Bradykininvermittelte durch Medikamenteneinnahme induzierte Schwellungen wie das durch einen Angiotensin Converting Enzym-Inhibitor induzierte (ACEi) Angioödem (AE) treten fast ausschließlich im Bereich der oberen Schluck-Atem-Straße auf und sind somit potenziell lebensbedrohlich. Bislang gibt es für diese Krankheitsentität weder eine Leitlinie noch eine zugelassene medikamentöse Therapieform. Die üblicherweise verabreichten Kortisonderivate und Antihistaminika zeigen sich annähernd wirkungslos.
Erstellung eines Algorithmus als mögliches Leitschema zur Notfallversorgung und Akuttherapie der medikamenteninduzierten, bradykininvermittelten Angioödeme.
Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller Patienten mit akutem Angioödem an der Klinik für Hals‑, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Ulm, in der Therapie und Verlauf akuter Schwellungen untersucht wurden. Weiterhin erfolgte eine PubMed-Literaturrecherche mit den Suchwörtern „acute angioedema“, „angioedema emergency“, „ACE angioedema“, „bradykinin angioedema“ und „angioedema therapy“. Eine weitere Basis stellten die aktuellen Leitlinien zum hereditären Angioödem, der Therapie der Anaphylaxie sowie anästhesiologische Leitlinien des Atemwegsmanagements dar.
Ein Notfallalgorithmus im Sinne eines Ablaufdiagramms wurde erstellt. Schwerpunkte sind dabei die Kriterien „Entscheidung zur Atemwegssicherung/Intubation“ und die medikamentöse Therapie: Antihistaminika und Glukokortikoide versus Antibradykinintherapie. Ein weiterer Aspekt lag in Empfehlungen zur detaillierten Durchführung der stationären Patientenüberwachung.
Bislang ist die Therapie der medikamenteninduzierten, bradykininvermittelten Angioödeme nur „off-label“ und ohne Leitliniengrundlage möglich. Der dargestellte Notfallalgorithmus stellt einen ersten strukturierten Ansatzpunkt für die Akutversorgung betroffener Patienten dar.