Die Gesellschaft der Ärzte in Wien wurde im Vormärz, vor 185 Jahren gegründet. Viele ihrer prominenten Vertreter haben hat seitdem Epochen geprägt. Ihre wichtigsten Exponenten gehörten der Zweiten Wiener Medizinischen Schule an oder hörten auf klingende Namen der Medizingeschichte. Zu bestimmten Persönlichkeiten der Gesellschaft seien allerdings immer wieder Fragen gestellt worden, etwa zu Theodor Billroth oder Konrad Lorenz, sagt die Präsidentin der Gesellschaft, Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer. Punktuell sei die oft unrühmliche Rolle einiger Ärzte und ihre politischen Einstellungen erhoben worden. Laut dem Zeithistoriker Prof. Dr. Herwig Czech war Billroth beispielsweise eine Identifikationsfigur der völkischen Studenten. Was bisher gefehlt habe sei eine systematische Aufarbeitung und Auseinandersetzung.
Daher hat sich die Gesellschaft der Ärzte in Wien entschlossen, das Projekt "Die Gesellschaft der Ärzte in Wien im Wandel der Zeiten und in den kritischen Jahren 1930 - 1960“ gemeinsam mit Prof. Czech, MedUni Wien, Institut für Geschichte der Medizin, Ethik & Sammlungen, durchzuführen, auch wenn diese Aufarbeitung mitunter schmerzhaft sei.
Das Projekt zur Aufarbeitung der kritischen Jahre 1930-1960 wird vom Zukunftsfonds der Republik Österreich gefördert und von dem jungen Grazer Historiker Josef Hlade durchgeführt.