Tanja Bagusat / stock.adobe.com × Bei den Gesundheitsausgaben gibt es in den einzelnen europäischen Staaten laut neuen, am ESMO präsentierten Studien enorme Unterschiede. Dies bedingt, dass sowohl die Zahl der durchgeführten klinischen Krebsstudien als auch der Zugang zu neuen und bereits zugelassenen Krebsmedikamenten in den einzelnen europäischen Staaten sehr ungleich verteilt ist. In EU-Staaten in Westeuropa werden mehr klinischen Studien für neue Krebsmedikamente durchgeführt als in Ländern in Ost- und Mitteleuropa. Eine Analyse der aktiven Studien in 34 europäischen Ländern ergab große Unterschiede beim Zugang zu neuen Behandlungsformen, die sich in der Entwicklung befinden. Demnach sind Bürger gewisser EU-Staaten benachteiligt, was die Vorteile von Studienmedikamenten wie Kostenerstattung, rasche Verfügbarkeit innovativer Substanzen sowie engmaschige Überwachung und Nachkontrolle anbelangt. Für die Studie wurden Daten zu interventionellen klinischen Studien bei Erwachsenen aus der Datenbank Clinicaltrials herangezogen, die zwischen 2009 und 2019 durchgeführt worden waren. Albanien wies mit 0,14 klinischen Studien pro 100.000 Einwohner die geringste Zahl durchgeführter Studien auf. Belgien verfügte mit 11,06 Studien über den höchsten Wert. Generell lässt sich aus diesen Daten ableiten, dass die Gesamtzahl der klinischen Krebsstudien in Europa zwischen 2010 und 2018 um 33 Prozent angestiegen ist. Diese Zunahme war bei frühen klinischen Studien der Phase I bis II mit 61 Prozent deutlich höher. Bei späteren klinischen Studien lag dieser Wert nur bei sieben Prozent. Betrachtet man die Ausgaben für Krebsmedikamente, so sieht man eine gewisse Korrelation mit dem Bruttoinlandsprodukt. In Österreich, Deutschland und der Schweiz wurde am meisten für Krebsmittel ausgegeben, nämlich zwischen 90 bis 105 Euro pro Kopf, während diese Ausgaben in Tschechien, Lettland und Polen nur bei 13 bis 16 Euro pro Kopf lagen. Die größten Unterschiede bei den Ausgaben wurden bei Immunonkologika verzeichnet. Die Autoren der Studie begründen diese massiven Unterschiede einerseits mit der unterschiedlichen Wirtschaftskraft und andererseits mit der unterschiedlichen länderspezifischen Zulassung. Quellen: Caneiro A et al.: Disparities in access to oncology clinical trials in Europe in the period 2009-2019. ESMO virtual 2020, Abstr. LBA66_PR Wilking N. et al.: A comparative study on costs of cancer and access to medicines in Europe. ESMO virtual 2020, Abstr. 1588MO_PR