Vorspann Text Zwischentitel MOBI-Kids-Studie: Kein erhöhtes Hirntumor-Risiko bei Kindern durch Mobiltelefone Besteht ein Zusammenhang zwischen Nutzung von Smartphones und Gliom-Erkrankungen? Nein, so die Ergebnisse des bis dato größten Studienprojektes bei Kindern und Jugendlichen zu diesem Thema. Die Schlüsse der MOBI-Kids-Studie1 stützen die bisher vorliegenden Forschungen mit Erwachsenen, die mehrheitlich kein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Hirntumoren in Zusammenhang mit Mobilfunk fanden. Ein Beschleunigungseffekt auf das Wachstum angeborener Gliome wird aber nicht ausgeschlossen. Durch die massive Zunahme der Verwendung von Mobiltelefonen in den letzten Jahrzehnten stieg auch die Befürchtung vor korrelierenden Tumor-Erkrankungen. Denn: Mobile Kommunikationsgeräte arbeiten mit elektromagnetischen Feldern im hochfrequenten Bereich. Im Rahmen von wissenschaftlichen Studienprojekten wird daher laufend untersucht, ob es hier einen Zusammenhang gibt. Bereits 2005 schloss die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesundheitliche Effekte durch Hochfrequenzfelder aus und veröffentlichte im Laufe der Jahre weitere Stellungnahmen. In Österreich bewertet der Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF) als beratendes Gremium des BMLRT die wissenschaftliche Datenlage und veröffentlicht jährlich einen Konsensusbericht. Kinder- und Jugendstudien Da sich Ergebnisse aus Erwachsenenstudien nicht ohne Weiteres auf Kinder und Jugendliche übertragen lassen, war weitere Forschung nötig. Im Jahr 2011 wurde die erste Studie zu Mobiltelefon-Nutzung und Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen (CEFALO) veröffentlicht, die ebenso keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zeigte. Mit MOBI-Kids (2010 bis 2015), an der sich Forschungseinrichtungen aus 14 Ländern (darunter auch Österreich) beteiligten, wurden die Zusammenhänge nun mit einer deutlich größeren Fallzahl und Nutzungsdauer analysiert. Bei der bisher größten Studie zu möglichen Auswirkungen der Handy-Nutzung auf junge Menschen wurden insgesamt 899 Fälle von Hirntumor-Erkrankungen, meist Gliome, bei 10- bis 24-Jährigen gesammelt. Das Kommunikationsverhalten mit Mobiltelefonen dieser Patienten wurde mit dem einer gesunden Kontrollgruppe (1.910 Kinder & Jugendliche) verglichen. Finanziert wurde die MOBI-Kids-Studie zu etwa 60 Prozent von der Europäischen Kommission und zu 40 Prozent von den teilnehmenden Ländern. In Österreich zeichnen die Umweltmediziner Dr. Michael Kundi und Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Hutter (Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health, MedUni Wien) als Autoren verantwortlich. Große Datenbasis Bei der sorgfältig durchgeführten multizentrischen Fall-Kontroll-Studie wurde in persönlichen, fragebogenbasierten Interviews ermittelt, wie lange und häufig Mobil- und Schnurlostelefone genutzt wurden. Die gewonnenen Daten wurden mithilfe einer App zur Smartphone-Nutzung kontrolliert. Um die Aussagen der Teilnehmenden auf Verlässlichkeit zu überprüfen, wurden für etwa ein Viertel der jungen Teilnehmenden bei Mobilfunkanbietern Informationen abgefragt. Die Eltern wurden zu potenziellen Risikofaktoren vor und nach der Geburt des Kindes sowie im ersten Lebensjahr, zu ihrer Berufsgeschichte sowie zu Belastungen während der Schwangerschaft befragt. “We have no evidence of a causal association between wireless phone use and brain tumours.” Studienautoren der MOBI-Kids-Studie Insgesamt konnten die Studienauswertungen keinen Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und der Entstehung von Gliomen feststellen. Die Studienautoren schließen allerdings einen möglichen Beschleunigungseffekt der Wachstumsrate angeborener Hirntumore nicht aus. Das Bundesamt für Strahlenschutz (Bfs), das in Deutschland die Studie mitfinanzierte, untermauert mit MOBI-Kids den aktuellen wissenschaftlichen Stand, dass es keine belastbaren wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass die häufige und intensive Nutzung von Mobiltelefonen das Hirntumorrisiko erhöht. Das Forum Mobilkommunikation (FMK), die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Mobilfunkbranche, beobachtet laufend die internationale Studienlage und sieht die Ergebnisse der MOBI-Kids-Studie in Übereinstimmung mit dem internationalen Erkenntnisstand. Das FMK geht davon aus, dass die Befürchtungen verunsicherter Eltern wie auch die Argumente von Verschwörungstheoretikern damit weiter entkräftigt werden. Link zur MOBI-Kids-Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412021006942?via%3Dihub Quelle 1 Castaño-Vinyals G et al. Wireless phone use in childhood and adolescence and neuroepithelial brain tumours: Results from the international MOBI-Kids study. Environment international 2022; 160: 107069. doi: 10.1016/j.envint.2021.107069 Impressum