Der Mensch wandelt auf den Spuren seiner Vorgänger. Das war Gesetz, bis wir anfingen, Straßen zu bauen, die auf die Natur keine Rücksicht nahmen. Viele alte Routen sind vergessen, blieben aber als idyllische Wanderwege erhalten.
Ein wirtschaftlich eher unbedeutender Saumpfad führte von Vorau über Festenburg über den Wechsel (alter Name: Umschuss) nach Kirchberg. Die Vorauer Pröpste nahmen diesen Weg für Visitationen nördlich des Gebirges.
Martin Krenek-Burger
Meine Hausstrecke führt zur Theresienwarte am Hühnerberg, ein Ort mit atemraubendem Blick bis zum Schneeberg und auf zahlreiche alte Stätten. Die Wanderung braucht keine Rechtfertigung, sie kann für sich stehen, sagt der Autor und erklärt, warum die vergessenen Pfade von damals so spannend sind. So wurde die sagenumwobene Bernsteinstraße mancherorts zu einem stillen Feldweg. Martin Burger verknüpft in „Gehen auf alten Wegen“ Naturpfade mit historischen Geschichten und beschreibt 15 geschichtsträchtige Wege sowie 30 Ausflugstipps. Burger recherchierte intensiv, wertete alte Landkarten und Flurnamen aus, um den Verlauf vergessener Pfade zu rekonstruieren. Seine Wegbeschreibungen sind lebendig und mit Berichten, wie etwa dem „Gemetzel von Straß“, garniert. Das Buch stellt eine wunderbar „altmodische“ Alternative zu den vielen Wander-Apps dar, die gerade so boomen. Diese lotsen zwar per GPS durchs Gelände, erzählen jedoch keine Geschichten. Sie inspirieren weder zum Aufbruch noch kann man mit ihnen verwitterte Wege erforschen.
Übrigens: Wer zur Theresienwarte aufbricht, sollte wissen: Die Gegend galt als unheimlich, vielleicht wegen des dortigen Galgens, der höchst gelegene des Landes. Weckt das nicht Ihre Neugierde? Mit solchen Geschichten im Kopf, fällt der Aufbruch leichter.
Martin Burger: Gehen auf alten Wegen. Auf den Spuren der Römer, Pilger und Händler durch Niederösterreich. 192 S., Styria 2020. ISBN 978-3-222-13665-8