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23.10.2024 | Onkologie | Journal club

kurz notiert

Thalidomid - noch immer ein rätselhafter und ambivalenter Wirkstoff

verfasst von: Moritz Borchers

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Auszug

Über 60 Jahre seitdem das Thalidomid-haltige Schlafmittel Contergan aufgrund schwerer Teratogenität in Deutschland vom Markt genommen worden ist, ist die Bedeutung des Wirkstoffs weltweit ambivalent: Unter strenger Indikationsstellung und Schutzmaßnahmen gilt Thalidomid einerseits als wichtiger Wirkstoff in der Behandlung von Lepra-Folgen und dem multiplen Myelom (MM; vgl. [Amare GG et al. J Oncol Pharm Pract. 2021;27(3):673-68]). Und auch in weiteren Indikationen könnte der Wirkstoff noch einen Platz bekommen, wie zumindest Ergebnisse (kleinerer) Studien bei SIA („small-intestinal angiodysplasia“) [Chen H et al. N Engl J Med. 2023;389(18):1649-59] oder auch β-Thalassämie [Ali Z et al. Sci Rep. 2023;13(1):13592] nahelegen. Andererseits entfaltet Thalidomid sogar heute noch fruchtschädigende Effekte: In Brasilien, wo die Substanz u. a. bei Lepra zum Einsatz kommt, werden weiter Fälle der charakteristischen Thalidomid-induzierten Embryopathie (TEP) dokumentiert [Sales Luiz Vianna F et al. Eur J Med Genet. 2017;60(1):12-5]. Der genaue Pathomechanismus, der zur TEP führt, ist bis heute im Übrigen nicht völlig widerspruchsfrei aufgeklärt. Ähnliches gilt auch für die schlaffördernde Wirkung [Hirose Y et al. Proc Natl Acad Sci U S A. 2020;117(37):23106-12]. Insofern stimuliert Thalidomid weiter Forschung, die jüngst beim MM auch zur Entwicklung der Wirkstoffklasse der CELMoD („cereblon E3 ubiquitin ligase modulator“) beigetragen hat [Shortt J. N Engl J Med. 2023;389(11):1046-50]. …
Metadaten
Titel
kurz notiert
Thalidomid - noch immer ein rätselhafter und ambivalenter Wirkstoff
verfasst von
Moritz Borchers
Publikationsdatum
23.10.2024
Verlag
Springer Medizin
DOI
https://doi.org/10.1007/s15004-024-0544-y