01.06.2022 | PFLEGEMANAGEMENT
Im Dienst der Gesundheit
Wenn die Belastungen in Folge des SARS-CoV-2 für das Personal zum Traumastress werden
Erschienen in: PRO CARE | Ausgabe 5/2022
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Bei der Untersuchung der Belastungen des Gesundheitspersonals während der COVID-19-Pandemie folgen wir der theoretischen Grundannahme, dass diese mit einer Traumatisierung vergleichbar sind. Dieser Belastungstypus, als sekundäre Traumatisierung in der Literatur beschrieben, ist jedenfalls vom Alltagsstress im Krankenhaus oder einem Burnout zu unterscheiden. Die Belastungen, ihre (traumatischen) Folgen und die damit einhergehenden Erschütterungen des Selbst- und Weltverständnisses (Janoff-Bulman 2002) werden erhoben. Eine zentrale Rolle kommt dabei den eher wenig beleuchteten Emotionen wie Schuld und Scham zu. Nicht zuletzt beziehen wir mit der Erhebung des Kohärenzgefühls (Antonovsky 1997) den Grundgedanken der Resilienz mit ein.
Zur Untersuchung wurde Gesundheitspersonal, das im Krankenhaus mit an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten arbeitet (N=50), befragt. Das Assessment umfasst die Posttraumatic Stress Scale (PSS), die World Assumptions Scale (WAS), die State Shame and Guilt Scale (SSGS), die Sense of Coherence Scale (SOC) sowie das Trierer Inventar zum chronischen Stress (TICS).
Die Ergebnisse zeigen eine erhebliche Belastung des Personals. Bei 60 Prozent findet sich die Diagnose einer traumatischen Belastungsstörung (PTBS) und weitere zwölf Prozent erleiden eine subsyndromale Form derselben. Es zeigen sich hohe Belastungen, welche mit erschütterten Grundannahmen über die Welt einhergehen. Gleichzeitig zeigen die höher Belasteten auch eine stärkere Ausprägung von Schuldgefühlen und Scham. Ein ausgeprägter Kohärenzsinn als Resilienzfaktor zeigt sich erwartungsgetreu als protektives Element.
Damit ist der Schluss zu ziehen, dass die Belastungen die Gefahr der sekundären Traumatisierung erhöhen. Hinweise zum Schutz sowie Maßnahmen zur Entlastung werden gegeben.
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