06.11.2020 | nachruf
In memoriam Professor Dr. Gerhard Baader (1928–2020)
Zugleich eine Skizze der „Epochen“ des Erinnerns, Gedenkens und der Forschung über die NS-Verbrechen in der Psychiatrie in Österreich
Erschienen in: neuropsychiatrie | Ausgabe 4/2020
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Am 14. Juni 2020 ist der aus Wien stammende, seit den 1960er-Jahren in (West‑)Berlin tätige Medizinhistoriker Gerhard Baader kurz vor seinem 92. Geburtstag gestorben. Als – in der Diktion der Zeit – „Halbjude“ als Jugendlicher bis zu Zwangsarbeit und Arbeitslager diskriminiert, hat er nach der Befreiung in Wien maturiert und – dem akademischen Milieu seiner Eltern entsprechend – vor allem Altphilologie studiert. Nach der Promotion ist er auf Empfehlung seines Doktorvaters Albin Lesky nach München gegangen, um an antiken Texten zu arbeiten. In dieser Zeit fand er sein eigentliches Thema: die Medizingeschichte. Um in dieser zu arbeiten, ging er 1967 an das Medizinhistorische Institut der Freien Universität Berlin, an dem er auch nach seiner Pensionierung bis unmittelbar vor seinem Tod tätig blieb (noch im Wintersemester 2019/20 hat er am Historischen Friedrich-Meinecke-Institut, seiner zweiten akademischen Wirkungsstätte in Berlin, ein zeitgeschichtliches Seminar gehalten. Er war – auch als Zeitzeuge – bis zuletzt ein gesuchter akademischer Lehrer). Für die Hinwendung zur Zeitgeschichte der Medizin war seine Mitwirkung am Ersten Gesundheitstag in Berlin 1980 über „Medizin im Nationalsozialismus. Tabuisierte Vergangenheit – ungebrochene Tradition?“ eine wichtige Zündung. …Anzeige