27.04.2017 | Übersichten
Kryo-, Kälte-, Wärmetherapie
Erschienen in: rheuma plus | Ausgabe 4/2017
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Durch lokalen Wärmeentzug, der Kälte- oder Kryotherapie, kommt es zu einer raschen Abkühlung von Haut und Subkutis und zu einer verzögerten Abkühlung in tiefer liegenden Gewebsschichten. Da Haut und Subkutis schlechte Wärmeleiter sind, dauert es etwa 20 min, bis eine Temperatursenkung von 5 °C in einer 2 cm tief liegenden Muskelschicht erreicht ist. Deshalb wird zwischen Kurzzeit-, intermittierender und Langzeitanwendung unterschieden. Um die Körperkerntemperatur zu erhalten, kommt es in der Peripherie initial zur Vasokonstriktion und in der Folge reaktiv zur wiederholten Vasodilatation. Die Schmerzschwelle wird bereits nach kurzer Zeit erhöht. Eine Langzeitanwendung von 20–30 min bewirkt eine Entzündungshemmung im akuten Stadium, eine lokale Stoffwechselreduktion, die Abnahme der Nervenleitgeschwindigkeit und Erregbarkeit von Muskelspindel und Golgi-Sehnenorgan, eine Reduktion des Muskeltonus und eine zunehmende Steifheit des Bindegewebes und der Gelenke. Die lokale Körpererwärmung auf 40–45 °C bewirkt eine Zunahme der Durchblutung, der Dehnbarkeit des Bindegewebes, der Nervenleitgeschwindigkeit, der Permeabilität von Zellmembranen, eine Muskelentspannung und eine Abnahme der Gelenksteifigkeit. Wärmeanwendungen über die Hautoberfläche bewirken hauptsächlich eine Erwärmung von Haut und subkutanem Fettgewebe. Eine direkte Erwärmung tiefer liegender Gewebe wird durch Kurzwellen-, Dezimeter-, Mikrowellen- und Ultraschalltherapie erreicht. Zusammenfassend sind bei lokal schmerzhaften Muskelverspannungen sowohl Wärme als auch Wärmeentzug zur Behandlung geeignet. Bei akuten Entzündungen, neurogener Spastik, nach Traumen oder Verbrennungen ist Kryotherapie indiziert, zur Besserung der Gelenksteifigkeit und Dehnbarkeit des Bindegewebes Wärmetherapie.
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