Komorbiditäten könnten auch eine wichtige Rolle als Progressionsfaktor der IPF spielen. Seit längerer Zeit wird hierbei ein Augenmerk auf GERD als möglichen Auslöser der IPF gerichtet. Mikroaspirationen könnten hierbei zu direkten Epithelschädigungen mit konsekutiver Inflammation und nachfolgender Fibrosierung führen. Unterstützend hierfür liegen Daten vor, die eine Assoziation zwischen GERD und der schwerwiegendsten Komplikation der IPF, einer akuten Exazerbation (AE), suggerieren [
8]. Eine Verbindung zu
Helicobacter pylori konnte in aktuellen Arbeiten allerdings nicht nachgewiesen werden [
9]. Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse zweier retrospektiver Analysen, die einen positiven Einfluss des Vorhandenseins einer GERD auf das Überleben von IPF-Patienten feststellen konnten [
4,
10], schwierig einzuordnen. Möglicherweise könnten GERD-assoziierte Symptome wie Husten zu ärztlichen Abklärungen führen und im Sinne eines „Lead-time“-Bias dazu beitragen, dass eine IPF früher diagnostiziert wird. Jedoch könnte für den möglichen Überlebensvorteil auch eine Therapie des Refluxes verantwortlich sein, indem sie u. a. die Qualität des Mikroaspirats verändert. Eine retrospektive [
8] sowie eine präspezifizierte Post-hoc-Analyse von Plazeboarmen dreier großer Studien des IPFnet (IPF Clinical Research Network) unterstützt diese Hypothese, da sie signifikant positive Effekte der antaziden Therapie auf den Verlauf der Lungenfunktion zeigte [
11]. Aus diesem Grund empfahl die internationale Leitlinie den Einsatz einer antaziden Therapie bei allen Patienten mit IPF [
12]. Allerdings konnten diese positiven Effekte in neueren Post-hoc-Analysen der Plazeboarme der Studien mit Pirfendon (CAPACITY- und ASCEND-Studie) sowie mit Nintedanib (INPULSIS-Studie) nicht nachvollzogen werden [
13‐
15]. Vielmehr ergaben sich Hinweise für ein möglicherweise vermehrtes Auftreten von Atemwegsinfekten unter antazider Therapie [
13]. Zudem wurde in Post-hoc-Analysen auch in Kombinationen mit antifibrotischen Therapien sowohl mit Pirfenidon [
14] als auch mit Nintedanib kein Anhalt für einen Vorteil der antaziden Therapie auf den Behandlungsverlauf gefunden [
15]. Die aktualisierte deutsche IPF-Leitlinie sprach sich aufgrund der widersprüchlichen Daten nicht für einen generellen Einsatz aus [
16]. Wegen der unklaren Situation stehen GERD und seine Therapieoptionen auch weiterhin im wissenschaftlichen Fokus und es bedarf randomisierter kontrollierter Studien, um mögliche Effekte auf die IPF einer antaziden Therapie zu überprüfen. Während eine antazide Therapie im Wesentlichen nur die Azidität des Refluats ändert, hat sie kaum Einfluss auf den Reflux per se. Daher gab es schon früh Überlegungen, ob eine chirurgische Therapie, eine Fundoplikatio, positive Effekte haben könnte [
10]. Eine jüngst publizierte randomisierte offene Studie untersuchte dies prospektiv. Auch wenn die Patientenzahlen niedrig waren, die Rekrutierung vor allem in einem Zentrum stattfand und die Ergebnisse im Wesentlichen nicht signifikant waren, zeigen die Daten jedoch, dass ein solcher Eingriff bei deutlich symptomatischen IPF-Patienten möglicherweise eine Stabilisierung der Lungenfunktion bewirken könnte und auch andere Endpunkte (z. B. Hospitalisierung) positiv beeinflusst werden könnten [
17].