Da für eine differenzierte Motivlage der Inanspruchnahme psychosozialer Nachsorgeleistungen kaum Analysen, fernab des positiven Effekts der eigenen Motivation auf den Betreuungs- und Behandlungserfolg, vorliegen, untersuchte die Studie, die Motive für die Inanspruchnahme bestimmter psychosozialer Nachsorgeleistungen für Menschen mit psychischen Problemlagen. Ziel der Studie war es aufzuzeigen, welche Gründe für die Leistungsnutzung der Angebote Fähigkeitsorientierte Aktivität, Mobile Betreuung und Hilfe, Psychosoziale Beratungsstelle und Wohnen zentral sind.
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden Daten aus einer kontinuierlich stattfindenden Klientenzufriedenheitsbefragung von 4 Leistungsbereichen über einen Zeitraum von 5 Jahren (2013–2017) analysiert. Die Klienten wurden hinsichtlich der Wichtigkeit von 5 Motiven (Unterstützung bei Problemen zu bekommen; mit jemandem über Probleme sprechen zu können; sich verstanden fühlen; einen Raum der Sicherheit zu haben; das Gefühl, etwas für die Gesundheit zu tun) anhand einer 5‑stufigen Antwortskala für die Inanspruchnahme der Leistung befragt.
Die Auswertung der Daten zeigt, dass über alle Leistungen hinweg das Motiv „sich verstanden fühlen“ von großer Bedeutung für die Inanspruchnahme psychosozialer Leistungen ist. Fernab dieses Motivs sind es bei den Leistungen der Fähigkeitsorientierten Aktivität und dem Wohnen vor allem Sicherheitsaspekte, die zur Inanspruchnahme der Leistung motivieren. Bei den Leistungen der Mobilen Betreuung und Hilfe und der Psychosozialen Beratungsstelle sind vorwiegend instrumentelle Aspekte, wie z. B. Unterstützung bei Problemen zu bekommen. Generell zeigt sich, dass die Motivstärke, also wie wichtig diese Gründe für die Nutzung der Leistung sind, bei den Angeboten der Mobilen Betreuung und Hilfe und der Psychosozialen Beratungsstellen am höchsten sind.