Radioligand¹⁷⁷Lu-PSMA-617 punktet im Vergleich zur Standardtherapie bei mCRPC

Eine neue Substanz konnte beim metastasierten kastrationresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) in der VISION-Studie sowohl das radiografische progressionsfreie Überleben als auch das Gesamtüberleben verbessern. Der an PSMA-exprimierende Zellen bindende Radioligand 177Lu-PSMA-617 zeigte Vorteile bei dieser Patientengruppe mit mindestens zwei Vortherapien. PSMA ist ein membranständiges Enzym, das vorwiegend Prostatakarzinomzellen stark exprimiert wird. An diese Zielstruktur bindet der Radioligand 177Lu PSMA-617. Dadurch wird eine zielgerichtete Beta-Bestrahlung von Tumorzellen und deren Environment ermöglicht. In der multizentrischen Phase-III-Studie VISION wurde nun die Wirksamkeit von 177Lu-PSMA-617 im Vergleich zur (in der Studie nicht näher definierten) Standardtherapie bei Patienten mit mCRPC ab der Drittlinie untersucht. 831 Patienten wurden in 2:1 in einen arm mit Standardtherapie und zusätzlich 177Lu-PSMA-617- oder Standardtherapie allein randomisiert. Alle Patienten hatten zuvor zumindest eine Therapielinie mit einem neuen Antiandrogen und ein oder zwei Taxan-hältige Chemotherapien erhalten. Ein weiteres Einschlusskriterium war zumindest eine PSMA-positive Läsion, die vor Studienbeginn mittels PSMA-PET-CT detektiert wurde. Die Studienteilnehmer erhielten des Weiteren sechs Zyklen Chemotherapie in einem sechswöchentlichen Intervall. Die Standardtherapie war im Vorfeld definiert, ausgeschlossen waren Patienten die eine zytotoxische Chemotherapie oder Ra-223 erhalten hatten. Die Folgeuntersuchungen wurden mittels CT/MRT durchgeführt. Primärere Studienendpunkte waren das radiografische progressionsfreie Überleben (rPFS) sowie das Gesamtüberleben. Sekundäre Endpunkte waren unter anderem die Zeit bis zum ersten symptomatischen Skelett-Event, die Overall Response Rate und die Disease Control rate (nach RECIST v1.1). Ergebnisse In der Patientengruppe, die mit 177Lu-PSMA-617 behandelt worden war, zeigte sich nach einem medianen Follow-up von 20,9 Monaten ein signifikant verbessertes rPFS (8,7 vs. 3,4 Monate; HR: 0,40; 99,2% CI: 0,29, 0,57; p<0,001) sowie ein besseres Gesamtüberleben (15,3 vs. 11,3 Monate; HR: 0,62; 95% CI: 0,52, 0,74; p<0,001) verglichen mit der jeweiligen Standardtherapie. Obwohl die Verträglichkeit der Radiotherapie gut war, war die Nebenwirkungsrate in der 177Lu-PSMA-617-Gruppe dennoch erhöht. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Fatigue, Leukopenie und Lymphopenie, Anämie und Thrombozytopenie, gefolgt von Mundtrockenheit, Nausea und Erbrechen. Es gab in der Studie im Kontrollarm anfangs eine relativ hohe Abbruchrate unter den ersten 250 Patienten, dementsprechend wurden die Informations- und Kommunikationsstrategien in der Studie verbessert. Fazit Das neue gezielt wirkende Radiopharmazeutikum 177Lu PSMA-617 verlängert bei zusätzlicher Gabe zur Standardtherapie bei Patienten mit kastrationsresistentem fortgeschrittenem PSMA-positiven Prostatakarzinom (mCRPC) das Gesamtüberleben (OS) und das radiografische progressionsfreie Überleben (rPFS). Allerdings hatte man eine deutlichere Verbesserung erwartet. Man wolle nun prüfen, ob die Wirksamkeit durch Kombinationen bzw. durch eine andere Dosierung oder wiederholte Therapien weiter verbessert werden könne, so die Studienautoren. Quelle: Morris MJ et al.: Phase III study of lutetium-177-PSMA-617 in patients with metastatic castration-resistant prostate cancer (VISION). ASCO Virtual Meeting 2021, Abstr. LBA4

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