Die Finanzprobleme der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) verschärfen sich weiter. Leistungseinschränkungen und längere Wartezeiten drohen, während gesundheitspolitische Reformen in den Koalitionsverhandlungen unterzugehen scheinen.
Dr. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer
ÖÄK/Bernhard Noll
Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart fordert entschlossenes Handeln in fünf Bereichen:
1.Mehr Geld für die Gesundheitsversorgung
-Demografie, moderne Medizin und Krisenzeiten treiben die Kosten.
-Staatliche Investitionen sind notwendig, um die Versorgung zu sichern.
2. Keine Privatisierung des Gesundheitswesens
-Internationale Studien zeigen, dass Privatisierungen die Versorgung verschlechtern.
-Gesundheitsversorgung darf nicht Profitinteressen untergeordnet werden.
-Ausbau des öffentlichen Gesundheitsbereichs
3. 1.000 zusätzliche Kassenarztpraxen nötig.
-Personalnot in Spitälern muss dringend behoben werden.
4. Bürokratieabbau
-Verwaltungsaufwand für Ärzte reduzieren.
-Task Force zur Entlastung der Ärztinnen und Ärzte gefordert.
5. Bekämpfung des Ärztemangels
-Attraktive Rahmenbedingungen schaffen, um Mediziner im Land zu halten.
-Maßnahmen zur Sicherung der ärztlichen Versorgung notwendig.
ÖGK-Finanzspritze allein reicht nicht
Vizepräsident Edgar Wutscher warnt: Ohne Reformen bleibt das Finanzproblem ungelöst. Bessere Arbeitsbedingungen und strukturelle Anpassungen sind nötig, um die Kassenmedizin zukunftsfähig zu machen.
Gefahren im Regierungsprogramm
Statt ärztlicher Versorgung drohen Gesundheitszentren ohne Ärzte, während wichtige Reformen zur Patientenlenkung fehlen. Die Ärzteschaft lehnt eine gesetzliche Einführung eines Gesamtvertrags und die Einschränkung medizinischer Entscheidungen strikt ab. Die Ärztekammer fordert die Regierung auf, rasch zu handeln, um das Gesundheitssystem nicht weiter auszuhöhlen.