Früherer Einsatz von Cilta-Cel bei Multiplem Myelom

Im Vergleich zu den derzeitigen Standardtherapien verringerte Ciltacabtagene Autoleucel (Cilta-Cel) das Progressionsrisiko bei Menschen mit rezidiviertem und Lenalidomid-refraktärem Multiplem Myelom in der CARTITUDE-4-Studie um 74%. Beim Gesamtüberleben zeigte sich ein Trend zugunsten der CAR-T-Zelltherapie. Die Prognose von Patientinnen und Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom (MM) hat sich in den letzten 15 Jahren dank der Einführung zahlreicher neuer Arzneimittel kontinuierlich verbessert. Für mehrfach rezidivierte oder therapierefraktäre (r/r) Betroffene ist die Situation allerdings nach wie vor ungünstig. Erfreulicherweise haben sich aber auch in diesem Setting die Therapiemöglichkeiten weiterentwickelt. So können mit immuntherapeutischen Ansätzen bemerkenswerte Erfolge erzielt werden, und hier insbesondere mit solchen, die sich gegen das auf der Oberfläche der Myelomzellen im Übermaß exprimierte B-Cell Maturated Antigen (BCMA) richten. Adressiert werden kann BCMA u. a. mit chimären Antigenrezeptor-T-Zell (CAR-T-Zellen)-therapien. Problem: Frühe IMiD-Refraktarität Ciltacabtagene Autoleucel (Cilta-Cel) ist eine CAR-T-Zelltherapie, die zwei BCMA-bindende Domänen aufweist. Sie ist bereits für die Behandlung Erwachsener mit r/r MM zugelassen, die mindestens drei vorangegangene Therapien erhalten haben, darunter einen immunmodulatorischen Wirkstoff (IMiD) wie Lenalidomid, einen Proteasom-Inhibitor und einen Anti-CD38-Antikörper, und bei denen die Krankheit unter der letzten Therapie fortgeschritten ist. „Lenalidomid wird heute in großem Umfang und bei einem breiten Spektrum der an MM Erkrankten in der Erstlinientherapie eingesetzt. Dies führt jedoch auch zu einem Anstieg der Fälle, in denen die Krankheit schon in einem frühen Stadium nicht mehr auf den IMiD anspricht", sagte PD Dr. Binod Dhakal, Medical College of Wisconsin, Milwaukee (WI)/USA. In der globalen, randomisierten, klinischen Phase-3-Studie CARTITUDE-4 wurde Cilta-Cel deshalb bei 419 Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem, Lenalidomid-refraktärem MM im Vergleich zu den Standardtherapien Pomalidomid, Bortezomib und Dexamethason (PVd) sowie Daratumumab, Pomalidomid und Dexamethason (DPd) nach Wahl der Behandelnden untersucht. Die Teilnehmenden hatten ein bis drei Vortherapien erhalten, inklusive eines Proteasom-Inhibitors und eines IMiDs. PVd und DPd wurden bis zur Krankheitsprogression gegeben, primärer Endpunkt der Studie war das progressionsfreie Überleben (PFS) in der Intention-to-Treat (ITT)-Population [1]. Erhebliche Progressionsverzögerung Die an der Studie Teilnehmenden waren im Median 61 Jahre alt, 55% waren Männer und 75% weiße Menschen. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 16 Monaten konnte für die Therapie mit Cilta-Cel gegenüber der Standardtherapie ein um 74% niedrigeres Progressionsrisiko gezeigt werden (Hazard Ratio [HR] 0,26; p<0,0001). Die objektiven Ansprechrate lag im Cilta-Cel-Arm bei 84,6% verglichen mit 67,3% im Standardtherapie-Arm (p<0,0001), bei Komplettremissionsraten von 73% versus 22% (p<0,0001). Zudem erreichten unter Cilta-Cel 60,6% der Behandelten einen negativen MRD (minimale Resterkrankung)-Status gegenüber 15,6% im Vergleichsarm (p<0,0001). Gezeigt werden konnte außerdem ein Trend zu einem längeren Überleben unter Cilta-Cel (HR 0,78; 95%-Konfidenzintervall 0,5–1,2). „Diese Ergebnisse belegen, dass Cilta-Cel bei Patientinnen und Patienten mit Lenalidomid-refraktärem MM auch schon nach dem ersten Rückfall hochwirksam ist“, kommentierte Dhakal, der Hauptautor der Studie. Cilta-Cel in früheren Therapielinien sicher Bei 97% der Patientinnen und Patienten, die Cilta-Cel erhielten, sowie bei 94% im Standardtherapie-Arm traten unerwünschte Ereignisse der Grade 3 und 4 auf, darunter Infektionen (27% versus 25%) und Zytopenie (94% versus 86%). Ein Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS) trat insgesamt bei 76% der im CAR-T-Zelltherapie-Arm Behandelten auf (Grad 3: 1%; Grad 4 oder 5: 0%). „Damit wurde gezeigt, dass Cilta-Cel im Vergleich zu den derzeitigen Behandlungsoptionen nicht nur bemerkenswert wirksam ist, sondern auch, dass es in einer früheren Therapiephase sicher eingesetzt werden kann", stellte PD Dr. Oreofe Odejide, ASCO-Expertin vom Dana-Farber Cancer Institute, Boston (MA/USA), in ihrer Beurteilung der Studiendaten fest. Die Auswertung der Studie wird fortgesetzt, so werden z. B. Analysen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, aber auch Subgruppen- und Biomarkeranalysen vorgenommen. Darüber hinaus wird Cilta-Cel in weiteren klinischen Studien als Erstlinientherapie untersucht. basierend auf: ASCO Annual Meeting 2023, 2.-6.6.2023, Chicago (hybrid); Session: Dhakal B. et al.; Abstract LBA106; abrufbar unter https://meetings.asco.org/abstracts-presentations/220015

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