Neues zu Risikofaktoren eines Subtyps der Akuten Lymphatischen Leukämie

Ein Team der St. Anna Kinderkrebsforschung hat bedeutende Fortschritte bei der Untersuchung eines Subtyps der akuten lymphatischen B-Zell Leukämie erzielt. Die Forschungsergebnisse, die kürzlich im Blood Cancer Journal veröffentlicht wurden, werfen ein neues Licht auf die spezifischen Merkmale und Risikofaktoren dieser Leukämieform. Erstautorin Dagmar Schinnerl (rechts) und Corresponding Author, Principal Investigator Sabine Strehl (beide St. Anna Kinderkrebsforschung). St. Anna CCRI/Lach × Die akute lymphatische B-Zell Leukämie (B-ALL) ist die häufigste Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Sie ist heute gut behandelbar, aber eine weitere Verbesserung der Heilungsraten erfordert ein noch besseres Verständnis der Risikofaktoren für die verschiedenen Subtypen der B-ALL. In einer grof angelegten Studie wurden die über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren gesammelten Proben von 1237 Patient:innen, die in Österreich nach internationalen Therapieprotokollen behandelt wurden, analysiert. Dabei konnten 70 Fälle des so genannten DUX4-Subtyps der B-ALL identifiziert werden. Dabei handelt es sich um einen von mehr als 20 Subtypen dieser Leukämie, die sich durch spezifische genetische und immunologische Merkmale unterscheiden. Der DUX4-Subtyp ist durch Genfusionen, die zur Überproduktion abnormaler Formen des in Blutzellen normalerweise inaktiven DUX4 Proteins führen, und ein typisches Genexpressionsprofil charakterisiert, auferdem tragen die leukämischen Zellen das Oberflächenmolekül CD371. Die Studienergebnisse zeigen, dass Patient:innen mit dieser Form von B-ALL grundsätzlich eine gute Prognose haben. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 95,1%, die 10-Jahres-Überlebensrate bei 88,1%. Allerdings wurden auch Risikofaktoren identifiziert, die die Prognose verschlechtern können. Dazu zählen insbesondere der Verlust bestimmter DNA-Abschnitte (IKZF1plus-Deletionsprofil) und Mutationen im Tumorsuppressor TP53. Zusammenspiel von Forschung, Diagnostik und Klinik „Unsere Forschung zeigt, dass die Risikofaktoren bei DUX4-positiver B-ALL noch besser verstanden werden müssen, um die Therapie zu optimieren“, sagt Sabine Strehl. Die umfassende Analyse der grofen Anzahl von Patient:innen wurde in Zusammenarbeit mit der Labdia Labordiagnostik GmbH, einem Tochterunternehmen der St. Anna Kinderkrebsforschung, sowie dem St. Anna Kinderspital durchgeführt. Die Erstautorin Dagmar Schinnerl betont: „Ohne das Zusammenspiel von Forschung, Diagnostik und Klinik wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang, um die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie im Kindes- und Jugendalter weiter zu optimieren.“ Neben dem IKZF1plus-Deletionsprofil und den TP53 Mutationen betreffen weitere wichtige Ergebnisse der Studie, einerseits den sogenannten swALL-Phänotyp, bei dem sich Leukämiezellen während der frühen Therapiephase in eine andere Blutzellart, die den sogenannten Monozyten ähnelt, umwandeln. Diese Patient:innen zeigen ebenfalls eine schlechtere Prognose, was eine Anpassung der Überwachung der minimalen Resterkrankung erforderlich macht. Andererseits, scheint ein frühes, schlechtes Ansprechen auf die Therapie, das normalerweise auf ein hohes Risiko hinweist, bei Patient:innen, die an DUX4 B-ALL erkrankt sind, eine geringere Relevanz zu haben. “Unsere Erkenntnisse betonen die Notwendigkeit, die aktuellen Prognosefaktoren und Risikostratifizierungsparameter für DUX4-Patient:innen zu überarbeiten“, sagen Strehl und Schinnerl. „Es ist noch zu früh eine Therapieempfehlung abzugeben. Unsere Daten müssen noch in unabhängigen Studien bestätigt werden“, räumen die Autor:innen ein, „aber wir geben einen Fahrplan vor, welche Faktoren genau untersucht werden müssen.“ Originalstudie: Schinnerl D et al.: Risk factors in DUX4-positive childhood and adolescent B-cell acute lymphoblastic leukemia. Blood Cancer J. 2024 Jul 22; 14(1): 119. doi: 10.1038/s41408-024-01099-3 Quelle: St. Anna Kinderkrebsforschung

Springer Medizin Österreich

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