07.03.2018 | originalarbeit
Zeitliche Aspekte von Suiziden – Häufigkeit von Suiziden in Beziehung zu Geburtstag, Feiertagen, Wochentagen, Jahreszeit sowie Geburtsmonat und Sternzeichen
Erschienen in: neuropsychiatrie | Ausgabe 2/2018
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Grundlagen
Suizide geschehen, wenn die Bewältigungsstrategien des Individuums für psychische, soziale oder interne bzw. externe biologische Belastungsfaktoren überfordert werden. Auch der Zeitpunkt des Suizids kann durch äußere Faktoren mitbestimmt werden. Bisherige Untersuchungen haben teilweise widersprüchliche Befunde zum Zusammenhang der Suizidhäufigkeit mit bestimmten Tagen und Jahreszeiten erbracht. Noch weniger ist bekannt über einen allfälligen Einfluss der Zeit der Geburt auf das spätere Suizidrisiko.
Methodik
Im Tiroler Suizidregister (TSR) werden alle im Bundesland Tirol verübten Suizide, unter anderem mit Geburts- und Suiziddatum, erfasst. In der vorliegenden Arbeit wurden die Tiroler Suizide aus 17 Jahren hinsichtlich ihrer Häufigkeit vor und nach Weihnachten, Neujahr und dem Geburtstag, an einzelnen Wochentagen und nach der Jahreszeit analysiert. Weiters wurde untersucht, ob das Geburtsmonat bzw. das Sternzeichen in Zusammenhang mit der Suizidhäufigkeit steht.
Ergebnisse
Signifikante Abweichungen von den zu erwartenden Suizidzahlen zeigten sich für die Verteilung nach Wochentagen mit einer Häufung am Montag und am Dienstag sowie für die jahreszeitliche Verteilung mit einer höheren Zahl an Suiziden in den Frühjahr‑/Sommermonaten.
Schlussfolgerungen
Für die Suizidhäufung zu Wochenbeginn könnte der „broken-promise effect“, also die Folge enttäuschter Erwartungen bezüglich des Erholungseffekts oder erhoffter Erlebnisse am Wochenende verantwortlich sein. Die größere Inzidenz von Suiziden im Frühling und Sommer kann einerseits mit biologischen, mit dem serotonergen Nervensystem assoziierten Faktoren, zum anderen mit dem Erleben depressiver Menschen erklärt werden, die gerade in den Zeiten, die für ihre Umgebung Genuss und Freude an Außenaktivitäten bedeuten, ihre sozialen und emotionalen Defizite umso stärker wahrnehmen.
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