Faxen verboten – und jetzt?

Das Faxverbot, das seit Anfang dieses Jahres in Kraft ist, kam nicht überraschend, hat aber viele Ordinationen dennoch erwischt. Ein Überblick über die Alternativen und was es zu beachten gilt. Ensup / Getty Images / iStock × 180 Jahre hat das Fax bereits auf dem Buckel und aus den meisten Büros ist es längst verschwunden. Bereits 2010 wurde im Gesundheitsausschuss des Nationalrats beschlossen, die Fax-Übermittlung von Patientendaten einzuschränken und nur noch in Ausnahmefällen zu erlauben. Und doch verrichten 15 Jahre später in Ordinationen nach wie vor Faxgeräte ihren Dienst – mangels erprobter und akzeptierter Alternativen zur Übermittlung von Befunden und anderen Dokumenten. Das ist in Zeiten von E-Mail, Arztsoftware und ausgeklügelten Datenportalen erstaunlich. Und seit 1. Jänner 2025 ist die Verwendung von Faxgeräten im österreichischen Gesundheitswesen sogar ausdrücklich verboten. Obwohl also seit vielen Jahren bekannt ist, dass ein solches Faxverbot kommen wird, und obwohl es eigentlich schon früher in Kraft treten sollte, erwischt es viele auf dem falschen Fuß: In manchen Ordinationen herrscht Ratlosigkeit, denn es gibt nicht „die eine“ Lösung, die das Fax ersetzt, und auch keine einheitliche Antwort auf die Frage, wie in Zukunft die Daten sicher und rasch übermittelt werden sollen. Alternative Methoden zur Datenübermittlung So kommt es vor, dass Befunde nach wie vor auf einem USB-Stick gespeichert und mit Uber an den Empfänger transportiert werden. In Krankenhäusern wird berichtet, Operationen mussten verschoben werden, weil Befunde nicht rechtzeitig verfügbar waren. „Es gibt leider keine einheitliche Lösung, die Leidtragenden sind die Ärzte“, sagt Lukas Fucik vom Arztsoftware-Anbieter Latido. Was sind nun die wichtigsten Alternativen zum Fax als Methode zur Datenübermittlung? Sozialversicherungsträger bauen auf ihr Gesundheitspartnerportal (GPP), das sicheren Datenaustausch zwischen Gesundheitsdienstleistern – also auch Ordinationen – und den Versicherungsträgern garantieren soll. Der Zugang ist via e-card, ID Austria oder über das Unternehmensserviceportal (USP) möglich. Die Nutzung ist kostenlos, wird aber von Ärzten teilweise kritisch beurteilt. In der E-Health-Branche heißt es dazu, die Einführung sei überstürzt erfolgt. Großer Popularität erfreut sich DaMe von A1 – über diese Plattform können Befunde, Arztbriefe, Verordnungen etc. zwischen Gesundheitsdienstleistern ausgetauscht werden. Eine Einrichtung ist auch via e-card-Anschluss möglich, die Kosten betragen zwischen circa 7 und 38 Euro monatlich, dazu kommen einmalige Kosten ab circa 260 Euro. Die darin enthaltene elektronische Befundübermittlung sei das am besten geeignete Mittel für den Faxersatz, argumentiert Peter Uher, Director Public Services & Healthcare bei A1. „Es handelt sich um eine extrem weit verbreitete Anwendung mit mehr als 13.000 Nutzern in der Branche.“ Man sei in der Lage, die entstandene Lücke nicht nur zu schließen, sondern sogar Verbesserungen in das System zu bringen. Ein Argument: Übertragene Daten werden automatisiert den Patientendaten zugeordnet. Auch Lukas Fucik empfiehlt DaMe, dieses System wird auch in die Latido-Lösungen für Wahlärztinnen und Wahlärzte integriert. Die DaMe-Plattform sei zunächst nur für Kassenärzte geeignet gewesen, nun könnten diese auch Wahl- und Privatärzte nutzen. Das Kommunikationsnetzwerk Medical Net zählt neben DaMe und GNV zu den bereits in Österreich etablierten Lösungen zum Austausch von Gesundheitsdaten; rund 3000 Gesundheitsdienstleister und Behörden nutzen es. Betreiber ist die CompuGroup Medical (CGM). Als Faxersatz wird derzeit der CGM-Postfach-Drucker angeboten, damit können Dokumente als PDF an eigene oder andere Systeme wie DaME oder GNV sicher übermittelt werden; als Betriebssystem werden Microsoft Windows 10 oder 11 benötigt. Seit rund 25 Jahren ist das Gesundheitsnetzwerk Vorarlberg (GNV) im Einsatz, das nun auch als Faxersatz dienen kann, vor allem durch den PDF-Versand. Die Übermittlung solcher PDFs sei bekannt und eingeübt und in die Arztsoftware integriert, heißt es dazu von Hans-Peter Rauch von der Ärztekammer für Vorarlberg. Zwar gibt es das GNV nur in diesem Bundesland, doch weil der Datenaustausch unter den Befundprovidern (neben GNV noch DaMe und Medical Net) funktioniert, sei Datenübermittlung zwischen Gesundheitsdienstleistern in ganz Österreich möglich. Auch die FTAPI-Plattform des gleichnamigen deutschen ITUnternehmens wird als Faxersatz angeboten; in Österreich wird das System unter anderem vom Krankenhaus des Deutschen Ordens in Friesach und der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft verwendet. Versand und Empfang heikler Daten ist über Verschlüsselung möglich, dazu kann ein Webbrowser verwendet werden. Die sofortige Verfügbarkeit ohne zusätzliche Hardware und die Integration in bestehende IT-Systeme beschreibt Kornelius Brunner, Chief Product Officer von FTAPI, im Gespräch mit der ÄrzteWoche als zentrale Argumente. Brunner sieht sich gegenüber österreichischen Anbietern nicht im Nachteil, denn der sichere Austausch sensibler Daten sei eine internationale Herausforderung. „Unternehmen, die wie wir in der DACH-Region tätig sind, kennen die spezifischen Anforderungen des österreichischen Gesundheitswesens sehr gut.“ Seitens der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer wird empfohlen, nun die „bewährten und im Gesundheitsbereich etablierten Befundübermittlungssysteme“ zu verwenden – dazu zählen DaMe, Medical Net oder GNV. Die Zeit drängt, denn zwar wurden die Übergangsregelungen wegen der verspäteten Umstellung entschärft – nun darf bis Ende Juni 2026 in einigen Ausnahmefällen weiterhin das Fax genutzt werden, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen, etwa wenn es keine „zumutbare Alternative“ gibt. Ärzte sollten sich besser nicht darauf einlassen. Bereits ab Juli dieses Jahres dürfen Fachärztinnen, Radiologen und Laboratorien kein Fax mehr verwenden. Eine zügige Umstellung ist daher empfehlenswert, denn bei Datenverlust drohen empfindliche Strafen. Die Voraussetzungen beschreibt FTAPI-Verantwortlicher Kornelius Brunner: „Eine moderne Fax-Alternative muss sich an den Bedürfnissen aller Beteiligten orientieren – von Patientinnen und Patienten, die ihre Gesundheitsdaten sicher übermitteln möchten, über die Praxisteams, die mit möglichst wenig Aufwand arbeiten wollen, bis hin zur IT-Administration, die auf reibungslose Integration setzt.“ × Weshalb nicht ELGA oder Mail? Bleiben zwei prinzipielle Fragen. Erstens: Weshalb wird nicht einfach ELGA als Möglichkeit zum Datenaustausch verwendet? Grundsätzlich ist die 2014 offiziell gestartete „Elektronische Gesundheitsakte“ für die sogenannte ungerichtete Kommunikation gedacht, also den Abruf von Gesundheitsdaten. Es werden also prinzipiell keine Daten unmittelbar zwischen Sender und Empfänger übertragen (gerichtete Kommunikation) – das Fax wurde und wird aber genau dafür verwendet. Zudem sind bestimmte Daten bisher nicht in ELGA hinterlegt; ab Juni dieses Jahres sollen auch Röntgen- und Laborbefunde zu finden sein. Weshalb jetzt ein eigenes Portal der Sozialversicherungen als Faxersatz propagiert wird und nicht von Anfang an ELGA als zukünftige Ersatz entwickelt wurde, lässt sich nicht wirklich nachvollziehen. Von Ärzten hört man, die Hinterlegung von Arztbriefen in ELGA bedeute einen Mehraufwand. Mittelfristig soll das System durch Messengerdienste zur Dokumentenübertragung und direkte Sprachkommunikation erweitert werden – reichlich spät, wie es scheint. Erst vorigen Oktober monierte der Rechnungshof, das Potenzial von ELGA werde „nicht voll ausgeschöpft“. Zweitens: Weshalb werden Daten nicht einfach über verschlüsselte Mails – wie das etwa in Deutschland zum Teil passiert – übermittelt? Es geht einerseits um die Sicherheit, denn nur verschlüsselte Mail (Ende-zu-Ende Verschlüsselung, siehe Glossar) bieten höchste Sicherheit. Das Senden unverschlüsselter Mails hingegen ist nicht sicherer als das Faxen. Andererseits bietet die Integration der Datenübermittlung in bereits bestehende Arztsoftware bzw. Kommunikationsplattformen mehr Funktionen wie Steuerung der Zugriffsberechtigung und Archivierung, aber auch mehr Sicherheit. Welches der Systeme sich durchsetzen wird, ist derzeit offen. Letztlich gehe es aber ohnehin nicht um die Konkurrenz, sondern „um die gemeinsame Aufgabe, den digitalen Wandel so zu gestalten, dass medizinisches Personal entlastet, die Sicherheit sensibler Daten gewährleistet und die Patientenversorgung verbessert wird“, sagt Kornelius Brunner. Die Zeit drängt jedenfalls – für die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist eine sichere Datenübertragung unverzichtbar, wobei für niedergelassene Ärzte vor allem einfache Nutzung, Kosten und eben Datenschutz zentrale Punkte sind. Die für Österreich so typische Zersplitterung der Digitalisierung – zwischen Bundesländern, aber auch zwischen einzelnen Akteuren – behindert diese nötige Umstellung ebenso wie der Mangel an politischer Bereitschaft, das zügig zu fördern. Aus diesem Grund könnte das österreichische Gesundheitswesen bald die weltweit letzte Region sein, wo das Fax doch noch nicht ganz ausgestorben ist. Weiterführende Links mit wichtigen Infos: Postfach-Drucker Medical Net: https://www.cgm.com/aut_de/lp/postfach-drucker.html Produkte von A1 inklusive DaMe: https://www.a1.net/aerzteapotheken Infos zum Gesundheitsnetz Vorarlberg (GNV): https://www.arztinvorarlberg.at/aek/public/edv Gesundheitspartner-Portal (GPP): http://www.gp-portal.at/ Lösungen von FTAPI: https://www.ftapi.com/branchen/gesundheitswesen/

Springer Medizin Österreich

Faxen verboten – und jetzt?

Weiterführende Themen

www.gesundheitswirtschaft.at (Link öffnet in neuem Fenster)

www.pains.at (Link öffnet in neuem Fenster)

Springer Medizin Österreich

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

www.gesundheitswirtschaft.at (Link öffnet in neuem Fenster)

www.pains.at (Link öffnet in neuem Fenster)