01.12.2017 | Originalien
Koloskopiebefunde bei Patienten mit einer Akromegalie
Erschienen in: Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen | Ausgabe 4/2017
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Einleitung
Die Akromegalie ist eine chronische multisystemische Erkrankung auf der Grundlage eines Hypophysenadenoms mit einer exzessiven Ausschüttung von Wachstumshormon und einer dadurch bedingten Erhöhung des Mediators „insulin-like growth factor 1“ (IGF-1). Ein Zusammenhang zwischen Akromegalie und erhöhtem Risiko für kolorektales Karzinom wird kontrovers in der Literatur diskutiert. Ein systematisches Screeningprogramm existiert nicht für akromegale Patienten. Sollten diese Patienten routinemäßig auf kolorektales Karzinom gescreent werden?
Methode
Bei 24 Patienten mit einer floriden Akromegalie wurde in der ersten Woche nach der transsphenoidalen Tumorresektion eine komplette Koloskopie durchgeführt. Diese Studie schloss 13 männliche und 11 weibliche Patienten zwischen 27 und 62 Jahren ein. Wir haben retrospektiv die Koloskopiebefunde hinsichtlich der histologischen Auffälligkeiten ausgewertet und 2 unterschiedlich definierten Patientengruppen (gleichaltrige symptomatische und ältere asymptomatische Vergleichspatienten) gegenübergestellt. IGF-1-Konzentrationen von pathologischen Koloskopiebefunden akromegaler Patienten wurden auf statistische Signifikanz untersucht.
Ergebnisse
Alle Patienten waren vor der Koloskopie hinsichtlich einer Darmerkrankung asymptomatisch. Keiner der Patienten hatte eine positive Familienanamnese für kolorektales Karzinom. 3 Patienten zeigten einen Normalbefund, 3 Patienten wurden mit einer Divertikulose diagnostiziert, 2 Patienten zeigten entzündliche Schleimhautveränderungen, bei 1 Patient wurde eine parasitäre Erkrankung festgestellt. 8 Patienten zeigten das Bild multipler Polypen, bei 7 Patienten wurde histologisch das Vorhandensein tubulovillöser Adenome festgestellt. Die Höhe der IGF-1-Konzentrationen von akromegalen Patienten scheint keine Relevanz für das Vorhandensein von präkanzerogenen Veränderungen zu spielen (keine statistische Signifikanz).
Diskussion
Wir zeigten bei über 60 % der akromegalen Patienten das Vorhandensein von multiplen Polypen und tubulovillösen Adenomen. Das Vorhandensein dieser potenziell präkanzerogenen Veränderungen ist dabei um den Faktor 6 höher als bei gleichaltrigen und um den Faktor 3 höher als bei älteren Vergleichspatienten. Die Durchführung der Koloskopie sollte akromegalen Patienten als fester Bestandteil der Behandlung angeboten werden.