Wie man im Schlaf Geld verdienen kann.
Thomas Kainrath
In Köln liegt das Geld zwar nicht auf der Straße, jedoch mitunter im Bett. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sucht nämlich zurzeit Freiwillige für eine lukrative Studie: Als „terrestrische Astronauten“ soll die Reise in der Schwerelosigkeit zu einem anderen Planeten simuliert werden. Konkret bedeutet das: 60 Tage im Bett verbringen und 18.000 Euro dafür erhalten. First come, first serve, also bitte sagen Sie diesen, meinen Geheimtipp niemandem weiter, der sein Geld gerne, so wie ich, im Schlaf verdienen möchte.
Übrigens ist das nicht die erste Rekrutierung für Stardust-Dummies. Bereits im Jahr 2011 suchte man für die Mars-500-Studie sechs Männer, die sich freiwillig für 520 Tage ohne Sonnenlicht und direkten Kontakt zur Außenwelt in einen Raum einsperren lassen wollten – und das alles lediglich bei Fertigmahlzeiten aus Tube und Kühltruhe. Anscheinend sahen viele Männer keinen großen Unterschied zu ihrem Alltag und es meldeten sich über 5.000 Personen auf diesen Aufruf.
Doch ist es tatsächlich leicht verdient? Was für viele auf den ersten Blick verlockend klingen mag, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als harte Arbeit. Der Komfort dürfte sich zudem in Grenzen halten. Schließlich liegt man als HobbyAstronaut schief, da der Kopfteil des Bettes leicht abgesenkt ist, und ich gehe davon aus, dass man weder eine weiche Tuchent noch eine Schokopraline am Kopfpolster vorfindet. Man darf sich vermutlich nicht einmal eine zweite Person ins Bett holen oder eine Kissenschlacht machen. Spätestens nach einer Woche wird daher selbst der passionierteste Schläfer unrund. Es macht nämlich kaum etwas unglücklicher, als Dinge, die man an sich gerne tut, tun zu müssen. Und ähnliche Bettruhestudien hatten für Probanden durchaus auch Folgen: Schwund der Knochendichte und der Muskeln, Gleichgewichtsstörungen und vermutlich einen ziemlichen Blutstau im Kopf. Da kann man das so sauer erschlafene Geld gleich an den Physiotherapeuten weitergeben.
Nein, passives Einkommen sieht anders aus. Ich bekomme auf Youtube immer wieder seriöse Angebote, durch ein Online-Business Geld im Schlaf zu verdienen. Passiv arbeiten die Schlauen, nur die Einfältigen arbeiten noch selbst. Es geht darum, die Konkurrenz geschickt auszutricksen. Oder die Jungen. Denn so ungeliebt so manche Nachtdienste in unseren ärztlichen Lehrjahren auch waren, so gemütlich kann man sich betten, wenn man als Oberarzt das Jungspund-Team schult. Wer dem hoffnungsvollen Nachwuchs bereits vor Dienstantritt mit schwerer körperlicher Züchtigung droht, sollte man wagen, anzurufen, so schläft man den Schlaf der Gerechten und verdient passiv am aktiven Engagement der anderen. In Bezug auf das Angebot des deutschen Raumfahrtzentrums rate ich hingegen dringend davon ab. Man sollte seinen Körper nicht aus bloßer Geldgier verkaufen!
Falls ich selbst zwei Monate nicht erreichbar bin: Ich studiere vermutlich in Köln.