Clozapin gilt als Goldstandard in der Behandlung der therapieresistenten schizophrenen Störungen (TRS), d. h. bei unzureichendem Ansprechen auf zwei andere Antipsychotika in ausreichender Dauer (jeweils 6 Wochen) und Dosierung. Aufgrund potenziell schwerwiegender unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) verbietet sich sein Einsatz als Mittel erster oder zweiter Wahl, so dass im Vorfeld eine Pseudotherapieresistenz ausgeschlossen werden muss, die beispielsweise durch schlechte Therapieadhärenz, Maskieren der Response durch UAW oder Komorbiditäten bzw. durch die Psychose verstärkenden Substanzgebrauch bedingt sein kann [
1].
Neben seiner herausragenden Wirkung in der Symptombehandlung der TRS besitzt Clozapin antiaggressive [
2] und antisuizidale Eigenschaften [
3] und kommt unter anderem auch bei Psychosen im Zuge der Lewy Body Demenz [
4] oder des Morbus Parkinson [
5] zur Anwendung. Des Weiteren wurde die Verordnung von Clozapin mit einem geringeren Hospitalisierungsrisiko [
6,
7] und herabgesetzter Mortalität in Verbindung gebracht [
8,
9], und dennoch kommt diese Substanz im klinischen Alltag häufig verzögert oder überhaupt nicht zum Einsatz [
10,
11] Beispielsweise ergab eine kürzlich publizierte Studie, dass im Vereinigten Königreich lediglich ein Drittel der für eine Behandlung mit Clozapin geeigneten Personen diese tatsächlich erhält [
12]. Die internationalen Verordnungszahlen reichen von 0,06 % in Japan bis 0,1–0,2 %/100 Patient:innen in Finnland, Deutschland oder Neuseeland [
13], und auch die zum Einsatz kommende Dosierung variiert stark [
14]. Die Gründe für diese zurückhaltende Verordnung von Clozapin sind vielfältig und beinhalten beispielsweise verschiedene Sorgen sowohl der Patient:innen als auch der behandelnden Ärzt:innen („Clozaphobie“) [
15‐
17], wie etwa die Befürchtung von schweren UAW und die mit der Verordnung verbundenen unerlässlichen Monitoring-Untersuchungen (z. B. verpflichtende Bluttests), aber auch unzureichende Erfahrung [
16,
18] und divergierende Titrationsschemata [
19,
20]. Ziel der beiden Übersichtsarbeiten ist es, den Umgang und die Überwachung einer Behandlung mit Clozapin darzustellen und somit deren frühzeitigen Einsatz bei TRS zu unterstützen. Der vorliegende erste Teil stellt zusammenfassend häufige UAW dar, präsentiert einen Vorschlag für die Titration dieser Substanz im stationären und ambulanten Setting und gibt eine praktische Anleitung für die Durchführung des Therapeutischen Drug Monitoring (TDM) [
21].