Vitamin-C-Mangel bei Schmerz und Infektionen

Vitamin-C Mangelsituationen, die häufiger vorkommen, als man meinen mag, haben Einfluss auf Schmerzzustände und den Verlauf von Infektionen. CIPhotos / Getty Images / iStock × Ein aktuelles Review1, das insgesamt 24 relevante Studien und Meta- Analysen einer kritischen Bewertung hinsichtlich Evidenz und methodologischer Qualität unterzog, kam zu dem Ergebnis, dass Vitamin C eine Schmerzbehandlung zu unterstützen vermag. Pathophysiologisch zentral ist oxidativer Stress durch eine vermehrte Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS). Oxidativer Stress kann durch Entzündungen, Verletzungen, chirurgische Eingriffe und onkologische Erkrankungen entstehen und führt zu einem höheren Verbrauch an Vitamin C2,3,4. Dieses ist als eines der wichtigsten Antioxidantien des Organismus unabdingbar für die Vermeidung bzw. Reduktion von oxidativem Stress, der gewebeschädigend und entzündungsfördernd wirkt sowie eine bedeutende pathophysiologische Rolle in der Schmerzentstehung spielt. Vitamin C ist als enzymatischer Ko- Faktor an ca. 150 enzymatischen Reaktionen beteiligt5, beispielsweise an der Bildung von Carnitin, Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Vasopressin, Endorphinen und Stickstoffmonoxid6. Damit ist Vitamin C für die Schmerzverarbeitung relevant, ein Mangel kann zu einer gestörten Schmerzmodulation führen3. Das macht Vitamin C zu einem wichtigen Bestandteil einer multimodalen Schmerztherapie7. Multizentrische Beobachtungsstudie: Schmerzreduktion nach Visueller Analogskala (VAS) bei Patientinnen und Patienten mit Herpes-zoster-Erkrankung nach zweiwöchiger i.v.-Behandlung mit Vitamin C (durchschnittlich 2- bis 3-mal pro Woche Pascorbin® 7,5 g = Vitamin C-Injektopas® 7,5 g)*8. Springer Medizin × Mit Mangel assoziierte Beschwerden In dem rezenten Review wurden sechs Bereiche identifiziert, in denen mit der Verabreichung von Vitamin C die mit einem Mangel assoziierten Beschwerden gelindert werden konnten. Das Risiko eines Komplexen Regionalen Schmerzsyndroms (engl. Complex Regional Pain Syndrome, CRPS) nach traumatischen Handund Sprunggelenksverletzungen mit chirurgischem Eingriff kann durch die orale Gabe von mindestens 500 mg täglich für mindestens sechs Wochen signifikant reduziert werden. Bei distaler Radiusfraktur wurde durch die lokale Injektion von 500 mg Vitamin C als Adjuvans bei der intravenösen Regionalanästhesie das Risiko noch weiter gesenkt. Durch intravenöse Vitamin-C-Gabe während einer akuten Herpeszoster- Infektion kann das Risiko für eine postherpetische Neuralgie (PHN) reduziert werden. Eine parenterale Vitamin-C-Substitution trägt auch dazu bei, akuten Schmerz bei Herpes-zoster- Infektion zu vermindern. Mit einer zweiwöchigen Gabe von 7,5 g Vitamin- C-Injektopas® zwei- bis dreimal pro Woche konnte bei Patientinnen und Patienten mit Herpes zoster eine Schmerzreduktion um 63 Prozent erzielt werden8 (siehe Abb. rechts). Weiters wurde der Nutzen einer Vitamin-C-Substitution im Rahmen von Operationen nachgewiesen. Eine peri- oder postoperative Bolusgabe wirkt einem Mangelzustand entgegen und reduzierte signifikant postoperative Schmerzen sowie den Bedarf an Analgetika. Entzündungsbedingter Schmerz bei Endometriose bzw. Arthrose kann durch orale Gabe von Vitamin C (1 g/Tag über mehrere Wochen) signifikant reduziert werden, wobei die Autorinnen und Autoren des Reviews zu einer zusätzlichen intravenösen Administration raten. Eine hochdosierte intravenöse Vitamin- C-Gabe – allein oder in Kombination mit Hyperthermie – konnte tumorbedingter Schmerz und die Lebensqualität bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung signifikant reduzieren. Schmerzzustände sind Folge von Erkrankungen, die mit oxidativem Stress einhergehen, und sie sind ein Hinweis auf einen Vitamin-C-Mangel. Die Behebung einer Mangelsituation kann zur Verbesserung der Schmerzsymptomatik führen. Das Review identifiziert Vitamin C als eine gut verträgliche Therapieoption bei unterschiedlichen Schmerzzuständen. Begründet wird dies unter anderem mit dem Schutz vor gewebeschädigendem oxidativen Stress und der schmerzmodulierenden Wirkung, die bei einem Mangel eingeschränkt sein kann. Die Autorinnen und Autoren empfehlen, einer ausreichenden Versorgung sowie dem Ausgleich eines Vitamin-C-Mangels in der klinischen Praxis mehr Bedeutung zu schenken. Die Studienergebnisse lassen die Notwendigkeit einer Kompensation von Vitamin-C-Mangelsituationen bei Schmerzzuständen zunehmend klinisch plausibel erscheinen. Das Potenzial von hochdosiertem Vitamin C als Add-on in der Schmerztherapie sollte in weiteren Studien untersucht werden. Da eine orale Vitamin-C-Aufnahme eine limitierte Bioverfügbarkeit hat, empfehlen die Autorinnen und Autoren des Reviews die hochdosierte und intravenöse Gabe von Vitamin C. Diese kann gegebenenfalls zusätzlich mit oraler Applikation unterstützt werden. Bei Infektionen an den Vitamin-C-Spiegel denken Vitamin C kommt bei Infektionen eine zentrale und mehrfache Rolle zu (siehe Tab. „Immunmodulierende Funktionen“). Vorbeugend gewährleistet die Vitamin-Cabhängige Kollagensynthese die Barrierefunktion von Haut und Schleimhäuten, die das Eindringen von Erregern in den Organismus erschwert12. Auch die antimikrobielle Wirkung von Vitamin C, welche die Pathogenität von Bakterien, Viren, Parasiten und Pilzen reduziert, ist wesentlich an der Infektabwehr beteiligt.13 Vitamin C hat eine wesentliche, modulierende Rolle in der Immunabwehr. Es ist nicht nur für die Funktion von Leukozyten und natürlichen Killerzellen sowie für Phagozytose und Chemotaxis essentiell, sondern auch wesentlich für die Differenzierung und Proliferation von B- und T-Lymphozyten12 bis hin zur Synthese von Interferon, Immunglobulinen und Komplement. Gegen die durch Makrophagen und Neutrophile freigesetzten reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), die außerhalb der Zelle Pathogene direkt unschädlich machen, schützen sich die Immunzellen mit intrazellulär hohen Konzentrationen an Vitamin-C. Wie wichtig das Antioxidans für die Immunzellen ist, zeigt sich daran, dass die intrazelluläre Vitamin-CKonzentration bei Infekten innerhalb weniger Stunden um 50 Prozent absinken kann12. Neben der Unterstützung der Infektabwehr, vermag Vitamin C überbordende Entzündungsprozesse abzufedern, indem es überschüssige ROS abfängt12 und erhöhtes C-reaktives Protein, TNF-a und Interleukine reduziert14. Eine mangelnde Versorgung mit Vitamin C erhöht die Infektanfälligkeit und schwächt die Infektabwehr. Umgekehrt steigt während Infektionen der Vitamin-C-Verbrauch stark an, was etwa bei Pneumonien zu deutlichen Mangelzuständen führen kann15. Aus demselben Grund sind Betroffene mit chronisch-entzündlichen oder onkologischen Erkrankungen besonders gefährdet, Vitamin-CMangelzustände zu entwickeln2,3,4,16. Springer Medizin × Schmerzmanagement überdenken Die parenterale Verabreichung von hochdosiertem Vitamin C im Rahmen einer Uvulopalatopharyngoplastik mit Tonsillektomie konnte den Verbrauch von Paracetamol halbieren und die benötigte Opioid- Dosis um 87,5 Prozent reduzieren9. Bei laparoskopischen Cholezystektomien ermöglichte hochdosiertes Vitamin C die Reduktion postoperativer Schmerzen und die Einsparung von Schmerzmitteln10. Hinweise, dass hochdosiertes Vitamin C einen schmerzlindernden Effekt bei Migräne haben könnte, liefert das Fallbeispiel einer Patientin, bei der eine Behandlung aus zehn Infusionen (à 7,5 g) Vitamin C sowie B-Vitaminen und Vitamin D i. m. die Zahl der Migräne-Tage von 20 bis 25 auf zwei bis vier im Monat reduzierte11. Zusammenfassung Schmerzen sind ein Hinweis auf einen Vitamin-C-Mangel. Die Behebung dieser Mangelsituation kann zur Verbesserung der Schmerzsymptomatik führen. Es müssen weitere Studien folgen, die die Supplementierung von Vitamin C bei unterschiedlichen Schmerzzuständen untersuchen und so als wichtigen Bestandteil einer multimodalen Schmerztherapie identifizieren helfen. Bei Infektionen kommt Vitamin C als wichtigem Immunmodulator eine zentrale Rolle zu, sowohl vorbeugend als auch während und nach dem akuten Infektionsgeschehen. Patientinnen und Patienten mit chronisch entzündlichen oder onkologischen Erkrankungen sind besonders gefährdet, Vitamin-C-Mangelzustände und damit eine Infektionsanfälligkeit zu entwickeln. Vitamin C-Injektopas® Fachkurzinformation * Die Studie wurde mit dem in Deutschland zugelassenen Arzneimittel Pascorbin® 7,5 g durchgeführt, das identisch mit dem in Österreich zugelassenen Vitamin C-Injektopas® 7,5 g ist. Referenzen: 1. Likar R et al. Pain Ther 2024 Aug;13(4):767-790 2. Carr AC, McCall C. J Transl Med 2017;15(1):77 3. 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