Kein Vorteil für PD-L1-Hemmer in Zweitlinie bei Nierenzell-Ca.

Atezolizumab kann die Zweit- und Drittlinientherapie mit Cabozantinib bei metastasiertem Nierenzellkarzinom nicht verbessern – Gesamtüberleben und PFS werden nicht verlängert, dafür treten häufiger schwere Nebenwirkungen auf, so die Resultate der Studie CONTACT-03. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In der Erstlinie bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom haben Checkpointhemmer einen hohen Stellenwert, so empfiehlt die im Februar aktualisierte S3-Leitlinie je nach Risikogruppe Kombinationen von Immuncheckpointhemmern (ICI) mit Tyrosinkinasehemmern (TKI) oder ICI-Kombitherapien etwa Ipilimumab plus Nivolumab bei intermediärem oder ungünstigem Risiko. Nach dem Versagen einer solchen Behandlung ist jedoch „kein Standard etabliert“, stellen die Leitlinienautoren fest, verweisen aber auf eine TKI-basierte Zweitlinienbehandlung. Hier hat sich unter anderem der Multikinasehemmer Cabozantinib als Monotherapie bewährt. Bei einigen Tumorentitäten wurden jedoch auch in der Zweit- oder Drittlinie bessere Resultate unter ICI-TKI erzielt, selbst nach einem Tumorprogress unter ICI. Ein Team um Dr. Sumanta Kumar Pal kommt nun anhand der Phase-3-Studie CONTACT-03 zu dem Schluss, dass Onkologinnen und Onkologen bei Nierenzellkrebskranken besser auf ICI-Kombinationen in der Zweit- und Drittlinie verzichten sollten, wenn die Betroffenen zuvor schon mit ICI behandelt wurden: Progressionsfreies Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) werden durch eine ICI-Kombination nicht verlängert, stattdessen gibt es häufiger schwere Nebenwirkungen und therapiebedingte Todesfälle. Daten der Studie wurden soeben auf dem Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago und zeitgleich in der Zeitschrift „Lancet“ veröffentlicht. Beteiligt waren 522 Erkrankte aus 15 Ländern. Rund vier von fünf hatten ein klarzelliges Nierenzellkarzinom, 55% hatten ICI zuletzt in der Erstlinie, die übrigen in der Zweitlinie erhalten, hauptsächlich Ipilimumab und Nivolumab, rund zwei Drittel waren auch schon mit TKI behandelt worden, zumeist mit Sunitinib, Pazopanib oder Axitinib. Ausgeschlossen wurden Personen, die zuvor schon Cabozantinib, mTOR-Hemmer oder mehr als zwei Therapielinien erhalten hatten. Drei Viertel der Teilnehmenden waren Männer, das Durchschnittsalter wird mit 62 Jahren angegeben. Alle bekamen Cabozantinib (60 mg/d), etwa die Hälfte zusätzlich den PD-L1-Hemmer Atezolizumab (1200 mg i.v. alle drei Wochen). Die Studienautoren legten sowohl das mediane PFS als auch das OS als primäre Endpunkte fest, die Nachbeobachtungsdauer betrug im Median rund 15 Monate, zu diesem Zeitpunkt war es bei rund zwei Dritteln zum Tumorprogress gekommen. Keine signifikanten Unterschiede bei PFS und OS Wie sich zeigte, lebten Personen unter der Atezolizumab-Cabozantinib-Therapie im Median 10,6 Monate progressionsfrei, mit alleiniger Cabozantinib-Behandlung waren es 10,8 Monate – kein signifikanter Unterschied. Rund ein Drittel in jeder der beiden Gruppen war nach 15 Monaten gestorben, auch hier ergab sich keine signifikante Differenz, allenfalls ein leichter Trend für ein längeres Überleben mit der TKI-Monotherapie, möglicherweise bedingt durch die etwas höhere therapiebezogene Sterberate unter der Kombibehandlung (6% versus 4%). Signifikante Unterschiede traten vor allem bei den ernsten unerwünschten Wirkungen auf: 48% erlitten solche mit der ICI-TKI-Kombination, 33% mit der Cabozantinib-Monotherapie. „Der Zusatz von Atezolizumab zu Cabozantinib verbesserte die klinischen Ergebnisse nicht und führte zu einer erhöhten Toxizität“, lautet dann auch das Fazit der Onkologinnen und Onkologen um Pal. Ärztinnen und Ärzte sollten daher auf eine fortgeführte ICI-Behandlung beim Nierenzellkarzinom in der Zweit- und Drittlinie außerhalb von klinischen Studien verzichten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Profitieren Personen mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom in der Zweit- oder Drittlinie von einer fortgeführten Behandlung mit Checkpointhemmern zusätzlich zu einer Behandlung mit Cabozantinib? Antwort: In der Phase-3-Studie erbrachte eine Atezolizumab-Cabozantinib-Therapie keine Vorteile gegenüber einer Cabozantinib-Monotherapie, es traten aber gehäuft ernste Nebenwirkungen auf. Bedeutung: Der Zusatz von Atezolizumab zu Cabozantinib verbesserte die klinischen Ergebnisse nicht und führte zu einer erhöhten Toxizität. Einschränkung: Relativ kurze Nachbeobachtungsdauer.

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