Die Cholezystektomie stellt einen der häufigsten viszeralchirurgischen Eingriffe in der Schweiz dar (im Jahr 2022: 17.186 Cholezystektomien in der Schweiz). Der Eingriff wird in der Schweiz bei Frauen deutlich häufiger (Jahr 2022: 222 Cholezystektomien pro 100.000 weibliche Einwohnerinnen) als bei Männern (Jahr 2022: 162 Cholezystektomien pro 100.000 männliche Einwohner) durchgeführt. Die Indikationen zur Operation scheinen auf den ersten Blick klar und einfach zu sein. Auffällig ist jedoch eine hohe Variabilität der Häufigkeit dieses Eingriffs unter den Kantonen der Schweiz. Basierend auf den Daten des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) wurden im Jahr 2022 im Kanton Waadt 140 Cholezystektomien pro 100.000 Einwohner/Jahr durchgeführt, während im Kanton Schaffhausen eine deutlich höhere Häufigkeit (263 pro 100.000 Einwohner/Jahr) verzeichnet wurde, bei einem schweizerischen Mittel von 191 pro 100.000 Einwohner pro Jahr [
1]. Diese unterschiedliche Operationshäufigkeit ist erstaunlich und lässt eine unterschiedliche Indikationsstellung vermuten. Damit stellt sich natürlich die Frage nach der Evidenz zur Durchführung dieser häufigen Operation, sind doch zum Beispiel Gallensteine eine sehr häufige Erscheinung in der Bevölkerung. Die Inzidenz von Gallenblasensteinen steigt mit zunehmendem Alter ab 50 Jahren stark an, wobei das Vorkommen bei Frauen ab 60 Jahren bereits über 40 % liegt [
2].
Grundsätzlich müssen wir bei der Indikationsstellung unterscheiden, ob es sich um ein symptomatisches oder ein asymptomatisches Gallblasensteinleiden handelt. Beim symptomatischen Patienten ist die Indikationsstellung nachvollziehbar einfacher. Hier gibt jedoch der Zeitpunkt gelegentlich Anlass zur Diskussion.
Cholezystektomie bei symptomatischen Patienten
Bei unkompliziertem Gallenblasenleiden
Es besteht ein klarer, starker Konsens, dass bei Patienten mit charakteristischen biliären Symptomen und Gallensteinen eine Cholezystektomie durchgeführt werden soll. Grössere Unsicherheit bietet die Definition von „charakteristischen biliären“ Symptomen. Diese wurden bereits sehr früh 1988 als Rom-III-Kriterien beschrieben, welche akuten abdominalen Schmerz im rechten oberen Quadranten oder Epigastrium mit einer Dauer von 15–30 min oder länger beinhalten. Die etwas differenzierteren Rom-IV-Kriterien von 2016 beschreiben, dass die Schmerzintervalle unregelmässig und nicht im Zusammenhang mit der Darmtätigkeit auftreten, resp. unabhängig von der Körperhaltung oder Säureinhibition sein sollen, wobei die Schmerzintensität stark genug sein soll, um die tägliche Aktivität unterbrechen zu müssen oder das Aufsuchen einer Notfallstation begründet [
3].
Bei Patienten mit atypischen Symptomen wie Aufstossen, Blähungen, retrosternalem Brennen und Übelkeit führt die Cholezystektomie weniger häufig zum Erfolg. In der Studie von Thistle 2011 zeigte sich, dass folgende Prädiktoren für einen Erfolg der Cholezystektomie sprechen: episodisch auftretender Schmerz (einmalig oder wenige Male pro Monat), Schmerzdauer 30 min bis 24 h, Auftreten der Beschwerden am Abend oder in der Nacht und Auftreten der Beschwerden 1 Jahr oder weniger vor der Cholezystektomie [
4].
In der wichtigen Studie von Van Dijk et al., welche im
Lancet 2019 publiziert wurde, zeigte sich, dass nur etwa 63 % der Patienten 12 Monate nach der Cholezystektomie schmerzfrei waren [
5]. In dieser randomisierten Studie wurde verglichen, ob der Erfolg der Operation abhängig ist von der Indikationsstellung streng nach Guidelines (Rom-III-Kriterien) oder nach Gutdünken des Chirurgen. Überraschenderweise spielte es keine Rolle, ob nach restriktiver Strategie oder „usual care“ die Indikation gestellt wurde. Aber ein Drittel der Patienten war nicht beschwerdefrei, was sicher ins Aufklärungsgespräch jeder Cholezystektomie Eingang finden sollte.
In einer randomisierten Studie wurde gezeigt, dass bei mehr als 50 % der Patienten, welche nach einer solchen Episode nicht operiert, sondern beobachtet wurden, innerhalb von 5 Jahren eine Cholezystektomie notwendig wurde [
6]. Eine weitere Studie favorisiert bei einer symptomatischen Cholezystolithiasis auch ganz klar die Frühoperation (idealerweise innert 24 h) gegenüber einer verzögerten Operation, da es in 27 % während der Wartezeit auf die Operation (im Mittel 4,5 Monate) zu gallensteinassoziierten Komplikationen kam [
7]. Zudem war die Operations- und Hospitalisationszeit in einer Cochrane-Analyse bei den früh operierten Patienten signifikant kürzer [
8].
Kompliziertes Gallenblasensteinleiden
Akute Cholezystitis
Bei der akuten Cholezystitis stellt sich primär nicht die Frage nach der Cholezystektomie, sondern nach dem Zeitpunkt der Operation. Über Jahrzehnte wurde die Operation „à froid“, also Wochen nach Abklingen der Symptome empfohlen, wenn die Anamnese der akuten Cholezystitis länger als 3 Tage bei Spitaleintritt gedauert hat. Zwei Schweizer Studien aus Bern und Lausanne sowie die sehr bekannte randomisierte Multizenterstudie „ACDC“ konnten klar zeigen, dass die Frühoperation, innert 24 h nach Aufnahme unabhängig vom Symptombeginn, die Morbidität, Hospitalisationsdauer und die Kosten senken konnte. Diese Praxis hat nun glücklicherweise in den meisten Schweizer Spitälern Einzug gehalten, wobei in der Notfallstation die korrekte Triage mit Klinikzuweisung auf die Chirurgie entscheidend ist [
9‐
11].
Im klinischen Alltag stellt sich nunmehr die Frage, ob diese Strategie für jegliche Cholezystitis anwendbar ist, auch in Anbetracht patientenspezifischer Risikofaktoren oder dem Schweregrad der Entzündung. Neuere Daten stützen dieses Vorgehen der Frühoperation bei Cholezystitis auch bei Patienten in hohem Alter sowie bei schwerer Entzündung. Die Komplikationsrate und Rehospitalisationsrate nach frühzeitiger Cholezystektomie zeigte sich in einer randomisierten finnischen Studie deutlich tiefer als bei konservativer antibiotischer Therapie [
12]. Ebenso erscheint eine frühzeitige Operation eine komplikationsärmere Strategie zu sein, selbst bei schwerer Cholezystitis, verglichen zur interventionellen Therapie mit Gallenblasendrainage [
13]. Bei einem nichtoperationsfähigen Hochrisikopatienten ist jedoch die Drainage der Gallenblase mittels perkutaner, transhepatischer Gallenblasendrainage (PTGBD), respektive gemäss neueren Daten allenfalls auch endoskopischen ultraschallgesteuerten Gallenblasendrainage eine sichere Alternative. Diese interventionellen Alternativen zeigen aber eine erhöhte Komplikationsrate verglichen zur Cholezystektomie [
14] und sanieren die Ursache nicht gleichermassen. Nach erfolgter Drainage und Stabilisierung der Akutsituation sollte abhängig von der Grunderkrankung deshalb eine Cholezystektomie folgen. Für den idealen Operationszeitpunkt ergibt sich auch in neueren Untersuchungen keine klare Empfehlung und stellt somit ein Einzelfallentscheid dar [
15].
Abschliessend erscheint eine frühzeitige Cholezystektomie bei akuter Cholezystitis selbst im höheren Alter sowie bei schwerer Entzündung beim operablen Patienten sinnvoll.
Biliäre Pankreatitis
Verschiedenste Studien konnten zeigen, dass nach einer biliären Pankreatitis die prophylaktische Cholezystektomie klar indiziert ist. McAlister zeigte in einer systematischen Cochrane-Analyse, dass durch eine prophylaktische Cholezystektomie gegenüber der Wait-and-see-Strategie die Mortalität und biliäre Komplikationen wie zum Beispiel biliäre Schmerzen oder das Auftreten einer akuten Cholezystitis signifikant gesenkt werden konnte [
16].
Wie bei der akuten Cholezystitis hat sich auch bei der milden biliäre Pankreatitis die Frühoperation während der initialen Hospitalisierung gegenüber der Intervalloperation durchgesetzt. Massgebend war der im
Lancet publizierte randomisierte
PONCHO-Trial, welcher dadurch eine Reduktion der Mortalität und der gallensteinverbundenen Komplikationen von 17 % auf 5 % zeigen konnte [
17]. In der Intervallgruppe erlitten 9 % eine erneute Pankreatitis und 51 % erneute Koliken während der Wartezeit bis zur Operation, welche durchschnittlich nur 27 Tage betrug. Aboulien konnte 2010 in einer randomisierten Studie zeigen, dass bei der milden akuten biliären Pankreatitis die Frühoperation innert 48 h sicher und schneller (Hospitalisationsdauer) war im Vergleich zum Zuwarten, bis die Klinik oder die Laborwerte sich normalisiert hatten [
18]. Diese Daten werden gestützt von einer Metaanalyse aus 2022 von Prasanth et al. von 11 randomisierten Studien, wobei eine frühe Cholezystektomie klar überlegen ist. Auch daraus lässt sich unschwer ableiten, wie wichtig die richtige Klinikzuteilung auf die Chirurgie bei einer biliären Pankreatitis ist [
19]. Trust zeigte 2011 in einer Registerstudie, dass die prophylaktische Cholezystektomie auch bei älteren Patienten (> 66 Jahre) indiziert ist, da eine hohe Anzahl dieser Patienten innert 90 Tagen (mit oder ohne initialem ERCP) erneut hospitalisiert werden [
20].
Bei der schweren, nekrotisierenden Pankreatitis steht es um den idealen Zeitpunkt der Cholezystektomie anders und die Strategie der Frühoperation darf hier nicht angewendet werden. Die Mortalität bei der Frühoperation im Rahmen der schweren Pankreatitis ist gegenüber der Intervall-Cholezystektomie um das Doppelte erhöht. Es ist der ideale Mittelweg zu definieren, um eine erhöhte Komplikationsrate bei zu früher und eine erhöhte biliäre Rezidivrate bei zu später Cholezystektomie zu finden. Die aktuellen S3-Guidelines beschreiben hier einen Einzelfallentscheid ohne Festlegung des idealen Operationszeitpunkts. Neuere Daten einer Kohortenstudie von Hallensleben et al. (2022) beschreiben eine Intervall-Cholezystektomie innerhalb von 8 Wochen nach initialer Spitalentlassung als idealen Zeitpunkt mit zunehmender biliärer Rezidivrate ohne Abnahme der perioperativen Komplikationsrate bei längerem Intervall bis zur Cholezystektomie. Dass vor allem die Schwere der Pankreatitis ausschlaggebend für Komplikationen wie Mortalität, Galleleck und postoperative Infektionen ist, zeigt eine vor Kurzem erschienene retrospektive Multizenterstudie an insgesamt 5034 Patienten [
21]. Somit sollte nach schwerer, nekrotisierender Pankreatitis eine Cholezystektomie innerhalb eines Zeitfensters von mindestens 8 Wochen nach Entlassung angestrebt werden.
Choledocholithiasis
Ebenso besteht die Indikation zur Gallenblasenentfernung nach einer Steinmigration in die zentralen Gallenwege (CBD). Der Goldstandard ist die endoskopische Steinsanierung der zentralen Gallenwege mittels ERCP, welcher eine Entfernung der Gallenblase folgen sollte zur Verhinderung eines Rezidivs. Allerdings ist die Diagnose der Choledocholithiasis häufig nicht eindeutig, so dass die Sequenz der Diagnostik und Therapie je nach Situation angepasst wird. Die amerikanische gastroenterologische Gesellschaft (ASGE) zum Beispiel hat einen Algorithmus publiziert, um die Wahrscheinlichkeit der Choledocholithiasis in „hoch“, „mittel“ und „tief“ einzuteilen [
22]. Die Faktoren, welche berücksichtigt werden, sind Schnittbildgebung mit Nachweis von Steinen im CBD bzw. Dilatation des CBD > 6 mm, Cholestaseparameter und das Vorliegen einer Cholangitis oder biliären Pankreatitis, um nur die wichtigsten zu nennen. Patienten mit einem tiefen Risiko können ohne intraoperative Cholangiographie direkt operiert werden, während Patienten mit hohem Risiko präoperativ eine ERCP erhalten sollten. Für das mittlere Risiko wird unter anderen eine Cholezystektomie mit intraoperativer Cholangiographie oder aber präoperativ ein endoskopischer Ultraschall bzw. ein MRCP vorgeschlagen.
Beim Vorliegen einer Cholangitis ist klar die rasche ERCP zu favorisieren; eine neue Metaanalyse zeigt, dass bei der Durchführung innert 24 h die Hospitalisationsmortalität signifikant gesenkt werden kann [
23]. Nach Steinsanierung ist eine möglichst frühzeitige Operation innert 3 Tagen anzustreben, was zwei neue Metaanalysen (2023) unterstreichen [
24,
25]. Hierbei weisen Patienten nach frühzeitiger Cholezystektomie eine tiefere Komplikationsrate mit einer kürzeren Spitalaufenthaltszeit auf im Vergleich zu der Patientengruppe mit Intervall-Cholezystektomie nach 4 bis 6 Wochen.
Bei der Cholelithiasis muss insgesamt von einer genetischen Komponente von 25 % ausgegangen werden, welche häufig über eine Alteration des hepatokanalikulären Phospholipidtransporters ABCB4 bedingt ist [
26]. Speziell erwähnt werden muss hier das LPAC-Syndrom („low phospholipid-associated cholelithiasis syndrome“), welches eine Prävalenz um die 1 % aufweist und meist zu einer Choledocholithiasis oder aber Hepatolithiasis führt [
27]. Typisch für das LPAC-Syndrom sind eine symptomatische Cholelithiasis vor dem 40. Lebensjahr, der Verdacht einer intrahepatischen Lithiasis und rezidivierende Schmerzen nach Cholezystektomie. Ob diese Patienten wirklich von der Cholezystektomie profitieren oder eher von einer konservativen Therapie mit Ursodeoxycholsäure, wird aktuell diskutiert.
Cholezystektomie bei asymptomatischen Patienten
Keine Indikation zur generellen prophylaktischen Cholezystektomie bei Gallensteinträgern
In einer dänischen Studie wurden 664 asymptomatische Gallenblasensteinträger/innen über 17 Jahre (medianer Follow-up) beobachtet [
28]. Bei 20 % der Beobachteten kam es zu einem gallensteinassoziierten Krankheitsfall, bei 8 % zu einem komplizierten Gallensteinleiden (bspw. Cholezystitis, Choledocholithiasis etc.). Signifikante Prädiktoren für einen Krankheitsfall waren grosse Steine > 10 mm (Hazard-Ratio [HR] 2,3), multiple Steine (HR 1,7) oder weibliches Geschlecht (HR 2,3). Die Langzeitinzidenz vom Auftreten von gallensteinassoziierten Krankheitsfällen bei Gallensteinträger/innen sei bemerkenswert, aber doch tief genug, um weiterhin zu empfehlen, nur symptomatische Gallensteinträger/innen zu cholezystektomieren. Diese Empfehlung geht einher mit den Deutschen S3-Leitlinien basierend auf 8 Studien, welche keinen Überlebensvorteil aber höhere Kosten bei einer prophylaktischen Cholezystektomie beschreiben.
Spezialindikationen zur Cholezystektomie bei asymptomatischer Cholezystolithiasis
Porzellangallenblase
Beim Vorliegen einer Porzellangallenblase (Kalkeinlagerung in der Gallenblasenwand mit porzellanartiger Verhärtung) empfehlen die S3-Leitlinien auch bei Symptomfreiheit die Cholezystektomie, da das Risiko der Entwicklung eines Gallenblasenkarzinoms mit bis zu 62 % deutlich erhöht sei. Daten in der Übersichtsarbeit von Cheng im
Am Surg 2015 weisen auf ein deutlich geringeres Risiko hin, so dass bei polymorbiden, v. a. älteren Patienten auch die Verlaufsbeobachtung in Betracht gezogen werden kann [
29].
Sehr grosse Gallenblasensteine (> 3 cm)
Bei Gallenblasensteinen über 3 cm muss wegen der Gefahr der Karzinomentwicklung die Cholezystektomie auch bei asymptomatischen Patienten erwogen werden. Fritz Lammert beschrieb 2001, dass das Karzinomrisiko bei Männern mit Steinen > 3 cm um das 9‑ bis 10-fache erhöht ist [
30].
Gallenblasenpolypen
Bei solitären Gallenblasenpolypen ≥ 10 mm ist die Cholezystektomie auch bei asymptomatischen Patienten wegen der Gefahr der Karzinomentwicklung klar empfohlen. Beim Vorhandensein von zusätzlichen Risikofaktoren soll auch bei Polypen ab 6–9 mm eine Operation diskutiert werden. Als Risikofaktoren werden unter anderem eine bekannte primär sklerosierende Cholangitis (PSC), aber auch Alter > 50 Jahre, sessile Polypen mit einer fokalen Gallenblasenwandverdickung > 4 mm, eine bekannte Zugehörigkeit zu einer indigenen Bevölkerung sowie gleichzeitiges Vorliegen von Gallenblasensteinen und Polypen genannt. Allerdings entpuppen sich viele, v. a. kleinere
Gallenblasenpolypen in der Histologie nicht als Adenome, sondern als harmlose Cholesterolpolypen [
31], was insbesondere zutrifft, wenn präoperativ mehrere Polypen beschrieben sind.
Simultane Cholezystektomie bei grossen Abdominaleingriffen
Die S3-Leitlinien empfehlen bei Patientin
mit oder ohne Gallensteine die simultane Cholezystektomie bei onkologischen Magen- oder Speiseröhrenresektionen. Die französische, randomisierte Studie bei Patienten mit Gastrektomie (
mit oder
ohne Gallensteine) empfiehlt hingegen keine generelle prophylaktische Cholezystektomie, da im Rahmen der Gastrektomie 32,5 prophylaktische Cholezystektomien durchgeführt werden müssten, um ein gallensteinassoziiertes Ereignis zu verhindern (medianer Follow-up 62 Monate; [
32]). Das Auftreten von biliären Komplikationen bei Patienten nach grossen kolorektalen Eingriffe
mit Gallensteinen wurde als signifikant erhöht beschrieben [
33]. Bei etwas widersprüchlicher Evidenz kann allenfalls geschlossen werden, dass die simultane Entfernung der Gallenblase
mit Gallensteinen bei grossen Abdominaleingriffen kein Fehler ist.
Schlussfolgerung
Eine Cholezystektomie bei asymptomatischen Gallenblasensteinen ist nach wie vor nicht indiziert. Eine Porzellangallenblase, grosse Steine > 3 cm vor allem bei Männern, Gallenblasenpolypen ab 10 mm (zum Teil bereits ab > 6 mm) sowie die Cholezystektomie bei Gallensteinen im Rahmen eines grossen Abdominaleingriffs sind allerdings auch eine Indikation zur Cholezystektomie bei asymptomatischen Patienten. Patienten mit typischen biliären Symptomen sollten früh operiert werden. Aber trotz strenger Eingrenzung der Indikation auf typische biliäre Symptome werden bis zu einem Drittel dieser Patienten postoperativ nicht schmerzfrei. Die steingefüllte Gallenblase sollte nach einer akuten Cholezystitis oder einer biliären milden Pankreatitis rasch innerhalb 24–48 h entfernt werden. Ebenso ist eine rasche Operation nach Steinsanierung bei Choledocholithiasis innert 3 Tagen anzustreben. Eine Intervall-Cholezystektomie frühestens 8 Wochen nach Spitalaustritt scheint aktuell der ideale Operationszeitpunkt nach schwerer, nekrotisierender, biliärer Pankreatitis zu sein (Tab.
1).
Tab. 1
Operationsindikationen bei Gallenblasenleiden
Asymptomatische Cholezystolithiasis mit: Gallenblasenpolypen > 9 mm respektive 6–9 mm mit Risikofaktoren Cholezystolithiasis > 3 cm Porzellangallenblase beim nichtpolymorbiden Patienten Ggf. bei geplantem grossem Abdominaleingriff Symptomatische Cholezystolithiasis | Elektive Cholezystektomie | Elektiv |
St. n. Choledocholithiasis bei Cholezystolithiasis | Frühelektive Cholezystektomie | Innert 72 h nach ERCP |
Akute Cholezystitis Milde biliäre Pankreatitis | Notfallmässige Cholezystektomie | Innert 24–48 h |
Schwere, nekrotisierende biliäre Pankreatitis | Intervall-Cholezystektomie | Mind. 8 Wochen nach Spitalaustritt |
St. n. Gallenblasendrainage bei akuter Cholezystitis | Intervall-Cholezystektomie je nach Grunderkrankung evaluieren | Nach abgeschlossener Rekonvaleszenz, keine klare Empfehlung |
Fazit für die Praxis
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Die elektive Cholezystektomie ist bei Cholezystolithiasis mit typischen biliären Symptomen respektive speziellen Risikofaktoren beim beschwerdefreien Patienten indiziert.
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Die notfallmässige Cholezystektomie erfolgt bei akuter Cholezystitis oder zeitnah nach milder biliärer Pankreatitis.
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Die Intervall-Cholezystektomie ist nach schwerer biliärer Pankreatitis nach frühestens 8 Wochen respektive im Einzelfallentscheid nach Gallenblasendrainage zu planen.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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