31.08.2022 | Gastroenterologie
Pathogenese der akuten Pankreatitis
Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 5-6/2022
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Die akute Pankreatitis ist charakterisiert als der Selbstverdau des Pankreas durch seine eigenen Verdauungsenzyme. Der pathophysiologische Beginn der Erkrankung liegt in der pankreatischen Azinuszelle. Hier werden die normalerweise als inaktive Vorstufen sekretierten Proteasen verfrüht aktiviert und verdauen infolgedessen die Zellen von innen heraus. Die Aktivierung von Trypsinogen zu Trypsin stellt hierbei ein Schlüsselereignis dar, da aktives Trypsin weitere Verdauungsenzyme aktivieren und somit die gesamte Aktivierung der Proteasekaskade in Gang setzen kann. Diese verfrühte Proteaseaktivierung resultiert im Zelltod der Azinuszellen wie auch in der Induktion einer stark proinflammatorisch geprägten Immunantwort. Zellen des angeborenen Immunsystems migrieren in das geschädigte Organ und potenzieren den lokalen Schaden noch einmal über die Freisetzung inflammatorischer Zytokine wie Tumor-Nekrose-Faktor α oder auch reaktiver Sauerstoffspezies. Begleitend zur lokalen Immunreaktion kommt es auch zu einer systemischen Aktivierung des Immunsystems, die sich bis hin zu einem „systemic inflammatory response syndrome“ (SIRS) entwickeln kann. Im Zuge des SIRS kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie dem Versagen von Organen kommen. Folge dieses ausgeprägten SIRS im späteren Krankheitsverlauf ist eine starke immunologische Gegenregulation, das sogenannte „compensatory anti-inflammatory reaction syndrome“ (CARS). Im Zuge dieser Immunsuppression können kommensale Bakterien aus dem Darm die Pankreasnekrose besiedeln. Die SIRS/CARS-Balance ist ausschlaggebend für den Verlauf und die Prognose des Patienten.
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