01.06.2018 | Menopause heute und morgen
Die Wechseljahre ganz natürlich
Das ABC der Heilkräuter, Nährstoffe und Hormone – Teil VI
Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis | Ausgabe 2/2018
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Trifolium pratense – Rotklee, neben Soja der wichtigste Vertreter in der gynäkologischen Alternativmedizin für die Frau in der Menopause. Der östrogene Effekt der Heilpflanze wurde erstmals zufällig bei grasenden Schafen entdeckt, die beim Verzehr des Klees auf der Wiese, daher auch Wiesenklee genannt, unfruchtbar geworden waren. Die enthaltenen Isoflavone durchlaufen seit damals jahrelange wissenschaftliche Forschung und gelten mit einem Evidenzgrad Ia für Wirksamkeit und Sicherheit seit dem Weltkongress für Gynäkologie und Endokrinologie 2016 nun offiziell als First-line-Therapie bei Wechselbeschwerden. Der Rotklee ist der Sojabohne sowohl qualitativ als auch quantitativ überlegen, denn neben Genistein und Daidzein sind zusätzlich auch Formononetin und Biochanin A im Gesamtextrakt des Klees enthalten und verantwortlich für die gesteigerte synergistische Wirksamkeit. Bekanntlich sind Isoflavone aufgrund der Strukturanalogie zum endogenen Östrogen natürliche Phyto-SERMs mit hoher Affinität zum Östrogenrezeptor(ER)-β. In diesem Zusammenhang gilt Rotklee sogar als hochselektiver SERM, da seine Rezeptoraffinität zum ER-β die zum ER-α um ein Vielfaches übersteigt und so speziell für die peripheren Gewebe wie Knochen, Gehirn und Herz-Kreislauf-System eine protektive Funktion erfüllt. Vor allem typische vasomotorische Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche können so in ihrer Häufigkeit um 44 % verringert werden, ohne dabei den Zyklus zu beeinflussen. Über diesen selektiven Mechanismus haben Isoflavone außerdem auch antiöstrogene Eigenschaften und wirken als natürliche Hormontherapie überschießenden hormonellen ER-α-Effekten bremsend entgegen. Isoflavone gehören zur Gruppe der Flavonoide, einer Pflanzenstoffgruppe mehrerer Phytohormone mit indirekter Wirkung auf den Hormonmetabolismus, im frühen Wechsel besonders wichtig für den Ausgleich schwankender prämenopausaler Hormonspiegel. Es konnte gezeigt werden, dass Isoflavone so außerdem auch zusätzliche antioxidative und antikanzerogene Wirkungen erzielen und durch inhibitorische Prozesse bestimmter Enzyme sowohl den Zellschutz (Superoxiddismutase und Glutathionperoxidase) fördern als auch die Zellproliferation (DNA-Topoisomerase und Tyrosinkinase) hemmen. Das erklärt auch die Rolle der Phytoöstrogene in der Prävention von Brust‑, Darm- und Prostatakrebs, wie am Beispiel asiatischer Länder längst bestätigt. Die traditionelle asiatische Ernährung allein deckt die täglich notwendige Menge an bioaktiver Substanz (50–100 mg), um positive Effekte auf menopausale Beschwerden zu erreichen. Die daraus resultierende Langzeitanwendung zeigt auch in der westlichen Bevölkerung eine Brustkrebsrisikoreduktion von 32 % (in hoher Dosierung über >5 Jahre von 45 %) und verbessert außerdem die Langzeitprognose und die Lebensqualität. Und das am besten schon mit Beginn vor und während der Pubertät, denn ein optimaler zellprotektiver Effekt für die späteren Jahre wird vor allem über eine frühzeitige diätetische Isoflavonaufnahme erreicht. …Anzeige