karzinome in einem frühen Stadium | ||
Wunsch nach Sicherheit | Ich möchte wissen, wie es in meinem Darm aussieht | Wissen unterstützen, dass das KRKS schützt |
Ich fühle mich sicherer, wenn ich eine Darmkrebsvorsorge gemacht habe | ||
Ich möchte mich sicher fühlen | ||
Risikosituation | In meiner Familie gibt es Darmkrebs | Wissen über Risikofaktoren fördern und gleichzeitig speziellen Nutzen von KRKS bei Risiken betonen |
Ich weiss, dass ich eine Risikoperson bin. Ich rauche, trinke regelmässig Alkohol, bin übergewichtig, mache wenig Sport und esse gerne Fleisch | ||
Abdominale Beschwerden | Ich habe seit Jahren Bauchbeschwerden und bin froh, wenn einmal geschaut wird | Beschwerden zur Motivation nutzen |
Bauchschmerzen und Krebsangst | ||
Erkrankungen in der Umgebung | Krebs in der Familie | Positive Chance der Dickdarmkrebsvorsorge zeigen |
Krebs in der Umgebung | ||
Krebs bei Freunden | ||
Positive Empfehlungen | Empfehlung durch den Arzt | Sich Zeit nehmen, in verständlichen Worten über die Chancen der Darmkrebsvorsorge zu sprechen |
Vertrauenserweckende Information durch Arzt | ||
Mein Partner, meine Familie und Freunde empfehlen die Vorsorge | ||
Empfohlen in Informationskampagnen | ||
Praktische Faktoren | Motivierende Unterstützung durch Erinnerungen und persönliche Beratung | Automatisierte Erinnerungsschreiben mit Beilage der Tests und Angebot von Untersuchungsterminen Trainiertes Personal zur Unterstützung Vernetzung mit Endoskopiepraxen Genügend Koloskopie-Angebote schaffen |
Dem Erinnerungsschreiben beigelegter Test | ||
Einfacher Test und kann erst noch zu Hause durchgeführt werden | ||
Einfache Anmeldung zur Koloskopie | ||
Allfällige Unterstützungen wie Transporthilfen | ||
Aufgebot zur Abklärung eines positiven FIT mittels Koloskopie mit vorfixiertem Terminangebot |
Opportunistisches Screening oder organisierte Vorsorgeprogramme?
Schlussfolgerung
Nationale, regionale und überregionale organisierte Screeningprogramme einführen |
Abbau sämtlicher finanzieller Hindernisse |
Reichweite der Interventionen über die Praxen hinaus |
Mehrere KRKS-Möglichkeiten anbieten und Präferenzen der Teilnehmer für verschiedene Screeningangebote beachten |
Strukturierte Weiterbildung der Screeninganbieter |
Vorsorgethema im Praxisablauf einbauen |
Finanzielle Anreize an die Screeninganbieter für administrativen Mehraufwand |
Feedbacks an die Screeninganbieter über ihren Screeningerfolg |
Automatisch generierte Erinnerungshilfen und Listen von noch nicht teilnehmenden Personen |
Versand von FIT und allfälligen Koloskopie-Anmeldeformularen zusammen mit dem Erinnerungsschreiben und einem vorfrankierten Antwortcouvert |
Sprachliche Barrieren abbauen (Information durch Bildmaterial, mehrsprachige Broschüren, Dolmetscher) |
Kundenorientierte Unterstützung durch spezialisierte Leute bei der Anmeldung und Durchführung des Screenings mit allenfalls persönlicher Übergabe von Testmaterialien |
Fazit für die Praxis
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Die Mortalität von Dickdarmkrebs könnte mittels Screenings wesentlich verbessert werden. Dazu müssten sich aber mehr Personen einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen.
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Nebst dem Abbau von organisatorischen Hindernissen sind die Empfehlung und Wissensvermittlung durch den Hausarzt entscheidend.
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Dies braucht Wissen, Zeit, Vertrauen und kommunikative Fähigkeiten.
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Die Ambivalenz des Einzelnen ist geprägt durch Ängste und Hoffnung auf Sicherheit. Vorsorgeprogramme helfen, das Screening in der Bevölkerung zu intensivieren und die Qualität zu sichern.