js-photo / stock.adobe.com × Eine Schweizer Studie, die am ESMO 2020 präsentiert wurde, hat gezeigt, dass etwa die Hälfte der kürzlich in der Schweiz zugelassenen Krebsmedikamente nicht mit einem offensichtlichen klinischen Nutzen verbunden ist. Allerdings weist die Studie gewisse Einschränkungen auf. In der Untersuchung wurden die Validierungstools von ESMO und ASCO sowie das Schweizer OLUtool v2 verwendet, um den klinischen Nutze von Krebsmedikamenten zu bewerten, die zwischen 2010 und 2019 in der Schweiz zugelassen wurden. Dabei wurden die letzten zulassungsrelevanten Studien vor der Zulassung für die Bewertung herangezogen sowie zusätzliche Studien zu Toxizität und Lebensqualität (QoL) mit einbezogen. Insgesamt waren es 100 Studien, die als Grundlage für die Analyse verwendet wurden. Es zeigt sich, dass 48 Medikamente in diesem Zeitraum für insgesamt 92 Indikationen zugelassen worden waren, die meisten davon (90%I im palliativen Setting, Phase III und randomisiert. Insgesamt zeigten 39%, 51% und 46% der Studien einen wesentlichen klinischen Nutzen gemäß ESMO, ASCO bzw. OLUtool v2. Das heißt, dass nur für bis zur Hälfte der Studien in dieser Untersuchung ein relevanter klinischer Nutzen gezeigt werden konnte. Die angepassten Kovariaten, die einen wesentlichen klinischen Nutzen signifikant vorhersagten, umfassten: Checkpoint-Inhibitoren vs. kleine Moleküle, CDK4/6-Inhibitoren plus endokrine Therapie vs. kleine Moleküle und verblindete Studien vs. open-label Studien. Allerdings wies die Studie zahlreiche Einschränkungen auf: So waren etwa die herangezogenen Bewertungssysteme überaus heterogen und dadurch bedingt ließ die Übereinstimmung zwischen den Bewertungssystemen zu wünschen übrig. Nur etwa die Hälfte der verwendeten Studien bezog Daten zur Qol mit ein und diese sowie Daten zur Wirksamkeit und Toxizität generell wurden aus veröffentlichten Artikeln entnommen, da die Swissmedic keine detaillierten Berichte über die zugrunde liegenden Zulassungsentscheidungen veröffentlicht hatte. Darüber hinaus wurden nur solide Tumoren in die Analyse einbezogen. Dennoch lässt sich aus der Arbeit schlussfolgern, dass anscheinend mannigfaltige Kriterien für die Zulassung eines Krebsmedikaments eine Rolle spielen und der wesentliche klinische Nutzen einer Substanz nicht der alleinige Faktor für die Zulassung ist. Quelle: Adam R et al.: Clinical benefit of cancer drugs approved in Switzerland during the last decade. ESMO Virtual 2020, Abstr. 1583O