Aufgrund des pulsatilen Sekretionsmusters des Wachstumshormons („growth hormone“, GH) sind seit den 1960ern GH-Stimulationstests wesentlicher Bestandteil in der Diagnosestellung eines GHD. Ab welchem maximal stimulierten GH-Grenzwert ein Stimulationstest als pathologisch beurteilt wird, hat sich seither wiederholt geändert (zwischen 5 und 10 ng/ml) [
3]. Wichtig hervorzuheben ist, dass die verschiedenen Stimulationstests zwar als wichtiges Kriterium zur Diagnose des GHD gelten, aber ein Goldstandard zur Diagnosestellung fehlt. Erst kürzlich wurde durch Bright et al. die mathematische Wahrscheinlichkeit von falsch-positiven Resultaten bei GH-Stimulationstests geschätzt, wobei hier bei 35/36 Kindern ein falsch-positiver Test, also ein IGHD vorliegen würde [
4]. Die wichtigste Maßnahme, um die hohe Rate an falsch-positiven Testresultaten zu verringern, ist, zu allererst nur jene Patienten zu testen, welche eine hohe Vortestwahrscheinlichkeit haben. Eine hohe Vortestwahrscheinlichkeit für einen GHD haben Patienten mit retardiertem Knochenalter, reduzierter Wachstumsgeschwindigkeit, vermindertem Insulin-like Growth Factor 1 (IGF‑1) bzw. IGF-Binding Protein 3 (IGF-BP3) (unter −2 Standardabweichungen [SD], cave: adaptierte Werte nach Knochenalter und Geschlecht beachten!) und weiteren hypophysären Ausfällen [
5]. Zu jedem Zeitpunkt sollte aber die Wahrscheinlichkeit einer alternativen Diagnose bedacht werden, da zum Beispiel auch bei niedrigen IGF-1-Werten (z. B. schwere Grunderkrankung, Hypothyreose) oder retardiertem Knochenalter (z. B. konstitutionelle Entwicklungsverzögerung, KEV) andere Diagnosen als ein GHD in Frage kommen. Die Standardisierung der GH-Assays ist ein weiterer essenzieller Parameter, um einen Teil der diagnostischen Variabilität auszuschalten. Um dies zu gewährleisten, hat man sich 2011 auf den WHO Standard IS 98/574 zur Kalibrierung der GH-Assays geeinigt [
6]. Seither gilt bei Kindern und Jugendlichen ein maximaler GH-Wert von < 7 ng/ml als diagnostischer Cut-off für GHD [
7,
8]. Nicht nur unterschiedliche GH-Assays, auch die fehlende Reproduzierbarkeit der Stimulationstests an sich führt zu einer hohen Rate an falsch-positiven IGHD-Diagnosen. Lee et al. [
9] und Loche et al. [
10] zeigten, dass ein hoher Prozentsatz an Kindern, welche im ersten Stimulationstest einen unzureichenden GH-Anstieg erreichten, im zweiten Stimulationstest eine adäquate GH-Antwort zeigten. Aus diesem Grund sind zur Diagnosestellung eines IGHD zwei pathologische Tests gefordert, was die diagnostische Ungenauigkeit zumindest etwas verringert [
8]. Viele gesunde, normal wachsende Kinder haben im GH-Stimulationstest eine unzureichende GH-Antwort, ohne dass bei diesen Kindern ein GH-Mangel vorliegt [
11,
12]. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der selektiven Testung solcher Patienten, bei denen ein GH-Mangel eine wahrscheinliche Diagnose ist.