Einführung
Physiologische Veränderungen bei der Sportlerin in der Menopause
Änderungen im Ruheenergieverbrauch
Änderungen der Körperzusammensetzung
Erhöhung des kardiovaskulären Risikos
Zunahme des Osteoporoserisikos
Effekt von Sport bei postmenopausalen Frauen
Vorbeugung von chronischen Erkrankungen
Effekt auf vasomotorische Beschwerden
Menopausale Hormontherapie (MHT) bei Sportlerinnen
Muskulärer Östrogeneffekt im Tiermodell und bei postmenopausalen Frauen
Menopausale Hormonersatztherapie und Doping
Substanz | Wirkung | Wirkung im Sport | Bisherige Dopingfälle |
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Bazedoxifen [Conbriza®] | SERM („selective estrogen receptor modulator“) der 3. Generation, wirkt gewebespezifisch als Agonist am Knochen und als Antagonist am Uterus und an der Mamma. Einsatz bei postmenopausalen Frauen mit Osteoporose (insbesondere Reduktion der vertebralen Frakturen; [54]) | SERM können potenziell die Muskelmasse und den Körperfettanteil beeinflussen [55] | Keine |
Exemestan [Aromasin®] | Irreversibler, steroidaler Aromataseinhibitor zur antihormonellen Behandlung des frühen Hormonrezeptor-positiven oder des fortgeschrittenen Mammakarzinoms bei postmenopausalen Frauen ohne Ansprechen auf Antiöstrogene [56] | Der Aromatasehemmer kann potenziell das Gesamttestosteron erhöhen via Konversionshemmung von Testosteron zu Östrogen [57], was das Muskelwachstum begünstigen könnte. Weiter könnte Exemestan die Verwendung anaboler Steroide bei Männern – welche eine Erhöhung der Östrogene (Gynäkomastie) zur Folge haben – maskieren [58] | Keine |
Fulvestrant [Faslodex®] | Keine | ||
Letrozol [Femara®] | Selektiver nichtsteroidaler Aromatasehemmer, der die Östrogenbiosynthese in allen Geweben reduziert. Indikation: adjuvante Therapie bei frühem rezeptorpositivem Mammakarzinom [63] | Der Aromatasehemmer kann potenziell das Gesamttestosteron erhöhen via Konversionshemmung von Testosteron zu Östrogen [57], was das Muskelwachstum begünstigen könnte. Letrozol könnte zur Manipulation von Dopingtests verwendet werden, indem es das Verhältnis Testosteron/Epitestosteron – einen gängigen Marker in Dopingtests – verändert [64] | Bei der italienischen Tennisspielerin Sara Errani wurde 2017 Letrozol nachgewiesen [65] |
Raloxifen [Evista®] | SERM, Behandlung und Prävention der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen [66] | Raloxifen kann potenziell endokrine Parameter beeinflussen mit Minderung der Nebenwirkungen, die durch die Einnahme androgen anaboler Steroide entstehen [67] | Keine |
Ospemifen [Osphena®] | SERM, zur Behandlung der Dyspareunie und vaginalen vulvären Atrophie [68] bei Frauen, bei denen keine lokale Östrogenisierung erfolgen kann. Ospemifen ist in der Schweiz nicht registriert | Ospemifen kann potenziell endokrine Parameter beeinflussen und könnte insbesondere auch zur Behandlung des anabolen steroidinduzierten Hypogonadismus bei Männern eingesetzt werden [69] | Keine |
Tamoxifen [Nolvadex®] | SERM, Einsatz als (1.) adjuvante Therapie zur Risikominderung des invasiven Mammakarzinoms nach primärer Operation und Bestrahlung, (2.) präventive Behandlung des Hormonrezeptor-positiven DCIS oder (3.) zur Risikoreduktion bei hohem Brustkrebsrisiko | ||
Testosteron und dessen Abkömmlinge | Zur Behandlung des hypoaktiven sexuellen Verlangens (HSSD) bei postmenopausalen Frauen [74] | Gemäss WADA entfällt ca. ein Drittel aller positiven Dopingresultate auf Testosteron oder dessen Abkömmlinge [77] | |
Tibolon [Livial®] | Synthetisches Steroid mit östrogenen und gestagenen Eigenschaften zur Behandlung klimakterischer Beschwerden [78] | Tibolon kann via Konversion zum Metaboliten delta-4-Tibolon androgene Effekte entfalten und damit potenziell die Muskelmasse und -kraft steigern, Erholungsprozesse beschleunigen und die Wirkung von anabolen Steroiden maskieren [79] | Keine |
Fazit für die Praxis
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Die menopausale Transition – gekennzeichnet durch den Abfall des Östrogenspiegels – leitet metabolische Veränderungen ein, die zu erhöhter Fettmasse, verminderter Magermasse und reduziertem Ruheenergieverbrauch führen. Die Perimenopause entspricht einem kritischen Zeitfenster metabolischer Umstellungen, das zum Einleiten von Lebensstilmodifikationen, insbesondere von vermehrter körperlicher Aktivität, genutzt werden kann.
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Wissenschaftliche Ergebnisse deuten auf die metabolische Plastizität bei menopausalen Frauen hin. Dies bedeutet, dass durch moderates Ausdauertraining die Mobilisierung und Oxidation von freien Fettsäuren angekurbelt werden können.
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Die Zunahme von Gewicht, BMI und Körperfettanteil in der Postmenopause ist hauptsächlich dem Alter als auch dem Östrogenmangel zuzuschreiben. Die Fettumverteilung hingegen mit Zunahme des zentralen Fettanteils ist der hormonellen Konstellation der Menopause mit erhöhter Dominanz der Androgene (erhöhtes Androgen-Östrogen-Verhältnis) zuzuschreiben.
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Eine MHT bietet sportlich aktiven Frauen spezifische Vorteile wie Muskelschutz nach intensivem Training und Unterstützung von Muskelaufbau und -reparatur, wobei diese Effekte kombiniert mit Training synergistisch verstärkt werden.
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Die zusätzliche Anwendung von Testosteron auf Liposomengrundlage transdermal im Rahmen der MHT bei HSSD der Frau ist zwar „off label“, aber zunehmend gefragt, während Testosteron und seine Derivate laut WADA im Sport strikt verboten sind; besondere Vorsicht ist daher in der Praxis bei sportlich aktiven Frauen geboten.