Erhöhtes Langzeitrisiko für Zervixkarzinome nach aktiver Überwachung von CIN2

Sofort konisieren oder erst einmal aktiv überwachen? Bei zervikalen intraepithelialen Neoplasien von Grad 2 (CIN2) sollte bei dieser Entscheidung auch das Langzeitrisiko für ein Zervixkarzinom berücksichtigt werden. arcyto / stock.adobe.com × 50–60% der zervikalen intraepithelialen Neoplasien von Grad 2 (CIN2) bilden sich innerhalb von zwei Jahren spontan zurück. Aus diesem Grund stellt vor allem für jüngere Frauen mit Kinderwunsch die aktive Überwachung eine Alternative zur sofortigen Konisation dar. Eine Studie aus Dänemark1 bestätigt nun die Sicherheit des konservativen Vorgehens – zumindest kurzfristig. Längerfristig war die aktive Überwachung von CIN2 mit einem erhöhten Zervixkarzinomrisiko belastet: Nach 20 Jahren war es viermal so hoch wie nach sofortiger Konisation. 20-Jahres-Risiko viermal so hoch wie mit sofortiger LLETZ Von 27.524 Frauen im Alter von 18–40, bei denen zwischen 1998 und 2020 erstmalig eine CIN 2 diagnostiziert worden war, hatten sich 55% gleich einer Schlingenkonisation (large loop excision of the transformation zone, LLETZ) unterzogen, 45% hatten sich für die aktive Überwachung (active surveillance, AS) entschieden. 104 Frauen erkrankten später an einem Zervixkarzinom, davon 48 aus der AS-Gruppe. Das adjustierte Erkrankungsrisiko in den ersten zwei Jahren nach der CIN2-Diagnose betrug 0,56% mit AS und 0,37% mit LLETZ, wobei die 95%-Konfidenzintervalle überlappten. In den Folgejahren war in der AS-Gruppe ein deutlicher Anstieg des Krebsrisikos zu verzeichnen, nach 20 Jahren addierte es sich dort auf 2,65%. In der Gruppe mit direkter LLETZ lag es dagegen nur bei 0,76%. Hinsichtlich des FIGO-Stadiums unterschieden sich die beiden Gruppen nicht. Über 30-Jährige stärker gefährdet Die Mehrzahl der Krebsdiagnosen (68%) wurde bei Frauen über 30 Jahren gestellt. In den ersten beiden Jahren war ihr Risiko in der AS- wie in der LLETZ-Gruppe jeweils etwa drei- bis viermal so hoch wie das der unter 30-Jährigen. Nach 20 Jahren war es im Vergleich zu den Jüngeren in der AS-Gruppe verdreifacht (5,30% vs. 1,52%), in der LLETZ-Gruppe nur verdoppelt (1,27% vs. 0,55%). Das absolute Risiko für ein Zervixkarzinom sei bei den CIN2-Patientinnen insgesamt niedrig gewesen, konstatiert die Studiengruppe um Kathrine Dyhr Lycke vom Gødstrup-Krankenhaus in Herning. In der zweijährigen Phase der aktiven Überwachung habe es „keinen großen Unterschied“ zwischen AS und LLETZ gegeben. „Aber nach 20 Jahren war das kumulative Zervixkarzinomrisiko mit AS fast viermal so hoch wie mit LLETZ, was primär an den Frauen über 30 lag.“ Rezidivverdacht nach AS: "Schwelle für Konisation niedriger legen" Eine AS-Strategie für zwei Jahre dürfte daher bei Frauen, die schwanger werden wollen, unabhängig von ihrem Alter als sicher angesehen werden, so die Schlussfolgerung von Dyhr Lycke et al. Gleichzeitig halten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler es für geboten, mit Frauen, die eine AS hatten und ihre Familienplanung abgeschlossen haben, das langfristige Zervixkarzinomrisiko zu besprechen und ihnen eventuell eine LLETZ anzubieten. Im Fall eines Rezidivverdachts raten sie, bei diesen Frauen „die Schwelle für eine Konisation niedriger zu legen“. Wenn CIN2 unter AS einen regredienten Verlauf haben, bleiben sie unbehandelt. Das könnte dem Studienteam zufolge dazu führen, dass die Infektion mit humanen Papillomviren latent persistiert, ohne dass dies kolposkopisch bemerkbar ist. Die Regression wäre damit nur ein vorübergehender Zustand und mit einem erhöhten Risiko für ein Rezidiv verbunden. Das könnte ein Grund für das langfristig erhöhte Krebsrisiko sein. Referenz: 1Lycke K D et al.: Untreated cervical intraepithelial neoplasia grade 2 and subsequent risk of cervical cancer: population based cohort study. BMJ 2023; 383: e075925. https://doi.org/10.1136/bmj-2023-075925 Quelle: springermedizin.de

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