01.04.2020 | Menopause heute und morgen
Schützt die postmenopausale Hormonersatztherapie vor der Entwicklung einer Arthrose?
Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis | Ausgabe 1/2020
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Die drastisch steigende Inzidenz einer Arthrose bei Frauen über dem 50. Lebensjahr im Vergleich zu Männern lässt einen Zusammenhang mit den hormonellen Veränderungen bei Frauen in der Postmenopause vermuten. Abgesehen von dem Anstieg der Inzidenz bei Frauen im postmenopausalen Alter gibt es noch andere Faktoren, die auf einen kausalen Zusammenhang von Östrogenlevels und der Entwicklung einer Arthrose hindeuten. Unter anderem scheint Östrogen einen direkten Effekt auf den Knorpelmetabolismus zu haben. Diese Vermutung beruht auf dem Nachweis von Östrogenrezeptoren in den Chondrozyten. Außerdem ist Östrogen an der Regulation von proinflammatorischen Zytokinen wie Interleukin‑1, Interleukin‑6 oder TNF‑α beteiligt, welche eine Rolle in der Schädigung des Knorpels spielen. Trotzdem ist ein präventiver Effekt einer postmenopausalen Hormonersatztherapie auf das Auftreten einer Arthrose des Hüft- und Kniegelenks bis dato nicht ganz geklärt. Auch wenn große Übersichtsarbeiten einen protektiven Effekt eher widerlegen, erscheint die Datenlage nach wie vor kontrovers. Eine große Arbeit an 4766 postmenopausalen Frauen hat eine verminderte Prävalenz der Kniearthrose in dem Kollektiv mit Hormoneinnahme im Vergleich zu postmenopausalen Frauen ohne Hormoneinnahme gezeigt. Eine Kohortenstudie, welche osteoporotische Frakturen an 4366 Frauen nach der Menopause untersuchte, lieferte Daten, dass Frauen unter laufender Hormonersatztherapie mit oralen Östrogenpräparaten ein signifikant reduziertes Risiko hatten, an einer Osteoarthrose des Hüftgelenks zu leiden [1]. Eine der wenigen randomisierten Doppelblindstudien zu diesem Thema beobachtete vier Jahre lang 969 Frauen mit einem Altersdurchschnitt von 66 Jahren, welche eine kombinierte Hormonersatztherapie mit 0,625 mg/Tag eines konjugierten Östrogens plus 2,5 mg/Tag Medroxyprogesteronacetat oder eben ein Placebo erhielten. Am Ende der Studie klagten 24,1 % der Frauen mit Hormoneinnahme und 26,1 % der Placebogruppe über Schmerzen und Funktionseinbußen im Kniegelenk. Somit konnte hier kein Vorteil der Hormoneinnahme auf die Gelenke bewiesen werden [2]. In einem systematischen Review über eine mögliche Assoziation einer Hormonersatztherapie mit dem Auftreten einer Osteoarthrose von Hüft‑, Hand- und Kniegelenk wurden 19 Studien eingeschlossen. Es konnten zwar ein limitierter protektiver Effekt der postmenopausalen Östrogengabe auf das Auftreten eines Hüftgelenkersatzes und ein gewisser protektiver Trend für das Auftreten einer radiologisch diagnostizierten Osteoarthrose des Knies gezeigt werden, dennoch konnte ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Hormoneinnahme und Entwicklung einer Arthrose in diesem Review nicht klar dargelegt werden [3, 4]. Vermutlich ist der Zusammenhang zwischen Hormonen und Entwicklung einer Osteoarthrose zu komplex und andere Aspekte, die sich noch nicht eindeutig herauskristallisiert haben, spielen hier ebenso eine entscheidende Rolle und erklären die steigende Inzidenz der Osteoarthrose bei Frauen, die das fünfzigste Lebensjahr überschreiten. Im Gegensatz zur Osteoporose kann man bei der Arthrose durch eine Hormonersatztherapie von keinem protektiven Effekt ausgehen [5]. …Anzeige