Sexualität wird mit der Epoche der Aufklärung zu einem zentralen Merkmal der persönlichen Identität des Individuums. Sexualität wird gleichzeitig auch zu einem gesellschaftspolitisch zunehmend bedeutsamen Thema. Es kommt zu einer sukzessiven Verlagerung in der öffentlichen Bewertung von „normaler“ und „devianter“ Sexualität aus der Zuständigkeit von Religion und Kirche hin in jene des medizinischen und etwas später des psychiatrischen Expertentums. Richard Freiherr von Krafft-Ebing und Sigmund Freud nehmen innerhalb dieses Diskurses zur Sexualität (M. Foucault) des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts auf dem Weg zu einer Sexualwissenschaft eine herausragende Position ein. Es werden in diesem übergreifenden Kontext die theoretischen Konzeptualisierungen von Sexualität und Perversion von Krafft-Ebing und Freud in den grundlegenden klinischen und gesellschaftlichen Implikationen dargestellt.