Sind Schwefelaerosole in der Stratosphäre eine Chance im Kampf gegen den Klimawandel – oder ein riskanter Eingriff mit unvorhersehbaren Folgen?
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Thomas Ramges Werk greift ein Thema auf, das bereits vor Jahrzehnten in dystopischen Visionen wie Snowpiercer seinen Platz fand: die Manipulation des Klimas. Die Graphic Novel, die als Vorlage für die gleichnamigen Filme und Serien diente, schildert eine Zukunft, in der die Erde durch gescheitertes Klima-Engineering in eine Eiszeit geschleudert wird. Der Snowpiercer, ein unaufhörlich fahrender Zug, ist das letzte Refugium der Menschheit. Sobald er stoppt, erlischt das Leben.
Die Idee des Klima-Engineering schien einst revolutionär. Heute ruft sie mehr Ängste als Begeisterung hervor. Was viele nicht wissen: Solche Techniken sind längst Realität. So wird in der Schweiz durch „Wolkenimpfung“ versucht, Hagelschäden zu mindern. Auch China hat ambitionierte Programme zur Wetterbeeinflussung. Diese Ansätze zeigen, dass die Wettersteuerung keine Science-Fiction mehr ist. Doch Ramge fordert, dass wir uns weiterführenden Technologien mit Bedacht nähern. Etwa sollte der Einsatz von solarem Geoengineering nicht denen überlassen werden, die ausschließlich finanzielle Interessen verfolgen. Der erste Schritt, schreibt Ramge, sei es, die Debatte aus der Tabuzone zu holen und offen über die Chancen und Risiken zu sprechen.
Richtig angewendet, könnte solares Geoengineering – konkret die Injektion von Schwefelaerosolen in die Stratosphäre – uns wertvolle Zeit verschaffen, um den Übergang in eine postfossile Ära zu bewältigen. Doch Ramge warnt davor, dies als Ersatz für dringend notwendige Emissionsreduktionen zu sehen. Vielmehr wäre es eine temporäre Maßnahme, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu lindern. Wer tiefer in die Details des solaren Geoengineerings eintauchen möchte, findet in diesem Buch wertvolle technische Erklärungen. Doch die entscheidendere Frage, die Ramge aufwirft, lautet: Sollten wir diese Technologie überhaupt einsetzen? Während der Lektüre kam mir mehr als einmal die Geschichte vom Zauberlehrling in den Sinn. Ramge plädiert dafür, dass die „Guten“ und nicht die Gierigen den Einsatz dieser mächtigen Technik steuern sollten – eine Mahnung, die wir dringend beherzigen sollten.
Ramge, Thomas: Die Sonne dimmen Penguin Verlag 2024; 208 Seiten, Hardcover 23,50 Euro, ISBN 978-3-328-60377-1.