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09.07.2024 | Ästhetische Dermatologie | Online-Artikel

Was die Haut strahlen lässt

verfasst von: Miriam Sonnet

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Der Begriff „glow“ hat sich fest im Vokabular der kosmetischen und ästhetischen Medizin etabliert. In einer Umfrage wurde eine (fehlende) strahlende Haut als das fünfthäufigste Problem der Hautqualität benannt, mit dem sich Dermatologen konfrontiert sehen. Australische Forschende haben Faktoren festgemacht, die den „glow“ beeinflussen und Behandlungsmöglichkeiten diskutiert.

Obwohl sich die Forschung zunehmend auf die Konzepte „Hautqualität“ und „Ausstrahlung“ fokussiert, fehlt in der Literatur bisher eine einheitliche Definition. Die Hautqualität wurde am häufigsten im Kontext mit den Phänomenen der Alterung und Verjüngung definiert und umfasst mehrere beschreibende Parameter, die je nach Altersgruppe variieren. Ein fotonumerischer Maßstab, der die Hautqualität im Gesicht älterer Frauen bewertet, bezieht zum Beispiel Alterserscheinungen (Elastizität, Festigkeit und Falten) sowie Farbe (Pigmentierung, Rötung) und Oberflächenveränderungen (Rauheit, Porengröße und Unreinheiten) mit ein. 

Unabhängig vom Alter definierten Forschende in einer Literaturübersicht die Hautqualität anhand mehrerer sichtbarer mechanischer und topografischer Attribute. Ein internationaler Konsens beschrieb Hautqualität als eine Kombination aus gleichmäßigem Hautton, -oberfläche, -festigkeit und -glanz. In beiden Arbeiten wurde der „glow“ als Subkomponente der Hautqualität identifiziert, aber nicht objektiv definiert. Laut Goldie und Kollegen verfügt der „skin glow“ nicht über einzelne Parameter; sie definierten ihn stattdessen durch die Synonyme Strahlkraft, Leuchtkraft, Helligkeit, Vitalität und Teint. 

Das Ausmaß des „glows“ könne man mittels Mexameter, Glossymeter oder eines klinischen Scores bestimmen. Andere Arbeiten wiederum schlagen einfache visuelle Analogskalen vor, um „glow“ und Strahlkraft separat zu messen. 

Aktuelle Ansätze diskutiert 

Australische Forschende untersuchten kürzlich das Konzept des „glows“ aus einer holistischen Perspektive. Ziel war es, zu bestimmen, ob es sich um ein objektives Konzept handelt, das man definieren und quantifizieren kann. Außerdem lieferten die Autorinnen und Autoren der Studie einen Leitfaden für das Assessment und die Behandlungsplanung. 

Die multidisziplinäre Arbeitsgruppe diskutierte aktuelle Ansätze zur Bewertung von vier Kernbereichen: „glow“ sowie die Ästhetik der Lippen, des Gesichtsprofils und des unteren Augenlids. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führten dazu eine Literaturrecherche durch, aus der sie relevante Daten für die Entwicklung einer Umfrage für Behandelnde zogen. Diese wurde konzipiert, um die Erfahrungen, Wahrnehmungen und Meinungen einer Gruppe von 40 ästhetisch tätigen Klinikerinnen und Klinikern aus der asiatisch-pazifischen Region zu bewerten. Sie nahmen elektronisch an einer Umfrage teil, die aus 37 Fragen bestand. 

Für die Domäne des „glows“ relevant war eine Frage zu den Eigenschaften, die zur Verbesserung des ersten ästhetischen Eindrucks beitragen, sowie fünf Fragen, die sich speziell auf den „glow“ fokussierten. Die Antwortkategorien umfassten feste Optionen, numerische Bewertungsskalen (0 = kein Beitrag, 10 = maximaler Beitrag) und Rangfolgen (am wichtigsten bis am wenigsten wichtig; niedrigere Werte entsprechen einer höheren Bedeutung). 

Die Hautqualität wurde mit einer Rangpunktzahl von 5,3 als der viertwichtigste Faktor im Zusammenhang mit dem allgemeinen ästhetischen Ersteindruck einer Person eingestuft. Die wichtigsten Faktoren waren Proportionen (3,3), Form (3,8) und Konturen (4,1) des Gesichts. Die Mehrheit der Teilnehmenden (79 %) gab an, dass alle Hautschichten (Stratum corneum, oberflächliche und tiefere Epidermis, Dermis sowie Unterhautgewebe) die Gesamthautqualität beeinflussen könnten. Zusätzlich stimmte ein Drittel (34 %) zu, dass der relative Beitrag der verschiedenen Hautschichten je nach Altersgruppe unterschiedlich ausfällt. Es bestand allgemeine Übereinstimmung, dass die oberflächlicheren Schichten in jüngeren Jahren (20 bis 30 Jahre) von größerer Bedeutung sind und die tieferen Schichten in älteren Altersgruppen wichtiger sind. 

Messungen der Hautqualität 

Fast alle (95 %) Befragten beurteilten die Hautqualität regelmäßig. Serielle Fotografie war das am häufigsten verwendete Bewertungswerkzeug (83 %), gefolgt von visueller Inspektion (67 %). Pinch-Test (50 % der Befragten) und Snap-Tests (44 %) wurden nur moderat genutzt. Bei Fragen, inwieweit sich die verschiedenen Hautmerkmale auf den „glow“ auswirken, gaben die Teilnehmenden an, dass Akne, Hauterschlaffung und Pigmentierung diesen am stärksten beeinträchtigten. Am wenigsten wichtig waren Glanz und übermäßiger Kontrast. 

In Bezug auf Therapieoptionen hoben die Befragten Kollagenstimulatoren, Skinbooster mit Hyaluronsäure, Neuromodulatoren und laserbasierte Therapien als diejenigen Verfahren hervor, die den größten Beitrag zur Gesamtverbesserung der Hautqualität leisten. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass sich Schönheit durch Volumen an den richtigen Stellen von Gesicht und Körper auszeichnet sowie durch die Bewegungen und den Ausdruck einer Person. In Bezug auf die Hautqualität waren Gleichmäßigkeit der Farbe, Textur, Festigkeit (Spannkraft) und der „glow“ wichtig. Auch stimmte die Gruppe überein, dass die Reflexion wesentlich für den „glow“ ist. 

Gleichmäßige Lichtreflexion 

Trifft Licht auf die Hautoberfläche, wird es in viele verschiedene Richtungen reflektiert. Eine gleichmäßige Reflexion findet dann statt, wenn Licht von einer glatten Oberfläche wie jugendlicher Haut oder Haut, auf die Feuchtigkeitscreme oder Make-up aufgetragen wurde, reflektiert wird. Die Hautoberfläche kann die optimale Reflexion verändern, indem sie bei übermäßiger Trockenheit eine Dispersion verursacht oder bei Öligkeit eine übertriebene Oberflächenreflexion bedingt. Allerdings beeinflusst nicht nur die Oberflächenintegrität der Haut den „glow“. Das Erscheinungsbild der Haut wird auch durch die Absorption von Licht (Hämoglobin und Melanin) bestimmt, wobei dieses durch organische Strukturen wie Mitochondrien und Kollagenfasern gestreut wird. 

Die Umfrageteilnehmenden waren sich einig, dass auch die Tiefe der Haut berücksichtigt werden sollte, da die dichte Kollagentextur der Reflexion einen haloartigen Glanz verleiht. Bei einer nicht unterbrochenen dermalen Lichtreflexion entsteht in normalem oder verjüngtem Gewebe ein milchig homogenes Erscheinungsbild, das durch das Abprallen des Lichts von Kollagen verursacht wird. Dies trägt ebenfalls zum Hautglanz bei. 

„Skin Glow“ erfordert also eine optimale Balance aus Oberflächenreflexion, diffuser Reflexion und subkutaner Streuung. Die Fokusgruppe einigte sich deshalb auf folgende Definition: Der „Glow“ ist eine gleichmäßige Reflexion von einer unbeeinträchtigten papillären Dermis und möglicherweise retikulären Dermis-Kollagenschicht. Er entsteht nur, wenn keine Hautmerkmale vorliegen, die von dieser gleichmäßigen Reflexion ablenken. 

15 Merkmale, die „glow“ stören 

In diesem Zuge wurden auch Merkmale beschrieben, die vom „glow“ ablenken (s. Tab. 1, S. 12). Die Gruppe stimmte darin überein, dass zwar das Erscheinungsbild einer Person durch das Alter negativ beeinflusst werden kann, das chronologische Alter an sich den „glow“ aber nicht zwangsläufig verringert. Stattdessen nimmt die Gesamtzahl der Faktoren, die von einem klaren Hautbild ablenken können, aufgrund von intrinsischer Alterung und extrinsischem Sonnenschaden mit dem Alter zu. Die Ergebnisse einiger Studien deuten darauf hin, dass eine ebenmäßige Hautfarbe am engsten mit der Wahrnehmung von Gesundheit assoziiert ist. Daher verbessert eine gleichmäßige Farbe auch den „glow“. 

Es gab einen Konsens, dass 15 Faktoren zum „glow“ beitragen und in verschiedene Kategorien gruppiert werden können: Hauttyp, Gleichmäßigkeit der Hautfarbe, Oberflächenimperfektionen und generelle Hautgesundheit. Aufgrund der Vielzahl von Merkmalen, die den „glow“ beeinträchtigen können, stellten die Teilnehmenden fest, dass eine einfache fotonumerische Skala nicht ausreichen würde; ein hierarchischer Algorithmus wäre besser geeignet. Eine etablierte systematische Methode zur Gesichtsbewertung wie die globale Rangskala könne zunächst genutzt werden, um festzustellen, ob der „glow“ für die Patientin oder den Patienten ein prioritäres Anliegen ist. Dieses Bewertungstool umfasst mehrere Messwerte, darunter auch das Ausmaß, in dem sich die Patientin oder der Patient um den Verlust von Strahlkraft sorgt. Sieht sie oder er dies als besonders problematisch an, würde dies eine detailliertere Bewertung des „glows“ nach sich ziehen. 

Die Fokusgruppe war sich einig, dass man für eine erste Bewertung eine einfache visuelle Analogskala mit Fotografien verwenden sollte. Dadurch könnten Patientinnen und Patienten ihren aktuellen „glow“ selbst bewerten. Anschließend sollte die Haut ausführlich visuell durch die oder den Behandelnden beurteilt werden. Dabei können die 15 beeinträchtigenden Merkmale des „glows“ mittels einer einfachen Bewertungsskala bestimmt werden: Hauttyp: übermäßige Öligkeit, übermäßige Trockenheit; Hautfarbe: Erytheme/Rötungen, Teleangiektasie, Pigmentierung, Hypopigmentierung; fokale Läsionen: Narben, vergrößerte Poren, Falten/Linien, seborrhoische Hyperplasie, Papeln, Keratosen, Krankheiten wie Ekzeme oder Psoriasis; generelle dermale Charakteristika: Blässe, Faltigkeit/dünne Haut, Solarelastose, Laschheit, Volumenverlust. Wenn vorhanden, ist es im Anschluss möglich, den jeweiligen Schweregrad zu bewerten. Das könnte es erleichtern, diejenigen Beeinträchtigungen zu identifizieren, die am belastendsten wirken. 

Im Fokus des individualisierten Behandlungsplans sollte der primäre Patientenwunsch und die Beurteilung durch die oder den Behandelnden stehen, unabhängig vom Alter der Patientin oder des Patienten. Die Fokusgruppe schlug verschiedene Behandlungsoptionen vor, die je nach Hautschicht und -merkmalen variieren können (s. Tab. 2)

Keine einheitlichen Behandlungen 

Der „glow“ sei keine einzelne Entität, die mit der Methode „one treatment fits all“ behandelt werden könne, betonen die Forschenden abschließend. Vielmehr sei ein holistischer Ansatz wie der in der Studie vorgeschlagene zu wählen. Damit ließen sich Schlüsselfaktoren für jede Patientin und jeden Patienten identifizieren, die dann wiederum mit einem individualisierten Therapiekonzept adressiert werden können. 

Referenz: 1. Googman Greg J et al. J Cosmet Dermatol 2024;23:161-71 

Der Originalbeitrag „Jugendliches Erscheinungsbild: Was eine strahlend schone Haut ausmacht“ inklusive Literaturhinweise ist erschienen in „asthetische dermatologie & kosmetologie 1/2024“; https://doi.org/10.1007/s12634- 024-2761-7 c Springer Verlag

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