01.04.2014 | Originalien
Genetische Analysen und „biobanking“ zur Erforschung von Infektionserkrankungen bei Kindern
Teil 2
Erschienen in: Pädiatrie & Pädologie | Ausgabe 2/2014
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Infektionserkrankungen stehen trotz moderner Impfungen und Antibiotika weltweit noch immer an der Spitze der Ursachen für kindliche Todesfälle. Bisher wurden hauptsächlich Erreger und deren Bekämpfung erforscht. Die genetische Prädisposition des Menschen für das Auftreten und den Schweregrad einer Infektionserkrankung blieb dagegen großteils unerforscht.
Durch die rasanten Fortschritte der Molekulargenetik mit Entwicklung moderner Methoden wie genomweiter Assoziationsstudien (GWAS) oder „exom sequencing“ ist es nun möglich, das gesamte Genom des Menschen systematisch zu untersuchen und die Gene zu identifizieren, die für das Auftreten und die verschiedenen Verläufe von Infektionserkrankungen verantwortlich sind.
Die klinische Abteilung für Allgemeine Pädiatrie der Medizinischen Universität Graz hat einen Forschungsschwerpunkt im Bereich der molekulargenetischen Analysen und des „biobanking“ von Blut-, Gewebe- und Speichelproben von Kindern mit schweren bakteriellen Infektionen. Im Rahmen einer multizentrischen Kooperation konnten bisher bezüglich der Meningokokkenerkrankung die Gene des Faktors H und des Faktor-H-bindenden Proteins 3 des Komplementsystems identifiziert werden. Sie sind hauptsächlich für das Auftreten einer Meningokokkeninfektion verantwortlich.
Aktuell ist die Grazer Kinderklinik Teil des internationalen EU-Projekts EUCLIDS. Die Arbeitsgruppe von W. Zenz koordiniert alle am Studienprojekt teilnehmenden Kliniken in Österreich, Deutschland, Südtirol, Litauen und Serbien. Ziel des EUCLIDS-Projekts ist es, Gene und pathophysiologische Mechanismen zu identifizieren, die die Suszeptibilität und den Verlauf lebensbedrohlicher bakterieller Infektionen mit Meningokokken, Pneumokokken, Staphylokokken, Streptokokken der Gruppe A und Salmonellen in der Kindheit mitbestimmen. Schwerpunkte liegen in der Erforschung von bakteriellen Meningitiden, Pneumonien, Osteomyelitiden und der Sepsis.
Kürzlich wurde unter der Leitung von W. Zenz ein weiteres internationales Projekt zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) initiiert (EU-TICK-BO). In diesem Projekt werden die genetischen Ursachen für die Manifestation und den Schweregrad einer FSME-Infektion untersucht.
Zusammenfassend wird der Einsatz dieser modernen Technologien zu einem Quantensprung im Verständnis von Infektionskrankheiten führen und die Entwicklung universeller Impfstoffe und besserer Behandlungen ermöglichen.
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