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07.10.2024 | Tattooentfernung | Originalie
Therapierefraktäres Pyoderma gangraenosum nach Tätowierung
Erschienen in: hautnah
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Eine 49-jährige Patientin mit Polycythaemia vera stellte sich mit multiplen Ulzerationen in einem neuen Tattoo vor. Ein topisches Steroid, vom Hausarzt aufgrund einer vermuteten allergischen Kontaktdermatitis verordnet, linderte zunächst die Beschwerden. Nach einem Monat kam es jedoch zur Befundprogredienz mit Schmerzen und Fieber. Unter systemischer Clindamycin-Therapie verschlechterte sich ihr Zustand weiter. In unserer Klinik zeigte sich ein scharf begrenztes Ulkus mit Erythem im Tattooareal. Laboruntersuchungen ergaben keine spezifischen Autoimmun- oder Infektionsmarker. Bakteriologisch wurden Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus nachgewiesen. Histopathologisch zeigte sich ein Ulkus mit neutrophilem Infiltrat. Angiologische Untersuchungen waren unauffällig. Basierend auf Klinik, Histologie und Zusatzuntersuchungen wurde die Diagnose eines Pyoderma gangraenosum (PG) nach Tätowierung bei bestehender myeloproliferativer Erkrankung gestellt (Paracelsus-Score: 15/20). Nach initialer Antibiotikatherapie wurde Methylprednisolon verabreicht, gefolgt von Ciclosporin (Abbruch wegen Nierenversagen), intravenösem Immunglobulin und schließlich Infliximab, jeweils ohne Erfolg. Erst Anakinra zeigte einen deutlichen Aktivitätsstopp, sodass eine Spalthauttransplantation durchgeführt werden konnte.
Tätowierungen können zu vielen Hautreaktionen führen, darunter allergische Reaktionen, Infektionen sowie autoimmune oder autoinflammatorische Erkrankungen wie PG, vor allem bei Patienten mit hämatologischen Erkrankungen. Ein PG ist eine seltene, neutrophile und oft durch Trauma ausgelöste Dermatose, charakterisiert durch schmerzhafte, sterile Hautulzerationen. Die Therapie ist oft eine Herausforderung und umfasst Glukokortikoide, Ciclosporin, Immunglobuline und Biologika wie Anakinra.