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Ärztekammer macht freundliche Nasenlöcher zum Regierungsprogramm

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Präsident Johannes Steinhart und die beiden Vizepräsidenten Dr. Mayer und Dr. Kamaleyan-Schmied stellen dem Gesundheitsprogramm der neuen Bundesregierung ein vorsichtig freundliches Urteil aus. In einem Pressegespräch am 6. März meinte Steinhart: „Es ist aus unserer Sicht sehr erfreulich, dass die Schwachstellen im Gesundheitssystem identifiziert wurden. Und dass man sich dazu bekennt, Verbesserungen erzielen zu wollen.“

Das Präsidium der Ärztekammer sei „durchaus sehr angetan“ davon, dass die Koalition vieles aufgegriffen habe, was die Kammer immer wieder mitgeteilt und gefordert hatte:

Verbesserte Primärversorgung, auch mit Primärversorgungsnetzwerken in mehreren Ordinationen. Schaffung multidisziplinärer Facharztzentren. Erstversorgungsambulanzen in den Spitälern zu deren Entlastung. Klare, verbindliche und qualitätsgesicherte Versorgungspfade und Patientensteuerungen. Attraktivere Rahmenbedingungen für junge Ärztinnen und Ärzten im Kassenbereich. Bürokratieabbau. Entwicklung einer haftungs- und handlungsrelevanten, tragfähigen Patient Summary.

Abschließendes Urteil von Präsident Steinhart: „Das alles ist wichtig und gut, und wir unterstützen es gerne. Aber es sind natürlich auch wieder Überschriften dabei, die noch konkret ausgeführt werden müssen. Und hier stehen wir mit unserer Expertise zur Verfügung.“

Spitalsärzte-Vize Dr. Harald Mayer

Für die Angestellten Ärztinnen und Ärzte sei wichtig, dass die Koalitionäre eine verbindliche Patientenlenkung fixieren wollen: „Wenn man den Wildwuchs des Patiententourismus in den Griff bekommt, wird das allen Patientinnen und Patienten helfen. Ich finde es sehr mutig, dass man von österreichweiten Versorgungspfaden spricht. In einem so kleinen Land wie unserem wird es manche Gerätschaften und spitzenmedizinische Abteilungen nur einmal geben müssen. Ich wünsche der Bundesregierung alles Gute, den Föderalismus hier aufzubrechen.

Endlich werde ELGA mit Leben erfüllt, sagte Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte (BKAÄ). Es sei für ihn immer wieder frustrierend, in ELGA nichts darüber zu finden, was den niedergelassenen Arzt zur Überweisung an seine Spitalsabteilung veranlasst hat.

Gleichfalls notwendig sei der Ausbau vorgelagerter Ambulanzen und Ordinationen in den Spitälern – die arbeiteten zurzeit am Limit.

Begrüßenswert sei auch das Versprechen, mehr Basis Ausbildungsplätze für angehende Mediziner zu schaffen. Dafür müsse es natürlich Geld geben.

Abschließend: „Wir freuen uns darauf, mit der neuen Regierung zusammenarbeiten zu können; unsere Ideen einbringen zu können; ein offenes Ohr zu finden. Wir sind gespannt, was da kommt …“

Niedergelassenen-Vize Dr. Nagme Kamaleyan-Schmied

Reformen besonders im niedergelassenen Bereich seien unumgänglich, sagte Dr. Nagme Kamaleyan-Schmied, Obmann-Stellvertreterin der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte. Die von Gesundheitsminister Johannes Rauch versprochene Aufwertung des niedergelassenen Bereichs sei nicht angekommen. Weder seien die Wartezeiten kürzer, noch gebe es mehr Zeit für den einzelnen Patienten und daher nach wie vor auch keine Zuwendungsmedizin.

Also nichts Positives für die Niedergelassenen im Gesundheitsprogramm der neuen Regierung? Kamaleyan-Schmied: „Wenn ich jetzt etwas Positives an der neuen Regierung und am neuen Regierungsprogramm finden muss, dann freue ich mich eigentlich, dass jetzt Frauen die Verantwortung bezüglich Gesundheit übernehmen. Ich glaube persönlich, dass das eine der größten Chancen dieser Regierung ist. In der Ordination sehe ich immer wieder, dass die Frauen die Gesundheitsmanager in der Familie sind … Viele Ideen im Regierungsprogramm müsse man vertiefen und finalisieren. Derzeit finden wir dort nur Überschriften und sehr vage Beschreibungen.“ Die Kammer stelle gerne ihre Konzepte zur Verfügung.

Und dann, am Schluss doch noch ein wenig Lob für die neue Regierung: „Wenn ich noch weiter Gutes finden müsste im Regierungsprogramm, wäre es das Bekenntnis zur Vorsorge, die Impfprogramme, die Facharztzentren unter ärztlicher Leitung. Gesundheitskompetenz der Menschen wird der Schlüssel sein, der die Patientenlenkung mitgestaltet, der auch die Frequenzen in unserem Gesundheitssystem runterschrauben kann – denn wenn sich jemand gesundheitlich auskennt und weiß, dass ein blauer Fleck nicht lebensgefährlich ist, wird er auch keine Spitalsambulanz aufsuchen …

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