Für die Therapie von Infektionen mit multiresistenten gramnegativen Bakterien (MRGN) stehen nur wenige Antibiotika zur Verfügung. Dem Management von Patienten mit MRGN-Kolonisation bzw. -Infektion kommt daher eine herausragende Bedeutung bezüglich postoperativer Morbidität und Mortalität zu.
Beschreibung eines Managementpfades für Patienten mit MRGN-Besiedelung.
Die Prävalenz der MRGN-Besiedelung nimmt vor allem bei Personen mit Kontakt zum Gesundheitssystem in Endemieregionen zu. Das Robert-Koch-Institut fordert ein verpflichtendes MRGN-Screening und die Isolierung von Patienten mit geographischem oder kontaktbedingtem Expositionsrisiko für die Kolonisation mit 4MRGN (Carbapenemase-Bildnern). Für Patienten mit elektiven viszeralen Eingriffen ist ein rechtzeitiges sensitives Screening vor der stationären Aufnahme sinnvoll. Strikte Basishygiene ist essenziell zur Übertragungsprävention. Einzelisolierung ist für Patienten mit 4MRGN angezeigt, in Risikobereichen auch für Patienten mit 3MRGN. Risikopatienten mit unbekanntem Status werden präemptiv isoliert. Perioperative Antibiotikaprophylaxe ist als Einzeldosis zu applizieren, bei MRGN-Kolonisation ggf. mit MRGN-wirksamen Substanzen. Zur Therapie der sekundären/tertiären Peritonitis mit dem Risiko einer MRGN-Beteiligung und bei hämodynamisch instabilen Patienten sollten primär ESBL-wirksame Substanzen (Tigecyclin, Carbapeneme, Ceftolozan-Tazobactam, Ceftazidim-Avibactam) zum Einsatz kommen. Ceftazidim-Avibactam ist auch bei Infektionen mit Carbapenemase-bildenden Enterobakterien eine neue Therapieoption.
Die strukturierte Implementation des MRGN-Screenings bei Risikopatienten, strikte Basishygiene, gezielte Isolation und adäquate kalkulierte Antibiotikatherapie sind essenzielle Maßnahmen im Management der MRGN-Problematik in der Viszeralchirurgie.