Unkontrollierte Blutungen einschließlich traumaindizierter Koagulopathie (TIK) sind nach wie vor die häufigste vermeidbare Todesursache beim Schwerverletzten, und rasche Diagnostik und Behandlung sind mit verbessertem Outcome assoziiert. Eine an Zielwerten orientierte individualisierte Therapie („goal-directed therapy“) unter Einschluss von „Point-of-care“-Verfahren ist möglicherweise der empirischen und verhältnisbasierten Therapie mit Blutprodukten vorzuziehen. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine selektive Literaturübersicht unter Berücksichtigung aktueller Empfehlungen/Expertenmeinungen zur Gerinnungstherapie bei blutenden Schwerverletzten über individualisierte Therapie („goal-directed therapy“) mit „Point-of-care“ viskoelastischer Substitution (ROTEM®) von Gerinnungsfaktoren und gerinnungsstabilisierenden Substanzen. Die Gabe von Fibrinogenkonzentrat beim blutenden Schwerverletzten ist ab ROTEM®-FIBTEM A10 < 10 mm (FIBTEM A5 < 9 mm; FIBTEM MCF <12 mm) und erniedrigter EXTEM A10 < 45 mm (EXTEM A5 < 35 mm; EXTEM MCF <55 mm) zu erwägen; die Gabe von Prothrombinkomplexkonzentrat (PPSB) basierend auf einer verzögerten Gerinnselinitiierung (ROTEM®-EXTEM CT >80 s). Aussagen zum Monitoring eines FXIII-Defizits oder zur Therapiesteuerung mit FXIII-Konzentraten sind derzeit nicht möglich. Viskoelastische Testverfahren zeichnen sich durch hohe Sensitivität und Spezifität für den Nachweis einer Hyperfibrinolyse mit therapeutischer Konsequenz der Gabe eines Antifibrinolytikums aus. Individualisierte Therapiekonzepte auf Grundlage von „Point-of-care“ viskoelastischen Testverfahren (ROTEM®) bieten eine sinnvolle Alternative zu den verhältnisbasierten Konzepten und sind mit reduziertem Transfusionsbedarf und reduzierter Morbidität vergesellschaftet.