01.04.2015 | Editorial
Verführerisches Schweben
Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 2/2015
Einloggen, um Zugang zu erhaltenAuszug
Im Rückblick erscheint Vieles, was man persönlich erlebt, oder mitverfolgt hat, ganz anders. Neues Wissen kommt hinzu, die eigene Erinnerung verblasst. Noch viel mehr verändert sich der Blick in die Vergangenheit, die man selbst nicht miterlebt hat – je weiter zurückliegend, desto weniger Informationen oder auch desto gefestigter sind die Einstellungen und Informationen dieser Zeit und ihren Ereignissen gegenüber. „Objektive“ Zeugen wie Schriftstücke, überlieferte Geschichten oder andere Fundstücke können immer nur ein Mosaik darstellen, das nie vollständig sein kann. Vielleicht lässt sich die Zeit mit wissenschaftlichen Methoden eruieren, lassen sich gewisse Konstellationen und Entscheidungen rekonstruieren. Die tatsächliche Lebenssituation, die Atmosphäre und Gefühle, Ängste und Freuden sind schwer aus dem Blick zurück nachzuvollziehen. Die Geschichte bleibt bruchstückhaft und immer beeinflusst. Der „Bias“ ist auf jeden Fall der zurückblickende Mensch. …Anzeige