Der Umgang mit Sexualität stellt Altenpflegekräfte in stationären Wohneinrichtungen häufig vor Herausforderungen. Diese sind für Deutschland bisher wenig erforscht. Ziel dieser Studie ist es, die Handlungsmuster von Altenpflegekräften im Kontext von grenzüberschreitend gelebter Sexualität in der stationären Altenversorgung zu identifizieren.
Es wurden problemzentrierte Interviews nach Witzel (n = 9) geführt und mit der dokumentarischenMethode der Interpretation nach Nohl (n= 6) ausgewertet. Auf eine inhaltliche Auswertung folgten Einzelfallanalysen. Abschließend wurden sinngenetische Typen abstrahiert.
Grenzüberschreitendendes Verhalten seitens der Pflegeheimbewohner gegenüber dem Pflegepersonal wird als regelmäßig vorkommendes Phänomen bestätigt. Die Reaktionen der Pflegekräfte sind restriktiv, proaktiv oder unspezifisch gewesen; dabei konnten ein belastungsorientierter, ein beziehungsorientierter und bedürfnisorientierter Typ abstrahiert werden.
Es besteht ein dringender Bedarf an sexualpädagogischen Qualifikationsangeboten, um Altenpflegekräfte zu schützen und gleichzeitig die Bedürfnisse der BewohnerInnen zu berücksichtigen. Die identifizierten Typen bieten Ansatzpunkte für verschiedenartige pädagogische Interventionen, wie z. B. zur Reflexion des eigenen Rollenverständnisses. Grenzen setzen zu können, Ursachenklärung von sexuellen Übergriffen zu betreiben und die Bedeutung kollegialer Fallgespräche zu erkennen, werden als wesentliche Ziele fu?r pädagogische Interventionen diskutiert.